Freitag, 15. Mai 2015

In Dun-sur-Meuse und im WLAN, 30. Tag

Heute (15.5.) ganz entspannte, kurze Etappe, weil wir sonst nicht bis Verdun kommen würden. Auf der Strecke morgen (nach Verdun) sind 9 Schleusen - und alle mechanisch (also keine Automatik), dazwischen wenig Gelegenheit zum Anlegen - also eine Tagesetappe - also morgen.
Die Brücke war auch schon vor uns kaputt.

Heute sind wir schon gegen 12:00 Uhr im netten, etwas verschlafenen Ort Dun-sur-Meuse gelandet.
Wasser, Strom, Dusche, alles da - und ein WLAN, das den Computernutzer vor Begeisterung juchzen läßt - und umsonst - Preis 8 Euro.

Also wird Allegro zum Internetcafé, um die Blogartikel von den letzten drei Internet-Verkümmerten Tagen mit Fotos zu garnieren, den Artikel von gestern zu laden und den (wegen Arbeitsüberlastung) heute kurzen Blog zu schreiben.
Am Gemeindesteg von Dun-sur-Meuse.




Nach der Ankunft wurde Wasser gebunkert (Gardena-Falt-Schlauch) quer über die wenig befahrene Strasse zum Wohnmobilstellplatz (ja, schon wieder!).









Der Ort mit Kirche auf dem Berg. Fromme klettern eben.


Dann auf dem Weg zum nahen Supermarkt, Rast im Café d 'Ecluse (auch mit WLAN - wir nähern uns der Zivilisation), und nachmittags bloggen, chillaxen und genießen - ach ja und duschen!
Blick von der nächsten Schleuse zurück auf Allegro.

Schleusencafé.

Die sanitären Anlagen in den Häfen sind um Längen besser, diese ist im Schleusencafé.

Morgen heißt es Abschied nehmen von Carsten, der wieder nach Flensburg muss, um zu arbeiten.
Ja, das gibt es auch noch - aber war schön mit Carsten, dem Schiffsingenieur.

Der Reiher an sich, das Global Positioning System und der Kabelbinder an sich, 29. Tag



Heute (14.5.) fing alles gut an, wir kamen flott aus den Federn, leckeres Frühstück, problemlose Abfahrt aus von unserem Spezial-Liegeplatz, völlig umsonst und völlig ohne Komfort - aber toll - irgendwie.
Keine Steine, keine Grundberührung, nichts Aufregendes und die erste Schleuse war schnell passiert.
Nach dem Stress mit dem Cheval (tscheewall, das Pferd) gestern haben wir uns einen entspannten Tag aber auch redlich verdient.

Doch was lehrt die Erfahrung meiner inzwischen 4-wöchigen Fahrt quer durch Europa?
Immer, wenn es besonders easy zu sein scheint – dann kommt was!

Dieses Mal war es wieder einmal eine kaputte Schleuse, 2 rote Lichter, also defekt.
Wieder Handy ´raus, (muss man also unbedingt dabei haben, den vor den Schleusen kann man kaum anlegen, so dass das dort installierte Nottelefon schwer zu erreichen ist)- erster Anruf, falscher Kanalabschnitt, aber die Dame hat mir nett die richtige Telefonnummer diktiert – nur wusste sie nicht, dass ich mit den Zahlen auf französisch nicht so fit bin (ist auch schwer, oder?), war das nur quatorze oder quatre vingt und was bedeutet was?
Leider hat sie die Nummern nicht einstellig diktiert, denn bis 10 zählen kann ich noch.
 
Nicht sexy - dislike.
Trotzdem der nächste Anruf klappte (mit Gegencheck im Kanalhandbuch) und mir wurde gesagt, Hilfe sei unterwegs. Die kam dann auch, aber erst nach fast einer Stunde, damit war unser wieder ehrgeizig gesetztes Tagesziel für diesen Tag erledigt – neues Ziel Stenay, statt Dun-sur-Meuse.

Das war ein wenig ärgerlich, denn so verlieren wir einen ganzen Tag, denn der nächste Abschnitt bis Verdun war so nicht in einem Stück zu schaffen – zu viele Schleusen und noch dazu welche ohne die an sich prima funktionierende Automatik.

Na ja – ist ja Urlaub, der Weg ist das Ziel und nur keine Aufregung – wie mir Andrea per whatsapp mitteilte.
 
Wie zuhause, ein schöner "Weg der das Ziel ist".

Aufpassen!!

Unterwegs immer wieder der Blick auf’s Echolot (alles gut, tief genug) und auf die Anzeige von SOG (Speed über Grund) und KTS (Knoten laut Logge, also durch Wasser) – an der Differenz erkennt man die Strömung. Immer öfter zeigte das GPS (das Global Positioning System) SOG gleich Null.





Das kann mal passieren, wenn die Antenne abgedeckt ist, aber heute passierte das immer wieder, kurz beschrieben funktionierte das GPS wie ein Blinker am Auto: geht-geht nicht-geht-geht nicht …, das soll aber nicht so sein.

Und - ehrlich - mich nervt es tierisch, immer auf ein defektes Instrument zu glotzen, nein, es muss schon alles funktionieren.





Also Diagnose-Ideen gewälzt, Abhilfe-Methoden abgewogen, woran liegt‘s? Am Kabel wackeln, Antenne ausrichten …
Nach einiger Zeit merkte ich, dass die Anzeige sofort wieder da war, wenn ich meine Hand sanft streichelnd über die Antenne bewegte – das kann aber auch nicht die Lösung sein.
 
Jedenfalls auf Dauer – ich bin zu dem (leider, wie ich manchmal denke) eher der weniger zärtliche Typ, und habe schon gar keine Ambitionen, meine GPS-Antenne mit zärtlichen Streicheleinheiten gnädig zu stimmen.
Wahrscheinlich fungiere ich beim Handauflegen als zusätzliche Antenne, der empfang stabilisiert sich – Fehler also im Kabel – wird weiter untersucht.
Das Gerät ist auch im reiferen Alter, vielleicht muss mal eine neue Antenne, samt Kabel her?
 
Wie konnten andere generationen bloß ohne das existieren?
Die ersten Versuche, das GPS anders zu befestigen und eventuelle Feuchtigkeit zu eliminieren ließen mich jedenfalls philosophisch motiviert über die Errungenschaften der Technik grübeln.
Besonders der unscheinbare Kabelbinder hatte es mir angetan und schließlich konnte ich es auf die einfache aber zutreffende Weisheit destillieren: 

Ein Leben ohne Kabelbinder kann sinnvoll sein, ist aber nicht möglich (frei nach Loriot’s Mops-Weisheit).
Von den Möpsen Loriot’s nun zu den Tieren, die uns hier begegnen.

Der allgegenwärtige Kormoran und die gemeine Graugans, die die ersten Wochen dominierten, sind dem majestätischen Graureiher gewichen.

Einer von gaaaanz Vielen.


Davon gibt es hier jede Menge, heute habe ich bei etwa 25 aufgehört zu zählen (obwohl ich auf 
deutsch gezählt habe, und damit weiter käme).
Diese großen und geradezu gelangweilt fliegenden Vögel sind eine Augenweide, allerdings habe ich manchmal fast Angst, dass sie mir auf’s Boot fallen, wenn sie ´drüber fliegen – eben weil sie so langsam fliegen. Man wundert sich, dass sie oben bleiben.



  
Zudem scheinen sie ein wenig doof zu sein, denn immer wenn Allegro ankommt, fliegen sie auf, um sich 100 Meter weiter wieder an’s Ufer zu stellen – und dann wieder gestört zu werden. Ungefähr drei Mal geht das so, dann drehen sie eine Kurve und landen hinter dem Boot – dazu gelernt.

Außer den eleganten Vögeln gibt es hier eine Menge Angler, die meisten im Tarnanzug (wahrscheinlich praktisch) – und zum Glück ziehen sie ihre Angeln ein, wenn wir vorbeifahren. Eine Angelsehne im Propeller – das fehlte noch.

Also Angler und Graureiher, scheint logisch, denn beide essen Fische.

Immer wieder Wohnmobile ...unterwegs...




Kurz vor Dienstschluss der erreichen wir Stenay, einen hübschen kleinen Hafen, in dam man sehr schön liegt – zudem umsonst, denn niemand kommt zu Kassieren. Die Dienstzeiten der Capitainerie sind aber auch merkwürdig, von 8:30 Uhr – 17:30 Uhr. Da sind die meisten unterwegs.



... und im Hafen von Stenay. Nächstes Jahr mit Familie? Wäre gut!

Den Code der Duschräume gibt uns dann eine Gruppe Wohnmobilisten aus Belgien, auch davon gibt es sehr viele hier.
Nach der Körperpflege geht’s ins Restaurant Le Chanzy, sehr lecker, Flasche Wein dazu, ich leckere Pizza.

Carsten probierte etwas mit einem sehr schönen Namen, aber „très special“, wie die Kellnerin erklärte – war es dann wohl auch, ich habe nicht probiert, aber Carsten mit einem Teil meiner zu großen Pizza vor dem sicheren Hungertod gerettet.

Trotzdem schönes Restaurant, habe ich auch im Gästebuch vermerkt und dazu die Adresse des Blogs geschrieben, um die Leserzahlen auch aus Frankreich in astronomische Höhen zu treiben.

Bei 5000 Zugriffen gibt's einen Sekt - bald soweit.