Sonntag, 26. Juli 2015

8 Stunden auf der Saone – Überraschung im Hafen, 103. Tag



Rückwärtsgang einlegen - und los, fast noch dunkel...



Ich mache Meilen – das habe ich mir vorgenommen, bis ich weiter im Norden bin und auf die Schleusenöffnungszeiten zwischen morgens um 9:00 Uhr und abends 18:00 Uhr angewiesen bin – heute (26.7.) also wieder um 6:00 Uhr los, Ziel ist eine meiner Lieblingsstädte der Reise: Chalon sur Saone.


Macon im Kielwasser

Wegweiser, ich will nach Chalon, komme aus Macon


Wieder begegnet mit fast niemand, morgens sowieso nicht, aber auch nicht am späten Vormittag und danach – wo sind die alle?










... sah nach der Angel ruhevoll, kühl bis an's Herz hinan (J.W.G.)



Nur die Angler sind da - und die großen Fische auch, die immer mal aus dem Wasser springen und mit einem lauten Platsch wieder eintauchen - sind anscheinend bester Laune - trotz der Angler, die ihnen nach dem Leben trachten.


Der Fluß der Flüsse ...



Ich habe wieder einmal die Landschaft für mich allein, und ich genieße das. Aber etwas ist anders, schon die Nacht war so kalt, dass ich mich seit Wochen wieder einmal zugedeckt habe (wen’s interessiert) und morgens beim Auslaufen, knallharte 16 Grad – 





... jetzt verstehe ichdie Franzosen


- dazu der Wind, nicht stark, aber wenn er von vorne kam, ziemlich frisch.




Nachdem meine Vermutung, dass es mit der höher stehenden Sonne wieder richtig warm werden würde, nicht aufgegangen ist, 



Der Outfitberater an Bord empfielt wieder lange Hose.


habe ich doch tatsächlich zum ersten Mal seit Monaten wieder Socken, feste Schuhe und die lange Hose angezogen – total ungewohnt.



Unterwegs wundert mich wieder einmal wie schnell ich doch von Süden nach Norden komme, obwohl ich nur mit etwa 7 – 8 km/h unterwegs bin.



 
"Blev mi von de farv" - mein "Feind".

Die Veränderung von Landschaft, Wetter und auch den Angeboten in den Ortschaften, vom Essen bis zu sonstigen Artikeln ist frappierend, Europa ist vielfältig, überall gibt es Typisches - aber auch stereotypes (H+M, esprit, Lidl), ist ok so - finde ich.

Schöner wohnen an der Saone

Kaum zu glauben, dass ich vor einer Woche noch in Avignon war, die Woche davor in Sète, wieder eine gute Woche zurück bin ich aus Andratx auf Mallorca in Richtung Barcelona aufgebrochen.





Inzwischen im Hafen ist es wieder 25 Grad warm – sehr angenehm, so kann es noch eine Weile bleiben.

Als ich nach fast 8 Stunden geruhsamer Fahrt dann durch Chalon sur Saone motore, fallen mir die vielen kleinen Zelte am Ufer auf, davor jede Menge „alternative“ Gestalten – was ist hier los?




Der sieht so aus, als ob er auch friert


Der Holländer, der mit mir in der letzten Schleuse war und eigentlich auch in den Hafen wollte, hat sich das wohl auch angeschaut und ist gleich weitergefahren.


Zeltlager vor Chalon

Auch auf der anderen Seite viel Trubel


Ich bin neugierig und bleibe hier – außerdem ist Chalon eine sehr schöne Stadt, die ich noch einmal genießen will.
Ich bekomme den wahrscheinlich letzten Platz (in meiner Größe), längsseits am Steg – Glück gehabt, denn der Hafen ist voll und eigentlich auch nur für Dauerliege, hat also wenige Gastplätze.






BuntesVölkchen ist hier versammelt


Beim Einchecken erfahre ich dann, dass seit vier Tagen das internationale Straßenkünstlerfestival läuft, heute ist der letzte Tag – wieder einmal gutes Timing also – mit Glück.
Tolle Friese

Gaukler und Musikanten, in Chalon,nicht in Hameln



Dusche muss also warten, gleich los – und nachsehen, was geht.
Hier ist mächtig was los, vor allem die Leute, die hier herumlaufen sind zum großen Teil – sagen wir einmal - außergewöhnlich – es sind die Leute aus den Zelten am Ufer.


 

Die Unterscheidung, wer Künstler und wer Zuschauer, Sympathisant oder Fan ist, fällt schwer.
Jedenfalls sind Sidecut und Rasterlocken, Piercing an allen Stellen und Tätowierungen die Regel.

Gut, dass ich noch nicht beim Friseur war – so wie ich jetzt aussehe, falle ich kaum auf.

 
Salat vor der Kathedrale und ein geistliches Getränk

Vorbild für meine Friese?

Das (links) dauert bei mir noch ein paar Tage

Dancing Boys

Das war irgendetwas Intellektuelles- nix kapiert.

Schmuck und Pfeifen - aus der Wüste?

Orientierung ist wichtig, so viel los.














Ich begebe mich in die Poolposition, (inspiriert von der Formel 1, Vettel hat gewonnen) auf dem Platz vor der Kathedrale, der völlig mit Tischen und Stühlen gefüllt ist – und bestelle erst einmal ein Bier und einen Salat.







Der Salat ist nicht mehr spanisch, auch anders als in Avignon, aber auch lecker.
An meine persönliche (und auch Andrea’s) Nummer Eins, den Salat im hervorragenden Hardrock Café in Palma kommt er aber bei Weitem nicht heran- auf den Plätzen der leckere Salat am Pier in Andratx und diverse Salate im Café Moderno in Palma – Platz 4 dann für den ersten französischen Salat in Vendres. 



Sind die Spanier die europäischen Salatexperten? – Scheint fast so.

Von hier, vom Platz vor der Kathedrale, habe ich einen super Überblick und kann alles an mir vorbeiziehen lassen.





















Klönschnack über der Saone, mein Weg nach Norden





Es scheint die komplette alternative Scene Europas versammelt zu sein – auch das ist also Europa – so viele von dieser Sorte Europäer habe ich noch nie an einer Stelle auf einmal versammelt gesehen.









Die Straßenkünstler bieten alles Mögliche, Akrobatik, Musik, Pantomime, aber auch kleine Schauspielstücke mit Wortwitz – der sich mir aber leider nicht erschließt. 
Ich merke nur, wenn die Franzosen lachen – aha – das war ein Witz – habe ich eigentlich schon einmal meinen schlechten Französischlehrer erwähnt?

Auf dem Markt gibt es jede Menge "Alternatives", alle Sorten von Pfeifen, bunte Klamotten (dagegen ist Desigual direkt monoton) und Kunsthandwerk - aber keine Schäkel, keine Klemmen und Rollen, keine Segelzubehör also - ich schlendere weiter.


Gar nicht klar komme ich mit den drei Frauen und einem Mann in Unterröcken vor den Zuschauern, die vorher große Koffer auf dem Kopf durch das Publikum getragen haben, danach stehen sie in den Koffern und reden über irgendwas – aber das Publikum hört andächtig zu und applaudiert hinterher begeistert.

Dieses Modell hat mich interessiert, habe
dann aber von einem Kauf doch Abstand
genommen, die Farbe gefällt mir nicht.

 







Als es leicht anfängt zu nieseln (nur 10 Minuten) nehme ich das als Zeichen, dass es mit der Kultur nun reicht und kehre an Bord zurück – und zur Dusche.



 




Allegro-Suchspiel
  
Vorhin habe ich von meiner Frisur gesprochen – mich nervt die Wolle selbst langsam – also werde ich morgen in St.Jean de Losne wieder versuchen, zu „meinem“ Coiffeur zu gehen – Andrea war mit dem Haarschnitt, den man mir dort verpasst hat zufrieden, also kann ich es wagen.
Viel Platz war das nicht mehr - Spring hilft.






Ich fürchte nur, dass auch in Frankreich die Friseure am Montag ihren Ruhetag haben – dann komme ich mit verfilzter Rastafrisur nachhause – hier würde ich damit zum Standard gehören (heute jedenfalls) – in Flensburg auch?

Es bleiben Zweifel.