Heute (19.4.15) habe ich richtig ausgepennt und den Hafen
auf der Teerhofinsel bei Bad Schwartau erst um 8:00 verlassen, Frühstück
unterwegs, Müsli mit Kaffee.
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Tschüss Teerhof, tschüss Marmelad |
Um 9:00 war ich schon durch Lübeck durch, mit einigen
verwirrenden Anzeigen des Echolotes, zwischen 200 m und 0,90 m war fast alles
dabei. Mein vom klaren Ostseewasser und vom festen Ostseeboden verwöhntes Gerät
mag eben keinen weichen Matsch und keine Wasserpflanzen, die ungefragt ein Echo
von sich geben.
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Lübeck zum 3. Mal |
Ansonsten war auf der ganzen Strecke bis Mölln – da bin ich
jetzt – Mindesttiefe etwa 2m, manchmal etwas weniger.
Die erste Schleuse (Büssau) um 9:30. Auf meinen seefahrts-technisch
korrekten Anruf per Funk „Schleuse Büssau, hier ist Allegro, 10m mal 3 m, ich
möchte bergwärts schleusen“ erhielt ich die kurz und knappe Antwort „Wartezeit
ungefähr eine Stunde“.
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Wo bin ich? Am Amazonas, in der Taiga? |
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Aha, doch noch Zivilisation |
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Schleuse Büssau, die erste meines Lebens - irgendwann fängt alles an. |
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Bißchen warten, Kaffee trinken, chillaxen, vorbereiten. |
War aber nicht schlimm, ein zweiter Kaffee in Ruhe,
Leinen für die Schleusen kontrollieren, Fender kontrollieren usw., alles konnte
in Ruhe erledigt werden – und natürlich die intensiven whatsapp-Unterhaltungen
mit Andrea, David und Christian, die meine Weg auf google-earth verfolgen und
mir manchmal sogar Bilder von der nächsten Schleuse schicken.
Es lebe die Technik! Briefe schreiben wohl nur noch die
Eltern der Teilnehmer bei DSDS und GNTM. (Alles gefakt?) Wer nicht weiß was das
ist, guckt in der Programmzeitschrift unter RTL und Pro7 nach.
10:15 kam das grüne Signal von der Schleuse, etwas
aufgeregt tuckerte ich los (immerhin meine erste Schleuse überhaupt, in meinem
ganzen Leben, absolut). Meine Technik funktioniert problemlos, später schreibe
ich mal darüber, alles ganz easy und nach ein paar Minuten war ich 1,7 m höher.
Ich habe per Funk meine geplante Strecke angegeben, wurde ins Verkehrsbuch
eingetragen und ab jetzt lief alles wie geschmiert, jedes mal 2 grüne Lichter
wenn die Schleuse in Sicht kam, nach 5 Schleusen war ich über 12 m höher.
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Der Schleuser schleust sich so durch die Schleusen. |
Die
letzte, die Donnerschleuse, hat mich schon wegen des Namens nervös gemacht, hat
aber gar nicht gedonnert, war aber ziemlich matschig an den Wänden, Fender bisschen
dreckig, aber abwaschbar – diese Schleuse ging immerhin 4,2 m in die Höhe. Wer
jetzt denkt, alle Schleusen sind gleich, der täuscht sich, von den Fünfen
heute, war keine wie die andere. Mal sind die Leitern komisch platziert, mal
die Poller, mal kommt das Wasser wild, mal ganz sanft. Für Abwechslung ist also
gesorgt - und es macht Spaß.
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Equipment, nur die Camera fehlt, wo mag die sein? |
Unterwegs bin ich nur 3 Frachtschiffen und 4 Motorbooten
begegnet, dafür aber unzähligen Enten, vielen Gänsen, Greifvögeln, einem
Seeadler ziemlich sicher und einen Alligator (vielleicht, siehe Foto weiter unten).
Natur
pur also, Einsamkeit, wie in einem anderen Land. Wer denkt, Flensburg ist
„landsch“, der sollte mal hier vorbeikommen – teilweise unberührte Landschaft –
schön.
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Beißt der? Nein, der will nur spielen. |
Besonders nett war übrigens der Schleusenwärter in der 3.
Schleuse (Berkenthin), nette Unterhaltung und besonders seine Frage: „Sie
machen das aber auch nicht zu ersten Mal?“ ging mir warm runter, toitoitoi.
Was trägt der modebewusste Kanalfahrer eigentlich
unterwegs, eine Nachfrage bei Wolfgang Joop lässt mich 2 Bilder
veröffentlichen.
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"Schau mal sexy!" |
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"Mehr Drama, Du guckst so komisch, Kinn hoch, Bauch (nana!!) 'rein." |
Arbeitshose von Mascot, Model Latzhose, robust, in schlichtem
Schwarz gehalten, aufgesetzte Paspelierungen und praktische Taschen für
allerlei Schminkutensilien – wird immer wieder gern‘ genommen. Dazu trägt der
Herr ein buntes Poloshirt oder einen Seidenschal, die coole Sonnenbrille darf
nicht fehlen. Abgerundet wird das Ensemble durch die maskulin designten
Schweinslederstiefel, die jedem Typ eine totaaal moderne Aura verleihen – gar
nicht „yesterday“.
Aber auch „shit happens“, allerdings schon gestern,
ich
habe es verschwiegen, um die Weltöffentlichkeit nicht in Sorge zu versetzen. Bei
der morgentlichen Ölstands-Kontrolle in Großenbrode, entdeckte ich eine
Motorbilge mit ziemlich viel Wasser – salzig. Woher?
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Die Muffe, die für Muffensausen sorgt. |
3 Möglichkeiten: Wasserpumpe undicht (wäre schlecht),
Schläuche undicht oder nicht richtig fest (wäre auch schlecht und sogar gefährlich)
und oder vieleicht Wellendichtung undicht – wäre auch Mist.
Es war das Dritte, stündlich förderte die Gummidichtung
der Welle etwa ½ Liter Salzwasser in die Motorbilge, etwas, was gar nicht sein
soll. Dichtung kaputt? Wäre schlecht. Zuwenig Fett? Wäre zu lösen.
Um die Spannung nicht ins unermessliche zu treiben:
Es war das Fett. Ich hatte natürlich beim Abslippen
gefettet, mit „Superfett“ laut Aufschrift. Ich hätte doch das Gute von Bosch
nehmen sollen (war aber alle), den das Superfett löste sich anscheinend im
Wasser (und bei der für den Motor anstrengenden Fahrt über die wellige Ostsee)
und die Wellendichtung spritzte bei jeder Umdrehung etwas Wasser ins Boot.
Also: Nachgefettet mit gutem Winschenfett und alles ist o.k., puuuuuhhhh.
Für den an technischen Tricks interessierten Leser nun
noch die Beschreibung, wie man das Fett unter eine enganliegende Gummilippe
bekommt, die ja auch nicht beschädigt werden soll (copyright Dehler Forum).
Man gehe zu McDonalds und bestelle einen großen
Milchshake, mit 2 dicken Strohhalmen.
Man nehme anschließend einen Strohhalm mit zum Boot.
Man fülle etwa 2 qcm Fett (gutes !!!!) in den Strohhalm,
am besten geht das mit Fett aus der Tube.
(Die Punkte 1 und 2 kann man auch in weiser Voraussicht
vorher erledigen).
Man streiche das Fett im Strohhalm etwas zurück.
Man drücke die Strohhalmspitze platt.
Man schiebe die platte Spitze unter der Gummidichtung
hindurch.
Man streiche das Fest aus dem Halm in Richtung platte
Spitze, bis alles unter der Dichtung verschwunden ist.
Fertig.
Und nun zum für heute im idyllischen Mölln geplanten
Abendessen aus der Bordküche:
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Die Vorbereitungen, Werkzeug und "Fressfress". |
Es gibt:In Olivenöl scharf angebratene, halbierte Hackbällchen
von Flensburger Jepsen-Schwein, dazu ein Carpaccio aus Tomaten und Mais, mit
chinesischen Chillischoten verfeinert und mit
five-spice à la Beijing“ scharf gewürzt, dazu 3 original Holsteiner
Spiegeleier.
Als Getränk wird serviert (weil hier der Sommer
ausgebrochen ist) Orangensaft mit Campari, frisch aus der Aldipackung.
Zum
Dessert reicht der Küchenchef Erdbeer-Rhabarber Joghurt, selbstverständlich
fettarm und wie das ganze Menü kohlehydrat-optimiert.
Morgen geht’s weiter Richtung Elbe und Lauenburg, mal
sehen, wie weit ich komme.
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Aber schön ist es hier, sehr schön. |
Dieser Beitrag kommt etwas später, weil im idyllischen
Mölln kein WLAN für mich offen ist.
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Da liegt "Allegro" und wartet auf mich. |