Samstag, 18. April 2015

3. Tag, Großenbrode – Lübeck, Ende mit Ostsee



Ich habe mir für heute vorgenommen keine Albernheiten zu schreiben,  nur seemännisch Interessantens, deshalb die knappe Überschrift und (wohl) nur das Nötigste zum Törn.
Ausgelaufen mit dem Sonnenaufgang, 6:00 Uhr, Richtung Süden, 
Im Morgengrauen  ... wann darf ich mal Auspennen?

Ansteuerung Travemünde um 10:00 erreicht, Passathafen in Travemünde passiert um 10:30, damit haben wir die Ostsee verlassen, Trave aufwärts, Ankunft in Lübeck vor Hansahafen um 13:00, Fahrtzeit 7 Stunden, 35 Seemeilen über Grund.
Travemünde in Sicht
Die Flaschenpost wird entsorgt (darf man das so sagen?)



Besonderheit: Vor Travemünde wurde die erste Flaschenpost der Seglervereinigung Flensburg versenkt bzw. zu Wasser gelassen.




Passathafen, bei schönstem Wetter

Idylle in der Trave












"Angler säumen seinen Weg..."














Das Ziel ist in Sicht

Kurz und knapp bis hierhin, doch erstens kommt es anders und zweitens …

Hansa Hafen: Kein Strom, keine Wasser, nix - dafür umsonst...
Um 13:00 vor dem Hansahafen angekommen, musste ich feststellen, dass der Hafen offensichtlich nicht mehr existiert (als Marina jedenfalls), sah alles trist aus, nicht hyggelig, also weiter zum empfohlenen Hafen der Motoryachties aus Lübeck. Quer durch einen Teil der Altstadt, durch parkähnliches Gelände ging es zum LMC.


Das ist schön, führt aber nicht zum Ziel ...




Nach der Beschreibung in meinem „Reiseführer“ zu deutschen Binnengewässern erwartete ich was Nettes. Auch das wurde nix, kein freier Platz, wenn, dann zu flach, der einzige freie Platz verweigerte mein Eindringen mit einer sanften Grundberührung im Matsch – naja ginge auch ohne Festmacher hier… Nee, also doch Hansahafen, zurück tucker...tucker, mein Echolot zeigt zwischen 60 und 90 Metern Tiefe an. Hallooo, real ungefähr 2 Meter, wahrscheinlich so schlammig, dass kein vernünftiges Echo zurückkommt.



Wieder im Hansahafen – mit leichten Grummeln im Magen längsseits an der von Schwell betroffenen Pier festgemacht, um dann zu erfahren, dass es weder Wasser, Strom, geschweige denn eine Dusche gibt. Toiletten öffentlich an der nächsten Kreuzung. 
Hat etwa der G7-Gipfel den Hafen entfernt?
Die Stromsäule steht zwar da, aber ...
Nach einem kurzen Innehalten, mit seufzendem Beklagen meines Schicksals, fasse ich neuen Lebensmut und schmeiße die Leinen wieder los – dieser Platz ist nichts für mich, endgültig, aus! und Basta.
Später erfahre ich, dass sich der Betreiber angeblich mit der Kasse aus dem Staub gemacht hat, erst vor Kurzen, wie ich höre, sonst wäre es auch ein Trauerspiel, diese im „Reiseführer“ als  neue Marina angepriesene Anlage so versiffen zu lassen.

Inzwischen ist es 16:00, zurück Richtung Ostsee finde ich einen lauschigen Yachthafen auf der Insel mit dem romantischen Namen „Teerhofinsel“, viel los hier, ganz nett, lauschig auch insofern als man gelegentlich dem vorbeifahrenden Regionalzug lauschen kann. Ich denke jedesmal, ohh, so viel Wind, da kommt 'ne Hammerboe - falscher Alarm, ist ein Zug. Eigentlich bin ich in Bad Schwartau, zu erkennen an dem bekannten Marmeladenschild auf der anderen Uferseite.

Im Ernst, hier gefällt es mir, ich bleibe.

Nach diesem Tag, der 11 Stunden nach dem Auslaufen mit Festmachen einen Schlusspunkt findet (abgesehen vom Aufräumen, Vorbereitung für die erste Schleuse morgen, Umstellung des Funkgerätes auf ATIS, Diesel besorgen, Blog schreiben usw.), sage ich mir:
Soviel Abenteuer schon am 3. Tag, wer hätte das zu träumen gewagt.

Fazit meiner "kleinen Hafenrundfahrt", Grossenbrode = sehr zu empfehlen,
Hansa Hafen Lübeck = Schuss in den Ofen, LMC = kleine Motorboote und Ruderboote ok, sonst weiterfahren!

Und mein Marzipanbrot kaufe ich im Supermarkt - soooo, haste' davon Lübeck!

Aber schön war es irgendwie doch ...
...freue mich auf Morgen.