Dienstag, 21. Juli 2015

Im Urlaubsmodus ..., 98. Tag




So, und dieses „so“ ist wirklich so gemeint, so, der schlimmste Teil der Rhone ist geschafft, wir sind heute (21.7.) zwar weiter unterwegs bei Gegenwind, Gegenströmung und Gegen-nd (Achtung Kalauer) – aber die Gegend wird zunehmend ansehnlicher, es gibt wieder Berge, Felsen und nach Valence beginnt dann auch die Gegend mit den Weinbergen – das kommt morgen.
 
Erste Schleuse im Kielwasser


Gestern Abend vor der Schleuse, habe ich statt der nötigen Dusche (die nicht möglich war) noch ein erfrischendes Bad in der Rhone genommen, um dann tief und fest, nur ab und zu geweckt von schleusender Berufsschifffahrt (auch nachts) dem nächsten Tag entgegen zu schlafen.




 
Das sind keine Schaumkronen, das sind Schwäne

Es wird ein bisschen unruhig

Um 6:00 Uhr schaltet die Schleuse auf Vorbereitung, erst um 7:00 Uhr bin ich durch, heuet stehen 3 Schleusen auf dem Programm, die zweite davon war wie schon auf der Hinfahrt ein kleines Problem – ich weiß zwar nicht was es diesmal war – auf der Hinfahrt war das obere Tor nicht dicht und die ganze Zeit donnerte das Wasser wie bei einem Wasserfall in die Schleuse 





 
Das sind Schaumkronen, keine Schwäne


– diesmal war eine Gruppe von sechs Tauchern versammelt – habe ich aber erst gesehen als ich oben war – die wohl irgendein Problem zu lösen hatten – mein Problem war da schon gelöst, aber zwischendurch hatte ich ziemlich zu kämpfen, um das Boot parallel zur Mauer zu halten – irgendwie war die Strömung mehr als unangenehm – Taucher ans Werk.






Neues ...

... und Altes


Als Ausgleich hatte ich heute einigermaßen Glück mit den Öffnungen der Schleusen, wir waren eine Gruppe von drei Booten, ich war der Zweitschnellste, so dass ich immer sicher dabei war – und bei der letzten Schleuse stand die Ampel schon auf Grün, wir mussten nur noch auf das komische Boot warten, das aussah wie ein Frachter, der gerade auf Tauchfahrt geht – Eigenbau der komischen Sorte.




 Um 15:00 Uhr dann kam der angepeilte Hafen von Valence in Sicht, hier war ich auf der Hinfahrt auch schon, ich bin nur mit Mühe in den Hafen gekommen, weil vor den Liegeplätzen ein Schlammbuckel die Einfahrt schwierig macht.


Sieht aus wie ein Frachter, derauf Tauchstation geht,
fährt aber als eigenständiges Boot über die Rhone,lol.



Heute hatte ich Hoffnung – Hochsaison! – dass der Buckel weg ist, leider war das nicht so, ein Motorboot von der Bootsschule hat mich netterweise durch den Matsch gezogen – mal sehen, wie das morgen früh bei der Ausfahrt klappt.






 



Ein netter Schwede, mit anscheinend perfekt ausgerüstetem Boot, einer Maxi von etwa 10 Meter, meinte, er würde „full power“ geben, er hat 10 cm mehr Tiefgang als ich.
Vielleicht lasse ich ihn vor …





Im Hafen dann die nötigen Arbeiten: Hafenmeister besuchen und bezahlen (19 Euro), guter Preis, duschen, Wäsche waschen, Diesel tanken an der Selfservice-Tankstelle, Boot und mich selbst mit dem Wasserschlauch abspritzen, Müll wegbringen und kleinere Aufräumarbeiten – gegen 18:00 Uhr bin ich mit allem fertig.
 
Große Wäsche auf der Rhone, Port de Valence
Das hört sich gar nicht nach Urlaub an, trotzdem bin ich seit heute Morgen wieder voll im Urlaubsmodus – ein großer Teil (über die Hälfte) der Rhone ist geschafft und die nervigste Strecke liegt schon hinter mir, am Ufer gibt es wieder etwas zu sehen, die Landschaft ist schön, es ist nicht mehr ganz so heiß – naja, sagen wir mal es ist nicht mehr so superheiß, aber superwarm ist es schon.

Jetzt in der Kajüte (19:00 Uhr) noch fast 36 Grad, aber es zieht ein frisches Lüftchen durchs Schiff – auszuhalten.

Unterwegs hatte ich wenig Stress, keinen zu starken Wind, Strömung auch ok, außer an der schon auf der Hinfahrt markierten Stelle in einem Schleusenkanal mit einlaufendem Nebenfluss, gute 3 Knoten Gegenstrom, aber das war nach 200 Metern vorbei.

Wenn man so dahin fährt kommt man ins Träumen. Ich spielte mit mir selbst mal den Seelenklempner und fragte mich „Gerd, was macht diese Reise mit Dir?“.

Nun, ich habe das Gefühl, dass ich nach den Berufsjahren einfach mal für eine längere Zeit etwas ganz Anderes machen musste, Etwas, dass mich auch fordert – aber eben etwas ganz Anderes.

Sozusagen ein Totalreset, ein STRG-ALT-DEL für die Seele, ein Seelenpeeling – wie man das auch immer nennen möchte.

Und ich glaube, ich habe mich sozusagen selbst runderneuert – ich habe etwas geschafft, hatte eine Menge Spaß dabei, habe interessante und neue Dinge gesehen und war mal über sehr lange Zeit mit mir alleine.

Jetzt freue ich mich auf zuhause, auf die Familie, auf den Rest der Reise und auf dass, was die Zukunft im vertrauten Umfeld bringt – das ist doch auch ein schönes Ergebnis und irgendwie ein befreiendes Gefühl.
Ausgeputzt Herr Doktor.







Montag, 20. Juli 2015

Hitzeschweiß oder Angstschweiß, die Rhone zeigt was sie kann und was nicht, 97. Tag




Die Wettervorhersage für heute (20.7.) sieht nicht so besonders aus, zwar Sonne (wie immer) aber starker Nordwind, in Böen 7 – das ist zwar noch kein Mistral, aber die Richtung ist dieselbe – und für uns hieße das – genau von vorne, dazu kommt die Strömung der Rhone.
Ablegen aus Avignon

Ich muss mich entscheiden zwischen einem weiteren Tag in der Affenhitze schmoren oder eine anstrengende (für mich und den eventuell den Motor) Fahrt in Kauf nehmen, Hitzeschwei? Oder Angstschweiß?

Ich entscheide mich für den Angstschweiß – man kann ja immer noch umkehren, wenn es zu doll wird.





Also los um 6:00 Uhr, denn ich will so weit wie möglich kommen – durch dieses Niemandsland der Rhone mit den wenigen Anlegestellen, der langweiligen Landschaft und den vielen Atomkraftwerken.
Morgenstimmung

Optimal wäre es, bis Valence zu kommen (da war gestern die Tour de France, leider verpasst) – aber dann muss alles klappen – mal sehen.

Morgens ist der Wind noch sehr angenehm, ich schwitze nicht, weder wegen der Wärme, noch aus Angst – bei diesem Wetter gefällt es mir an Bord in Fahrt ohnehin am besten – der fahrtwind kühlt so schön.





Dann die erste Enttäuschung, schon bei der ersten Rhoneschleuse nach einer Stunde Fahrt, muss ich 90 Minuten warten, weil die Berufsschifffahrt Vorrang hat – und es kommen 2 von hinten und einer von stromaufwärts.
Die Brücke ist immer noch nicht repariert

Schön - bis zur ersten Schleuse

Mist – Valence in weite Ferne gerückt.
Nach der Schleuse legt der Wind wie erwartet zu, es werden wirklich 7 Beaufort, sogar Wellen mit Schaumkronen kommen uns entgegen. Aber nicht besonders hoch und nur solange, wie der Flusslauf genau in Windrichtung liegt.






Allegro nimmt das ungerührt hin, der Yanmar Diesel schnurrt mit 2000 U/min und wir schaffen immer noch, trotz Wind und einigermaßen Strömung, meistens über 4 Knoten.

Und der Angstschweiß? Der trocknet sofort im Wind, wenn er überhaupt vorhanden war.





Da warte ich ...

... dass die da aufmacht
Angst eher weniger, schwitzen schon gar nicht – aber immer wieder die Gedanken, was jetzt tun, wenn irgendetwas (am schlimmsten der Motor) ausfällt – man kann das einfachnicht so leicht abstellen.


Zweite Schleuse, dasselbe Drama, ich drehe Kreise vor den rot-grünen Lampen (Vorbereitung), von hinten kommt ein Frachter, Lampe grün, ich hinterher, Lampe rot, ich zurück , um wieder zu kreiseln, es kommt noch ein Berufsschiffer, dann ist die Schleuse voll.



Ich funke die Schleuse an „La prochaine fois?“, „Oui, la prochaine fois“.

Dauert aber wieder 90 Minuten, weil auch noch ein Passagierschiff von oben kommt.

Die dritte Schleuse – meine Lieblingsschleuse „Bollène“, weil sie so hoch und so schnell ist, lässt mich „nur“70 Minuten warten, dann aber im Fahrstuhltempo 26 Meter nach oben.


... drin!

... und die Zügel in der Hand
Zwischen den Schleusen flotte Fahrt – das heißt relativ flott – denn die Rhone hat heute ihren wilden Tag und strömt mir ordentlich entgegen – aber 4 Knoten sind immer `drin, dank‘ Yanmar – zuverlässig- bleibt hoffentlich so.








Nach der Fahrt messe ich die Temperatur mit dem Laserthermometer, keine auffälligen heißen Stellen, 60 Grad direkt nach dem Abstellen – das ist o.k.


Irgendwann zwischendurch passiere ich die „Port de Soleil“, die Sonnenpforte – hinter der es (von Norden aus gesehen) keine Wolken mehr am Himmel gibt – immer Sonne, Sonne, Sonne.
Irgendwie bin ich froh, dass ich heute von Süden kommend durch die „Porte“ fahre – aber bisher keine Wolken – so ein paar Schönwetterwolken wären schon gut, kommt noch.



St. Etienne, schaut ganz nett aus, kommt aber zu früh.

Bollène, meine Lieblingsschleuse

Drinnen ist es auch "schön".

... und hoch (26 Meter Hub)

Es wird spät, zu spät für einen Hafen

Eine Nacht vor der Schleuse
Inzwischen sitze ich an Bord vor der vierten Schleuse (Chateau Neuf du Rhone), ich habe den Warteplatz als Übernachtungsplatz (natürlich ohne Strom Wasser und Dusche) auserkoren, denn bis Valance ist es nicht zu schaffen – schade.
























Morgen also nach Valence, dann nach Condrieu und dann nach Lyon – Rhone fertig!
Wenn das so klappt – und es ist anders nicht möglich, wegen der Entfernungen und der Schleusen – habe ich die Rhone in 5 Tagen erklommen – prima wäre das, auch wenn es mit mehr Schleusenglück noch ein Tag weniger hätte sein können.






Also die Rhone kann strömend sein, sie kann windig sein, man kann leider nicht pünktlich auf ihr sein und sie kann uns nicht aufhalten.

Zum Abschluss die Antwort auf die naheliegende Frage – warum die Hetzerei?






Nun, der Teil der Rhone hinter mir und der Rest der Strecke bis Valence gehört überhaupt nicht zu meinen Favoriten – keine Anlegestellen, geschweige denn Häfen, langweilige Landschaft (meist), viele Kraftwerke, betonierte Ufer – also: einfach nur durch da und gut ist – ich bin dabei, morgen mit frischen Kräften und weniger Gegenwind.

Sonntag, 19. Juli 2015

Über das Segeln und die Politik und die Kultur, 96. Tag

Meine Reise quer durch Europa dauert nun schon mehr als 3 Monate – Leben auf und mit dem Boot, es gefällt mir immer noch – mein kleiner Mikrokosmos hat alles, was ich brauche, wenn es auch immer mir Arbeit, Organisation und Vorbereitung zu tun hat – es ist kein Urlaub, der durch Nichtstun geprägt ist – im Gegenteil. Aber es ist schön.

Allegro, meine Dehler 32, ist aber ein Segelboot und kein Hausboot.
Also, wie ist es denn nun mit dem Segeln?

In nackten Zahlen ausgedrückt habe ich 6 Wochen gesegelt (also der Mast stand senkrecht) und dabei ungefähr 900 Seemeilen zurückgelegt.

In Wirklichkeit habe ich die Hälfte dieser Strecke – oder etwas mehr – die Maschine mitlaufen lassen, weil immer wieder Windlöcher unser Vorankommen behinderten oder der wenige Wind direkt von vorne kam, also Maschinenhilfe notwendig war.

Diese Statistik ist aber (wie mir andere Segler erzählt  haben) im Mittelmeer nicht ungewöhnlich, wir haben sogar noch einen recht großen Segelanteil.
Unterwegs in Avignon

Ich bin nach Mallorca gesegelt, um die Urlaubsinsel, die mir bei einigen Familienurlauben sehr gefallen hat, mal auf eigenem Kiel zu erkunden und selbst zu erfahren, wie es hier mit dem Segeln ist.
Nun, es ist nicht so, wie ich es erhofft hatte.

Die Winde um Mallorca, in dieser Jahreszeit meistens aus dem südlichen Quadranten sind nicht das, was man sich unter einem schönen Segelwind vorstellt – jedenfalls nicht als verwöhnter Ostseesegler.

Schon im Reiseführer stand „jedes  Cap hat seinen eigenen Wind“ und das stimmt.
Die Winde um die Insel sind tagsüber vor allem durch die Thermik beeinflusst, die Insel hat schroffe Berge und tiefe Täler, da kommen merkwürdige Ergebnisse zustande.
Ich fand es oft nervig, wenn man nach einem Cap, zu dem man aufgekreuzt war auf das anschließende Abfallen gesetzt hatte, aber der Wind einfach wieder „auf die Nase“ drehte.

Der zweite Punkt, der beim genussvollen Segeln eine Rolle spielt, sind die Wellen – und auch hier gibt es um die Insel so einige Dinge, die störend sind.

Überall Werbung für Theater

Wellen sind da, klar, es ist ja ringsherum offenes Meer – ist ja im Prinzip auch nicht schlecht. Aber, durch die meist felsigen Ufer werden die Wellen zurück geworfen, dazu kommen die allgegenwärtigen Motorboote, denen die Segler egal sind.
Also meist keine „schönen“ Wellen.
Plakate über Plakate

Unddie Veranstaltungen finden Zuspruch





Toll ist das Wasser, glasklar, blau bis grün, einfach eine Wonne es anzusehen und darauf herumzufahren.







Also insgesamt würde ich zum Segeln nicht nach Mallorca fahren, meiner Meinung nach kann man auf der Insel auf eine bessere Art Urlaub machen – und vor allem zu einer anderen Jahreszeit.
Denn die Hitze, habe ich ja nun oft erwähnt, macht einem schwer zu schaffen. Einheimischemeinten aber auch, dass es in diesem Jahr (2015) extrem heiß sei.

Schnorcheln und Tauchen gehört auch dazu, ist aber vom Boot aus nicht so ideal, wie man vielleicht denkt, denn – ich jedenfalls, als vorsichtiger Segler – würde nicht über oder in der Nähe von interessanten, felsigen Schnorchelgründen ankern.
Und an den guten Ankerplätzen ist eben nur Sand zu sehen – aber das Baden vor Anker oder an einer Boje ist wiederum toll.

Ist das Mittelmeer denn nun überhaupt ein gutes Segelrevier?
Ja, auf jeden Fall, vor der französischen und spanischen Festlandküste ist es mit Wind und Wellen angenehmer, aber (ich habe es nicht erlebt) auch gelegentlich recht rau.

Tolles Segeln hatte ich im Golfe de Lion, aber immer auch mit einem etwas mulmigen Gefühl, weil der Wind hier schnell zulegen kann und dann wenig Schutz da ist.

Diese ganze Zusammenfassung ist natürlich rein subjektiv und für die Segler hier auch nicht repräsentativ, denn sie haben alle größere Boote, unter 40 Fuß in den Häfen von Mallorca ist man schon ein Exot.

Bezeichnend ist aber trotzdem, dass ich auch bei den hier ansässigen großen Booten immer den laufenden Motor gesehen habe, egal ob mit oder ohne Segel.
Und Spinnaker, Gennaker?
Kein Gedanke, ich hatte zwar alles mit, aber kam nie auf die Idee solch ein Segel hochzuziehen.

Erstens lohnt sich der Aufwand nicht, wenn es am nächsten Cap alles wieder abgebaut werden muss – besonders als Alleinsegler und zweitens waren die Winde nie so, dass ich auf die Idee gekommen wäre, die großen Raumwindsegel herauszuholen.
Und ich habe die ganzen Wochen auf Mallorca keinen einzigen Spinnaker gesehen, außer bei kleinen Jollenregatten vor den Häfen, ab und zu.

Ich weiß es jetzt und bin froh darüber, dass es so ist und dass ich es jetzt eben aus eigener Erfahrung weiß, was für ein tolles Segelrevier wir mit der Ostsee und der dänischen Südsee vor der Haustür haben.
Zugegeben, in diesem Jahr (2015) scheint es nicht so besonders zu sein, aber mit Sonne und Wind – optimal.
Ich hoffe auf noch viele schöne Segeltage (auch entspanntere als im Mittelmeer) im heimatlichen Revier.

„Quer durch Europa“, auch ein politischer Aspekt ist für mich dabei.
Zunächst einmal, dass es überhaupt geht – für unsere Generation fast schon eine Selbstverständlichkeit, die man so hinnimmt – für unsere Kinder der ganz normale Zustand.

Aber- es war nicht immer so – das Land, in dem ich mich die längste Zeit aufgehalten habe –Frankreich – galt bis in die 50iger Jahre als der „Erbfeind“ der Deutschen, erst Adenauer und de Gaulle haben die freundschaftlichen und nachbarschaftlichen Beziehungen begonnen und ihre Nachfolger haben es weiter entwickelt.
Belgien und Holland haben unter der Naziherrschaft genauso gelitten wie Frankreich – all das ist Vergangenheit und begegnet einem kaum noch, jedenfalls nicht in  irgendwelchen Antipathien, wie Nazigruß und so weiter- was ich in den 70iger und 80igern noch erlebt habe.

Alle gehen untereinander und miteinander sehr freundlich um, Engländer, Schweizer, Holländer, Belgier, Franzosen, Spanier, Deutsche, Dänen, Schweden  – um nur die Nationen zu nennen, die einem am Häufigsten begegnen.

Geprägt war die Reise aber auch durch die ständigen Nachrichten über Griechenland und die Rettung der EU, über Merkel und Sipras und über Schäuble und Warumfragichs, oder wie der heißt.

Ein Urteil über die Verhandlungsergebnisse werde ich mir nicht erlauben, aber erledigt ist die Angelegenheit mit Sicherheit nicht - es wäre schön wenn sich in den nächsten Jahren alles zur Zufriedenheit lösen ließe.

Auch die Länder, in denen ich am längsten war, Spanien und Frankreich hatten und haben wirtschaftliche Schwierigkeiten – man merkt davon aber (aus Touristensicht) wenig.
Erstaunlich ist, dass man den Eindruck hat, den Spaniern (ehemalige Empfänger des „Hilfspaketes“ bzw. unter dem Rettungsschirm der EU) gehe es wirtschaftlich besser als den Franzosen – in den Häfen liegt mehr Kapital in Form von spanischen Schiffen herum und einige Städte in Spanien sind wohlhabend, das sieht man.

Um die Boote einmal als Indikator zunehmen, kann man erkennen, wo in Europa der Wohlstand zuhause ist.

Belgische Boote (es gibt viele) meistens teuer, groß (eher Motorboote) und bestens in Schuss, dasselbe mit holländischen Booten, davon sind aber nicht so viele unterwegs.
Die Engländer, entweder auf großen Luxusschiffen unterwegs, ganz extrem auf Mallorca, wo fast alle Supermotoryachten als Heimathafen London hatten (mag aber andere Gründe haben) – oder urig, als Aussteiger oder Weltenbummler auf merkwürdigen Kanalschiffen oder mit Ausrüstung überladenen Tourenseglern, nicht immer vertrauenserweckend – aber auf jeden Fall abenteuerlich.
Schweizer, wenig auf dem Meer, mehr auf Kanälen und mit schönen, gepflegten Schiffen.
Spanier, groß und teuer oder klein und kaputt, eine weite Spanne – aber die Mehrzahl der Boote in Spanien gehört anscheinend ohnehin den Ausländern, den Europäern.
Last but not least, die Franzosen, die in ihren Häfen eine Menge Seelenverkäufer herumliegen haben und diese auch nutzen, aber dazwischen auch immer wieder hochkarätige Regattaschiffe – schließlich ist Segeln hier fast so ein Nationalsport wie Rennradfahren.
Sportler wie  Eric Taberly, als „Urvater“ ganzer Generationen von bekannten (Einhand)regattaseglern, kennt hier fast jedes Kind.

Und die Deutschen und Skandinavier, davon am meisten die Dänen?
Meistens auf guten Booten unterwegs, aber absolut in der Minderzahl – und vom Kapitaleinsatz her gesehen, eher gut bürgerlich. Vielleicht ein Hinweis auf die breitere Einkommensverteilung in diesen Ländern, die Schere zwischen arm und reich ist nicht so groß wie woanders und der Lebensstandard ist generell erfreulich hoch aber breit verteilt.

Allerdings sind die Deutschen auf Charterbooten (Bavaria, Jeanneau, Dufour …) um Mallorca herum absolut in der Überzahl – ein reisefreudiges Völkchen sind wir also.

Und die Klammer um all das, die vielen Menschen, die vielen unterschiedlichen Lebensumstände – ja, ich glaube daran, es ist der EURO und die EU.
Etwas auf das wir in Europa stolz sein können und das für den kleinen Segler mit dem kleinen Boot und der vielen Zeit sich alles anzusehen, absolut bewahrenswert ist.
Schwer was los

Für welches Stück macht der wohl Reklame?


Und der heutige Tag (19.7) in Avignon?
Hitzerekord im Schiff mit 39,6 Grad und Theaterfestival in der Stadt, mit unzähligen Theatertruppen aus der ganzen Welt, die auf den Straßen und Plätzen Reklame für ihre Aufführungen machen – und die Leute stehen Schlange vor den Theatern – puhhh, bei der Hitze.



Aber Kultur hat hier anscheinend einen hohen Stellenwert – ich habe mich interessiert umgeschaut, die Kultur den Anderen überlassen und alle Vorbereitungen für die Weiterfahrt abgeschlossen.