Mittwoch, 24. Juni 2015

Bilder-Buch-Segel-Tag, 70. Tag



So schön es in Palma auch ist, weiter geht´s am 24.6.
Auf dem Plan steht La Rapita, der Hafen gegenüber von Cabrera und der Hafen mit dem tollen Strand.

Silber - Reichtum an Eindrücken



Die Windvorhersage ist nicht gerade so, dass dieser Hafen der logische nächste Zielpunkt ist. Nordost mit Böen um 6 für die Bucht von Palma und Ost mit Böen um 6 für die Strecke nach dem Cap Negro, am Ausgang der Bucht von Palma.
Wo liegt das Ziel, genau – im Osten.


Palma - auf Wiedersehen

Am blauen Himmel ein Flieger, kurz vor der Landung - alle 5 Minuten



Aber, wie ich gelernt habe, man weiß ja nie, die Caps und so …
Ich hoffe also, dass die Vorhersage für die Bucht von Palma stimmt, dann hätten wir raumenWind und schnelle Fahrt, ungefähr 14 Meilen bis zum Cap Negro. Von dort dann nur noch 8 Meilen bis zum Hafen, möglicherweise mit Wind von vorne, aber je näher wir dem Hafen kommen, desto mehr Landschutz werden wir haben, also weniger Wellen.


Und außerdem dreht der Wind an den Caps ja oft, in Landnähe sowieso – und bei Wind genau von vorne ist jede Drehung willkommen. Man kann sich eben alles schönreden.
 
Cap Negro voraus - tolles Segeln



Aber, oh Wunder, diesmal geht mein Plan auf – es wird ein toller Segeltag.
Bis zum Cap Negro mit bis zu 6,5 Knoten über Grund, ab und zu etwas böig. Dann, wie vorhergesagt, Wind von vorne, aber mit wenig Welle, wie schon in der Bucht von Palma.








Noch mehr Silber

... und Blau


Etwa so viel Welle, wie in der Flensburger Innenförde bei Ostwind, weiter draußen dann so wie in der Außenförde bei Ostwind und noch weiter draußen, dann wie in der Kieler Bucht bei Ostwind.
Palma verschwindet im Dunst


 Ich fühle mich also wie zuhause – Ostseesegeln mit Sandalen, ohne Socken, kurzer Hose und T-Shirt – und Schwimmweste, klar.

Meine Taktik: Innenförde, volle Pulle, immer weiter. Außenförde, bei einem günstigen Winddreher, Wende und hoch am Wind zurück Richtung Küste, das klappt gut, zumal der Wind ja vor der Küste immer die Tendenz hat, etwas rechtwinklig auf das Ufer zu treffen – ich kann also ein paar Meter herausschinden.



Cala Pi, dicht vorbei

Sobald ich die Wellen der Kieler Bucht erreicht habe, Wende und einen Schlag Richtung Land – gegen die höheren Kieler-Bucht-Wellen kann ich die Höhe sowieso nicht so gut halten, wie in der Innen – oder Außenförde.
Da ankert einer - bisschen gruselig, bei 6 und Legerwall

Südküste von Mallorca, schön und felsig

Windig und schön

Fast zu früh bin ich dicht vor dem Hafen, auf türkiesblauem Wasser – hier ist eben toller Sandgrund, bis zum Strand. Ich habe vom Ablegen bis zum Anlegen genau 5 Stunden Segelspaß gehabt, auf der Logge stehen 28 Seemeilen über Grund. Eigentlich sind es nur 22 Meilen, das wäre aber direkter Kurs, durch die Kreuzschläge sind es etwas mehr.





Die Entfernungen hier sind gut machbar, 5 Stunden ist nicht zu viel, in der Ostsee ist es bis zum nächsten Hafen manchmal weiter – zumal ich an einigen Häfen vorbeigefahren bin. Zum Beispiel an Arenal – nahe Ballermann – da werde ich auch mal vorbeischauen.







Außerdem bin ich dicht an einer der schönsten Buchten, der Cala Pi, vorbeigekommen. Ich kenne die Bucht vom Landurlaub mit Familie, sehr schön – aber heute würde man dort auf Legerwall liegen (Wind drückt das Boot auf´s Land) und das dicht vor den Felsen. 
Tief in der Bucht ist es dann sehr eng, das wäre für mich alleine auch zu stressig: Anker werfen, dann schnell Leine an einen Felsen an Land ausbringen, weil man vor Anker nicht schwoien kann – zu eng und das alles einhand und mit den Felsen in unmittelbarer Nähe.
Das wäre nichts für mich, ich würde auch nachts kein Auge zutun – mal sehen, vielleicht kommen ja noch einmal die idealen Bedingungen für so eine Bucht – und wenn nicht ist auch egal, schöne Plätze hatte ich eigentlich jeden Tag.
 
Ein toller Törn
Der Hafen von Rapita bietet alles, ist aber auch hochpreisig (63 Euro), im Vergleich zu Andratx ist das zu teuer – allerdings ist die Mole beeindruckend hoch, also ist hier investiert worden – und das muss ja irgendwie wieder hereinkommen. Aber schön ist es hier.








Der Plan direkt hinter dem Boot
Die Gastlieger (für ein oder zwei Tage) machen alle direkt an der Hafeneinfahrt fest, mit Heck zur Pier und Muringleine am Bug. Da heute starker Seitenwind herrscht gibt es, nachdem man selbst festgemacht hat bestes Hafenkino, dass ich mir auch nicht entgehen lasse, als neben mir der Platz besetzt ist und ich sozusagen „sicher“ liege.
Noch ohne Nachbarn, freie Sicht auf die Ausfahrt

Nicht weit zum Traumstrand

Inzwischen "eingepackt" zwischen Größeren - wie immer.

Die Marineros helfen zwar, indem sie die Heckleinen annehmen, um den Poller legen und zurückgeben und dann die Muringleine ´rüberreichen – und sie halten das Heck auch von der Pier ab, aber man muss schon ein bisschen fix sein – oder zu zweit eingespielt – und nicht so, wie der deutsche Charterer, der den Motor die ganze Zeit eingekuppelt ließ und sich die Muringleine um die Welle oder den Saildrive gewickelt hat. 







Tauchgang war fällig, aber das Wasser ist ja warm. Und alle gucken zu – unangenehm, aber so ist das beim Hafenkino, wenn man unfreiwillig zum Hauptdarsteller wird.







 
Am Beach gibt´s auch ´n Pils
Morgen bleibe ich hier, Strand, baden, chillen, übermorgen geht´s auf die Insel Cabrera, direkt gegenüber, 12 Meilen entfernt. Dort wartet die reservierte Boje auf mich.
Cabrera am Horizont auf türkiesem Wasser

Effektive Bootsstapelei
Jetzt habe ich Kohldampf, denn ich habe lange auf die Marineros gewartet, um den Papierkram zu erledigen – das könnte besser organisiert werden – aber sonst sind sie nett – wieder dabei ein perfekt deutsch sprechender – ist aber ein Spanier, der lange bei seiner Oma in Deutschland gelebt hat. 

Energie ohne Landstrom - 4,6 gehen ´raus
für den Kühlschrank (zeitweise), 4,2
kommen ´rein (dauernd), mit einem Panel.
Passt!




Solche Leute trifft man oft (wie den Eisverkäufer in Palma und den Kellner in Andratx) – auch ein Mosaiksteinchen zu meinem Bild von Europa, das ich mir „erreise“ und das mir richtig gut gefällt.

Dazu gehören auch die Russen, die oft auf großen Charterbooten unterwegs sind und irgendwie anders sind als die anderen.







Gehemmt, andere Mentalität – ich weiß es nicht, jedenfalls bleiben sie unter sich und nehmen wenig Kontakt zu Bootsnachbarn auf – sind aber nicht unangenehm – nur irgendwie anders eben.
Auch das gehört zu meinen „europäischen“ Erfahrungen.