Freitag, 1. Mai 2015

Auf historischem Boden, da schwimmt was, und von Plänen – und was daraus wird, 16. Tag.




Heute ist der 1. Mai (Tag der Arbeit) und gestern Abend war dementsprechend „Tanz in den Mai“, in der Marina Recke, in der Nähe von Bergeshövede.
Ich kann sagen, ich war dabei. Zwar nicht mittendrin aber dabei.

Scheint eine ganz nette Party gewesen zu sein, im Festzelt 80 Meter von meinem Liegeplatz, jedenfalls wurde ich bis morgens um 4:00 Uhr von Partymusik im Schlaf unterhalten (nicht unangenehm) und Helene Fischer hat mich höchstpersönlich, atemlos, in den Schlaf gesungen.
Netter Hafen, gelungener Abend nach dem großen Wäschewaschen, mit Bratwurst und eben der Helene.
Ganz früh, dazu einen Kaffee, ich genieße es.

Nach dem Auslaufen, wieder um 5:45 Uhr, kennt man ja schon, zunächst die letzten 15 Kilometer bis zum nassen Dreieck (von dem ich mir insgeheim mehr versprochen hatte), die letzten Kilometer also im liebgewordenen Mittellandkanal.
Kilometer "1" im Mitellandkanal - Ende für uns.

Doch der Neue, der Dortmund-Ems-Kanal,  ist auch nicht schlecht.
Ich wandele auf historischem Boden, bzw. schippere durch historische Wellen.
Der Kanal wurde zwischen 1891 und 1899 gebaut, und zwar um die Rohstoffe (Kohle) und Industriegüter (Waffen, Munition) aus dem Ruhrgebiet an die Nordsee zu schaffen und dort die kaiserliche Flotte in Emden und Wilhelmshafen zu versorgen.
Aus den großen Flottenplänen Kaiser Wilhelms II. wurde nichts (es waren nur flotte Pläne), wie jeder weiß, der einmal den Roman vorn Erskine Childers, „Rätsel der Sandbank“ gelesen hat – lohnt sich und wurde auch prima verfilmt (ZDF ?).

Hier ist "nix" los

Smoke on the water.

Selbststeuerung - schnur gerade aus.
Aber kaiserliche Zeiten sind lange vorbei und ich profitiere trotzdem mit der schönen Kanalfahrt, sozusagen von der militärischen Logistik des amtierenden Hohenstaufen.
Irgendjemand hat einmal gesagt, der Krieg sei der Vater allen Fortschritts.
Soweit würde ich nicht gehen, aber zerstörte Teile müssen wieder aufgebaut werden, also Fortschritt, und die Technik überbietet sich in immer neuen Rüstungsfinessen – auch Fortschritt. 

 
Ein Hafen unterwegs - im stillgelegten Kanalteil, alte Fahrt.




 Vielleicht wäre „Wettbewerb belebt das Geschäft“ der bessere Spruch, eben auch militärischer Wettbewerb.
Heute eine Urlaubsgegend, das hätte der KaiserWilhelm nicht gedacht.

Schön -und riecht gut ...


Ich bin froh, dass ich nicht von Zerstörung profitiere, sondern allein vom Großmachtstreben des Deutschen Reiches, aus dem bekanntlich nichts geworden ist.
Genug Abschweifungen, der Kanal ist schön, teilweise schnurgerade, es ist fast nichts los – ideal, um immer wieder die Selbststeuerung laufen zu lassen – es geht einfach immer langte Strecken geradeaus, ich habe den Kanal für mich allein – Urlaubsgefühl stellt sich ein, das Wetter ist ebenfalls „Kaiserwetter“.
Alle Brücken fast gleich.



Der Kanal ist übrigens nicht altmodisch, er wurde sicherlich oft erweitert und modernisiert, außerdem sind alle Brücken richtig modern – aber auch alle gleich, zumindest fast.





 
... manchmal auch von unbekannten Künstlern aufgepeppt.


Der kostenlose Sinnspruch des Tages


In den Kanälen schwimmt so Einiges herum, im Mittellandkanal viele Zweige und Äste, die in der Schraube ganz schön rumpeln können – also ausweichen, im Dortmund-Ems-Kanal eher Tiere.


Leider auch ab und zu tote, denn die Spundwände auf einigen Strecken verhindern, dass ein Tier wieder ans Ufer kommt, wenn es einmal im Wasser ist.
Ich habe einen Hasen gesehen, ein kleines Reh und ein brasilianisches Wasserschwein, jedenfalls sah es so aus, mit Fell, größer als ein Hase und Nagetiergesicht, alle samt als Wasserleichen. Allesamt innerhalb von einer Woche, nicht alle heute.
Für Menschen sind an den Spundwänden übrigens alle 20 Meter Leitern angebracht.

... einer von den "Coolen"
Aber es schwimmt noch mehr, Wasservögel, und wie - und alle verhalten sich anders, wenn ich darauf zufahre.
Jede Menge Kormorane gibt es, wenn ich ankomme, tauchen sie erst weg, um dann aber doch „Schiß“ zu kriegen und wegzufliegen. Cooler sind da die Haubentaucher (sind wohl welche?) die ebenfalls kurz vor dem Bug wegtauchen und dann ganz cool neben dem Boot wieder hoch kommen, als ob nichts gewesen ist. Ich habe jedes Mal Angst, dass es Fricassé gibt – coole Viecher.
Die Enten warten bis zuletzt und lassen sich dann oft fast von der Bugwelle beiseite schwemmen, die Schwäne weichen sehr rechtzeitig aus.
Vielleicht haben die Kormorane einfach ein schlechtes Gewissen, bisschen verschlagen sehen sie ja auch aus, fast wie ein kleiner Velociraptor mit Federn.




Zum Entspannen das Rätsel des Tages: Was ist ein Düker?
Meine Pläne sahen für heute vor, bis zum MYC Kanalstadt Datteln zu fahren, Kanalkilometer 39 in der „alten Fahrt“ Lüdinghausen, so nennt man stillgelegte Kanalteile. Deshalb habe ich gestern dort angerufen und mich nach der Tiefe erkundigt, „kein Problem“ – war es aber doch, ich saß 20 Minuten auf einem Schlickhaufen vor der Hafeneinfahrt fest, wenig mitfühlend betrachtet von einem älteren Paar auf einer fetten Motoryacht.





Nachdem ich mit meiner Schraube (vor und zurück, Ruder rechts, links und wieder…) das halbe Kanalbett aufgewühlt hatte, war ich wieder frei und konnte weiter – auf zum nächsten Versuch und zum nächsten Hafen. Warum rufe ich eigentlich extra an?

Einfahrt vorbereitet...


Da geht's rein - zu flach? Mal probieren ...
 Der nächste Hafen ist dann der Dortmund-Ems Y.C., in der „Alten Fahrt Olfen“ – ich war nach den Erfahrungen auf’s Schlimmste gefasst – und würde auf das Positivste überrascht.
Alles gut - eine Idylle und super Duschen!

Da hinten (300 Meter) der Dortmund-Ems-Kanal
Idyllisch gelegen, sehr ruhig, nur 300 Meter vom Kanal ab, mit einem super tollen Sanitärbereich, gemütlichen und netten Leuten, die ehrlich nach dem „woher-wohin“ fragen (keine Selbstdarsteller, wie so oft) –einfach richtig hyggelig.
Natürlich sind hier auch alle so gut ´drauf, weil Dortmund  gerade im Elfmeterschießen die Bayern aus dem Pokal geworfen hat – spannend, ich hab’s gesehen.
Sehr empfehlenswerter Hafen – prima.



Morgen geht‘s zum Rhein, 5 oder 6 Schleusen – ach ja – heute die Schleuse Münster, keine Probleme, obwohl die angekündigten Schwimmpoller nur auf der Backbordseite waren – und da lag ein Frachter – aber ging auch so alles glatt (Bug-Heck-Universalspring-Technik).