Montag, 1. Juni 2015

Segen in Lyon, Party in Lyon, die Rhone mit schönem Hafen und komischen Schiffen, 46. und 47. Tag



Heute, am Samstag (30.5.) ist ja in Lyon – wie schon erzählt – die Feier „le pardon des mariniers“, frei übersetzt mit Schifferfest mit Segen. Es ist allerhand los, viel Bumsfallera und vor allem viele Leute, die sich das Spektakel ansehen.
Nächtlicher Blick aus dem Cockpit, die Karpfen randalieren.

Mit dem Segen hat es dann doch nicht geklappt, sollte wohl erst am Sonntag sein – da sind wir schon unterwegs – aber ein bisschen fällt vielleicht auch einfach so auf Allegro ab, immerhin lagen wir nur 50 Meter vom „Bateau de Chapelle“ entfernt – ich meine, ich habe so etwas wie glückverheißende Schwingungen gespürt – nach 2 Campari-O-Saft allerdings.
Am späten Nachmittag dann Wiedersehen mit meinem Bruder Christian, der 2 Tage dabei bleiben wird.



Wir gehen im Restaurant am Hafen lecker essen und haben dann eine mehr oder weniger ruhige Nacht – nur gestört von einigen feiernden „mariniers“ und einigen fetten Karpfen – oder so ähnlichen Fischen, die immer laut platschend auftauchen, nachts sogar gegen das Ruder (über dem fast genau mein Kopfkissen liegt) schwimmen – die fühlen sich hier im modernen Hafen anscheinend wohl wie die Fische im Wasser – vielleicht können sie auch lesen und haben „pèche interdit“ erkannt.

Hafen achteraus - Christian am Ruder


Kurz vor 9:00 Uhr am Sonntag dann los – hinaus auf die Rhone, Stadtteil "confluence", das bedeutet Zusammenfluss.
Die erste Schleuse ist schnell erreicht, nur 4 Kilometer bis dahin, und wir werden ganz alleine in dem riesigen Becken (195 x 12 Meter) 12 Meter nach unten geschleust.
In den Wänden sind Schwimmpoller, also kein Problem.




Das grüne Monster - Gebäude in Lyon, kurz vor der Rhone


Raumschiff - Schiff - Museeum - spektakülär.

Links hinten die Saone - recht kommt die Rhone.

Die Weiterfahrt verläuft harmonisch und unterhaltsam, wir haben uns viel zu erzählen und Christian sieht mit eigenen Augen, wie sein Bruder so die letzten 6 Wochen zugebracht hat – dazu kommt die Rhone, die sich überhaupt nicht anstrengend gebärdet.
Wir haben zwischen 1 und 2 Knoten Schiebestrom, also nicht mehr als auf der Maas in Belgien (da von vorne) waren – wenn das auf dem Rückweg auch so ist, komme ich da ohne Probleme hoch.


Am Ufer immer mehr Weinberge, Weingüter, schöne Anwesen (einfach Häuser zu sagen, wäre zu tief gegriffen), der Fluss ist teilweise sehr breit, teilweise nur wie der Mittellandkanal, wenn es auf eine Schleuse zugeht (das sind dann die Schleusenkanäle).
Bei der zweiten Schleuse müssen wir auf ein Bettenschiff warten, das mit uns geschleust werden soll, geht klar, hinter dem Monster ist genau noch ein Schwimmpoller frei – für uns.



Sonnige Rhone, links oder rechts, je nach Hanglage - Wein.

So viel Wein - sehr gepflegte Kulturlandschaft


Der Hafen, den wir uns ausgesucht haben, Roche des Condrieu, kommt um 14:30 Uhr in Sicht, um 15:00 Uhr erkunden wir zu Fuß die nähere Umgebung. Vorher hat uns der nette Hafenmeister alles erklärt und den Code für ein wirklich schnelles Internet gegeben – Spitzenhafen, auch die anderen Zutaten stimmen.





Gleich hinter dem Hafen ein Badesee mit Wasserskianlage, Christian und ich sitzen am Ufer, die nackten Füße baumeln im Wasser und wir können die mehr oder weniger eleganten Kurven der Wasserskifahrer beobachten, die immer im Kreis von einer Art Seilbahn um den See gezogen werden.
Füße im Wasser, das tut gut, denn es sind mindestens 30 Grad, die Sonne brennt vom wolkenlosen Himmel und das obwohl die „porte de soleil“, nach der der Himmel nur noch blau sein soll, noch ein paar Kilometer entfernt die Rhone abwärts liegt.

Die Sonne brennt, das Sonnensegel ohne den Feintrimm.

Bruder - Boote - Rhone - Sonne - Hitze
Zurück im Hafen, kaltes Getränk, auch zwei - und einen kleinen Hafenrundgang, zum Schiffe gucken.
Hier liegen allerhand werkwürdige Geräte herum, auch Segelboote mit gelegtem Mast, die aber nicht so aussehen, also würden sie noch einmal loskommen – und niedlich, in einem gelegten Mast hat ein Bachstelzenpaar ein Nest gebaut, jedenfalls ist reger Flugverkehr durch das Loch, in dem sonst die Toggles für die Wanten stecken.





Aber es gibt auch schöne Motorboote, mehrere von Typ „Grand Banks“, mit Heimathafen Nizza, einen Katamaran, der wohl als Sommerhaus dient (aber der Mast steht darauf senkrecht).




Sommerterrasse.




Gegenüber liegt ein sehr gepflegtes, tolles Motorboot mit einem Ehepaar aus Basel.

Sehr nette Leute, wir quatschen ein bisschen, sie wollen auch nach Sète – mal sehen, wann und wo ich sie wiedertreffe.


Sommerterrasse als Katamaran getarnt.




Und es gibt „Magpies Call“, die Lieblingsfarbe des Besitzers ist garantiert schwärzestes Schwarz, man kann gar nicht so viele Details erfassen, wie an dem Boot – na sagen wir – „strange“ sind.

Der „Käpt´n“ würde von ersten Eindruck auch auf eine Harley Davidson im mittleren Westen passen, wenn man ihn sich statt in schwarzer Unterhose und mit schwarzem Unterhemd in kerniger Rockerkluft vorstellt.
Das Boot wird nie mehr auslaufen (würde mich jedenfalls sehr wundern), aber wenn man es nicht mit den Augen eines Seglers betrachtet, kann man wohl sagen, dass es irgendwie auf dem Weg zum Gesamtkunstwerk (inklusive Besitzer) ist.
Sogar die Fender sind pechschwarz lackiert.

Die Nacht ist aber trotz der Nachbarschaft ruhig und friedlich, auch keine randalierenden Karpfen mehr.
Nach einem schönen Frühstück in der Morgensonne, mit Blick auf die Weinberge und die Rhone, muss Christian wieder aufbrechen – der zurückbleibende, einsame Skipper macht sich daran, das Boot für die Weiterfahrt am nächsten Tag vorzubereiten.
Diesel, Wasser, alles checken – startklar.
Dann noch abspülen, per Pütz, um die ganzen Krümel, Blätter, und den schlichten Dreck vom Deck zu kriegen. Kaum bin ich damit fertig, spült ein Wolkenbruch kräftig nach – Gewitter war vorhergesagt- also ab nach unten, PC traktieren, kalten Kakao trinken, Kekse essen – chillaxen.
Die Bootsschuhe habe ich im Cockpit vergessen, die sind jetzt auch gespült, alles schön in Süßwasser eingeweicht – chinesische Markenware, die können das ab.

Bis zum Mittelmeer sind es noch 10 Schleusen – das wird zu schaffen sein – allerdings sind die Liegeplätze recht rar, so dass man einigermaßen planen muss, um den nächsten guten Hafen stressfrei zu erreichen – auf geht’s.