Heute (2.5.15) habe ich
mir fast ein Ausschlafen gegönnt, erst um 5:45 Uhr aufgestanden und um 6:30 Uhr
los. Es war so gemütlich in meiner Koje und so schöne ruhig in dieser Alten
Fahrt Offen, hätte noch länger bleiben können…
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Ausfahrt- an die Arbeit, wenn Arbeit doch immer so wäre. |
Manchmal ist es
ein wenig wie morgens zur Arbeit, die Pflicht ruft, erst denkt man Schei… , und
dann macht es doch irgendwie Spaß.
Also heute hatte
die Morgenstunde jedenfalls eher Blei im Arsch als Gold im Mund.
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Mein "Schleusen-Kumpel", "Charisma". |
Nach ungefähr
einer Stunde liegt auch der Dortmund-Ems-Kanal hinter mir und es beginnt in
Datteln der Wesel-Datteln-Kanal, der im Rhein endet, auf dem Weg liegen 6 Schleusen,
alle mit zwischen 6 und 8 Metern Hub, aber in Richtung Rhein nach unten.
Ist ja leichter
als nach oben geschleust zu werden, denkt man, stimmt auch, aber es gibt eine
gefährliche Situation dabei.
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Poller, ungefähr alle 2 Meter (vertikal) |
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"Rhenus Charisma", der korrekte Name. |
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Sieht aus wie ein riesiges Fallbeil. |
Da bei mir der Mast
auf dem Boot liegt und vorne und hinten etwa 1,20 Meter übersteht, muss man
sehr genau - und es muss zudem noch
relativ flott gehen - darauf achten, dass das Boot parallel zur Schleusenmauer
liegt. Wenn nicht, kann der Supergau passieren, der Mast steht vor dem
Herunterschleusen schräg über der Kante, es geht bergab, der Mast bleibt oben
hängen – und man kann nur spekulieren, was zuerst bricht, der Mast, die
Halterung?
Jedenfalls wäre so etwas das Ende der Reise – also Aufpassen.
So schwer ist es
auch nicht, man muss eben richtig aufpassen, zumal in den Schleusen für die
Berufsschifffahrt – das sind alle im heutigen Kanal – für Sportboote eigentlich
nur einen Poller zum Befestigen haben, der nächste ist zu weit weg, besonders,
wenn man alleine ist.
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"Universalspring" am Wartesteg (in der Schleuse fehlt die Zeit für Fotos) |
Die Universalspring
hat sich dabei bewährt – wenn ich mit ausgestreckten Armen in der Mitte des
Bootes stehe, bilde ich mit der Leine fast so etwas wie eine Vor- und Achterspring,
man kann gut dirigieren. Die Spannweite ist immerhin ungefähr 1,80 Meter, wenn
ich mal Leonardo da Vincis ideale Proportionen des Menschen in Erinnerung rufe –
ob ich diese Proportionen habe? Könnte sein.
Wenn das Boot
dann doch einmal quer drehen würde, also nicht mehr parallel zur Wand, ist es
viel einfacher, die andere Seite abzudrücken, als die weggetriebene Seite mit
der Leine heranzuziehen, bei der Leine ist der Winkel ungünstiger – trotz da
Vinci.
Ich habe schon
Frauen gesehen, – merkwürdigerweise sind es auch hier oft die Frauen, die die
Leinen halten, wie in der Ostsee – die die Leinen einfach losgelassen haben,
weil der Zug zu stark wurde. Also besser mit Überwindung die nasse, schmierige
Schleusenwand anfassen und drücken.
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Feierabend auf der "Charisma" - Autos ausladen und weg... |
Beim Berg-ab-schleusen
kommt vom Schleusungsvorgang kein Druck aufs Boot, das Wasser fließt ja einfach
ab, wenn also der kritische Beginn (Mast –Kante –parallel) überstanden ist,
geht alles ziemlich einfach und ruhig.
Beim Losfahren
dann, kommt es darauf an, wie viel Gas der vor einem liegende Schiffer gibt,
dabei können durch das Schraubenwasser ganz schöne Wirbel entstehen, also Boot
weiter parallel zur Wand halten (der Druck ist eher vorne) und warten, bis der
vor einem weit genug weg ist, erst dann losfahren.
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Die läuft 5,3 Knoten, nachgemessen... |
Nach so viel
Schleusentechnik noch das passende Rätsel dazu (Auflösung am Sonntag), was ist
ein Drempel?
Eine körperliche
Attacke zwischen Drücken und Rempeln?
Männliche
aggressive Ente?
Ich bin gespannt.
Das Schleusen im
Wesel-Dattel-Kanal verlief ohne großen Stress, vor mir fuhr immer die „Charisma“
in die Schleuse, ein knapp 200 Meter langer Doppelverband (hinten ein langes
Schiff und vorne eine Art Riesencontainer, genauso lang wie das Schiff – alle Achtung,
wie die damit gefahren sind), die Schleusen sind alle 222 Meter lang, für mich
blieben direkt hinter dem Riesen nur knapp 20 Meter. Erst aufgeregt, ob das
wohl gut geht? Dann Routine.
Die Belohnung kam
dann bei der letzten Schleuse, die „Charisma“ hatte inzwischen wohl das
Wochenende begonnen, und in der riesigen Schleuse Friedrichsfeld war ich dann
ganz allein. Festmachen wäre gar nicht nötig gewesen, ich hätte darin auch auf und
ab fahren können. Darf man aber nicht, klar.
Die Schleuse ist auch
222 Meter lang, 12 Meter breit und hat einen Hub von etwa 8 Metern (je nach Wasserstand
im Rhein), das macht also 21312 m³ Wasser, oder ungefähr 97 000 Badewannen.
(Habe ich da richtig gerechnet?).
Für mich ganz
alleine wurden also 97 000 randvolle Badewannen, vielleicht auch 100 000, in den Rhein abgelassen, damit ich
gemütlich unten ankomme – toll.
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Begrünte Spundwand vor dem "Park" |
Unterwegs, auf
dem Weg zum Rhein war die Landschaft wieder besonders, auch als Park
bezeichnet, allerdings anders als man denkt, der „Chemiepark Marl“ war
eindrucksvoll.
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Inhalt? Habe in Chemie nicht aufgepasst, Christian!!! |
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Das habe ich schon mal gehört - ist das erlaubt? |
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Was die wohl noch alles "kochen"? |
Was da alles angerührt wird, jeder Chemiestudent wäre begeistert
und wüsste wahrscheinlich sogar, was es ist, was in den Tanks lagert:
Butandiol, Butylanzetat, Phenol und vieles mehr – ich habe keinen Schimmer.
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Heisenberg wäre begeistert! |
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Da kommt der Rhein von hinten. |
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Nach 11 Stunden
Fahrt und 6 Schleusen (teilweise mit Wartezeit) konnte ich dann mit Tempo meine
ersten drei Rheinkilometer herunter sausen, 8,3, Knoten, also ungefähr 3 Knoten
Schiebestrom, rechts abbiegen in den Yachthafen Wesel mit drei Clubs, nett hier.
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Die erste Rheinbrücke. |
Morgen einen Tag Pause,
ist ja Sonntag, dann auf nach Holland.
P.S. Liebe
Rätselfreunde, ein Düker ist eine Art Wasserleitung, die unter dem Kanal (quer)
durchführt, durch das Prinzip der kommunizierenden Röhren kann das Wasser unten
durchfließen und kommt auf der anderen Seite wieder hoch, toll was?