Montag, 18. Mai 2015

17 Schleusen und ein Tunnel – und es ist Sommer ... und Kultur, 33. Tag




Morgens, Aufstehen, Thermometer gucken – 10 Grad, bbrrrr.
Kam mir doch auch schon ganz schön kalt vor, an diesem 18.5. (Montag).
Mein erster Blick am Morgen - Commercy Kai.



Also wieder die lange Unterhose unter den Overall, zusätzlich zum Poloshirt noch einen Fleecepullover und die geliebte, aber schon ziemlich fadenscheinige Mustofleece Jacke.




Eine von Vielen ...




Ich habe heute Einiges vor, zwar nicht kilometermäßig, das sind nur knapp 30, aber dabei sind 5 automatische Schleusen (Fernbedienung), ein Tunnel (Foug) und eine Folge von 12 Schleusen, die uns hinab zur Mosel bringen werden. Diese 12 Schleusen sind über 8 Kilometer verteilt, also ungefähr alle 600 Meter eine.
Blick zurück - nach "Unten", etwa 3 Meter.

Nicht so breit, ich glaube mein Liegeplatz in Flenburg ist breiter.


Also los.
Vor der ersten Schleuse bin ich in meinem Eifer 20 Minuten zu früh, also warten und die Zeit nutzen, um einige der hartgekochten Eier zu vertilgen und einen 2. Kaffee zu trinken.
Pünktlich um 9:00 Uhr, auf die VNF ist
Verlass, geht die Schleuse auf und bringt mich 3 Meter nach oben. Das läuft auch in den nächsten 4 Schleusen so glatt.
Gelegenheit eine kleine Verfeinerung der Schleusentechnik anzufügen.
Das musste auch mal sein - Allegro était ici.



Es ist sehr hilfreich, wenn man das Ruder vor dem Schleusen (mit der Universalspring) so legt, dass es den Bug von der Schleusenmauer weglenkt. Die Strömung kommt beim Hochschleusen ja von vorne, also hat das Ruder Wirkung, obwohl man sich ja in der Schleuse nicht bewegt. Für Allegro sind so etwa 3 Grad Ruderlage ok, für andere Boote kann das anders sein, zu viel ist auch nicht gut.



Wenn man mit Bug- und Heckleine schleust, hilft es sogar, den Motor leicht eingekuppelt voraus, gegen die Schleusenströmung, laufen zu lassen. Aber nur, weil man dabei im Cockpit steht und jederzeit wieder in den Leerlauf schalten kann, sonst wäre das zu unsicher.

Jedenfalls war es recht einfach, das Boot so immer schön parallel zur Schleusenmauer zu halten.
Heute spielte die Landschaft in meinen Gedanken nicht die Hauptrolle, dazu kamen die Schleusen zu schnell nacheinander, schön war es hier trotzdem.
Was mich viel mehr beschäftigte, waren die Temperaturen, um 10 Uhr schon über 20 Grad, immer jetzt im Hafen von Toul zur Tagesschauzeit immer noch 25 Grad, aber es weht ein erfrischender Wind.
Trotzdem, ich schätze, ich habe den Sommer eingeholt – mal sehen, ob ich recht habe.
 
Klares Wasser, mit Schlingpflanzen?

Aha, nach links.

Sommer, Sonne, Wasser, Wald ...

Und das alles mit langer Unterhose! Also unterwegs, zwischen den Schleusen immer wieder kurze Stripeinlagen – inzwischen kurze Shorts, Poloshirt, keine Socken – Summertime, and the living is easy.

Die letzten 12 Schleusen gingen dann bergab, geht eigentlich leichter als bergauf – aber ich schätze ich mag bergauf lieber, weil man keine Probleme mit dem Mast hat (kann nicht an der Kante hängen bleiben) und weil es unten in den Schleusen meist windstill ist. Oben pfiff heute manchmal ein ziemlicher Seitenwind hinein, so dass meine vom Leinengreifen strapazierten Hände heute Abend eine extra Portion
Pflegecreme spendiert bekommen.
 
Der Tunnel von Foug, davor ...

... daran ...

... darin.



Aber gegen 15:00 Uhr war alles vergessen, der „Port de France“ von Toul ist erreicht – und es gefällt mir hier. Alles (Dusche, Strom, Wasser, Internet, Waschmaschine, Trockner) inclusive für 9,20 Euro, aus, kann man nicht meckern. Das Hafenrestaurant sieht gut aus, hat aber montags zu.





Ich mache mich daran, die Einrichtungen zu nutzen, Dusche, Waschmaschine, Trockner sind für die nächste Zeit meine, wobei es natürlich mehrere Duschen gibt, kosten 1 Euro, ohne Zeitbegrenzung.

Kultur - der Beweis - die Kathedrale

Danach zum Supermarkt, ich brauche nur etwas Milch - aber das gestaltet sich schwierig. Ich mache auf der Suche nach dem Supermarché einen kompletten Stadtrundgang, an unzähligen Stassencafes vorbei, finde sogar die Kathedrale - die man natürlich schon vom Weiten sieht - und komme so ungeplant sogar zu einem kulturellen Erlebnis- ich wollte doch nur 2 Liter Milch!
Erinnert an "Säulen der Erde".

Toul, ganz nett, aber nicht berauschend.

Schließlich finde ich den hier anscheinend gut vertretenen LIDL, mit der Beute zum Boot und noch 2 Kanister Diesel von der zum Glück nur ein paar hundert Meter entfernten Tankstelle geholt - dann ist das Tagewerk vollbracht.

Beim Anlegen habe ich übrigens ein australisches Ehepaar kennengelernt (älter, wie die meisten hier auf Fahrt), sie ist gebürtige Deutsche, sie liegen neben mir.



Im Hafen wird überwiegend Englisch gesprochen, große Motorboote und umgebaute, schicke Lastkähne (so um die 20 Meter lang) liegen hier, gechartert oder Eigentum? Keine Ahnung, aber oft Engländer und auch (erstaunlich) Australier.

Hafen von Toul, Allegro mitten ´drin.
Später lief noch ein deutscher Segler ein (ebenfalls älteres Ehepaar), 12 Meter Aluyacht mit gelegtem Mast, wie ich auf dem Weg ins Mittelmeer - vielleicht treffen wir uns demnächst öfter.
Huch - ich bin ja auch "älter".

Soo, der Tag geht zu Ende, mit der Genugtuung, den bisherigen Schleusenrekord aufgestellt zu haben (17), mal sehen ob das zu steigern ist - die Chance ist da, denn es kommen noch mehr als 100 - genau weiß ich gar nicht wieviele.)

 
Außerdem sollen (noch) einsamere Gegenden kommen, mal sehen, wie dann das Internet zu mir ist.

On verra - wie der Franzose sagt.