Sonntag, 14. Juni 2015

Mit 8 Knoten nach Spanien, perfekter Segeltag und spanischer Luxus, 60. Tag



Wieder um 6:00 Uhr aufgestanden, am Sonntag!, (14.6.).
Und das soll Urlaub sein? Ja, ist es, macht mir nicht viel aus, ich genieße es, am Morgen los zu segeln, irgendwie ist dann alles noch so frisch und neu, macht einfach Spaß.
Morgenstimmung, die Wolken verschwinden bald



Aber es steckt auch ein anderer Grund dahinter, das Wetter muss man nutzen, wenn es günstig ist – alte Segler-Weisheit – und es sieht günstig aus.
Vorhergesagt ist NW Stärke 2-3, später auf O drehend, Stärke gleichbleibend, keine Gewitter oder andere unangenehmen Dinge.





Als ich um 6:45 Uhr aus der geschützten Bucht von Vendres tuckere, erwarte ich also, dass ich erst eine Weile Motorboot fahre (denn ich kenne es von der Ostsee, dass früh und nachts oft ganz wenig Wind ist).

Grenzland zwischen Spanien und Frankreich

Weit gefehlt, als ich um die Ecke gucke, erwartet mich ein ordentlicher Nordwestwind, die Richtung stimmt also, aber mindestens schon 4 Windstärken. Umso besser – hoch die Segel.
(Lappen will ich nicht mehr sagen, LEE-Sails könnte beleidigt sein - sind auch keine,sondern stehen ausgezeichnet).






Ich muss zunächst eine Meile nach Osten und kann dann auf Südkurs abfallen, weil ich nicht mit dem Cap Bear in Konflikt kommen will – danach kommt das Cap de Creus (hab‘ malgelesen, „das stürmische Cap Creus“), dann die Bucht de Roses, noch ein Cap, eine kleine Felseninsel im Weg und schließlich der angepeilte Hafen Palamos in Spanien – ohne die kleinen Umwege, die ich einlegen muss, sind das 48 Seemeilen – also deshalb so früh los, damit ich nicht zu spät ankomme und noch ein bisschen im Hafen chillaxen kann.

 
Tiefe zu tief, aber Speed voll ok.
Nach dem Abfallen auf Südkurs geht es dann richtig ab, tolles Segeln, raumschots (Wind schräg von hinten - ideal), Wellen auch von hinten – und mein GPS, dass seit Tagen, ach was seit Wochen, zuverlässig funktioniert, überrascht mich mit konstanten 7 Knoten über Grund, oft sogar lange Zeit 8 Knoten, Spitzenwert (den ich gesehen habe) war 8,8 Knoten.
Sieht auf den Foto nicht besonders aus, war es aber.









 Nicht mit Spinnaker- nein – nur mit dem ungerefften Großsegel und der Selbstwendefock, also keine üppige Beseglung.
Macht Riesenspaß, noch dazu weil es relativ warm ist – Segelkleidung: Kurze Hose, Poloshirt und Schwimmweste, Sonnenbrille, Sonnenhut, Segelschuhe ohne Socken.



 
Wozu Segel, wenn isch Motor hab'.

Bei der Fahrt achtet man nicht so darauf, ob man im Schatten sitzt, es ist ja nicht heiß, sondern einfach angenehm –und das Ergebnis sehe ich beim Duschen im Hafen – meine Beine sind richtig braun geworden, aber nur ab Knie abwärts, darüber noch die vornehme Flensburger Winterblässe.
Sieht ein bisschen aus wie die Beine eines Tapires, diese kleine Urwaldgiraffe, mit braun-weißem Fell.


 

Vielleicht schaffe ich es ja in diesem Sommer noch bis zum Braunbären- gleichmäßig am ganzen Körper.
Das läuft bei mir – bis, ja bis es vorbei ist. Von einer Minute auf die andere ist der Wind weg und kommt dann als Flaute von vorne wieder, aus Südwest. Na so was.

 
Flaute - und da hinten ist Mallorca, 140 Meilen weit weg
- oder nah, ganz wie man will.
Aber das scheint im Mittelmeer nicht ungewöhnlich zu sein – manche scheinen sogar schon fest damit zu rechnen, denn ich begegne vielen Seglern, die bei voller Beseglung einfach den Motor mitlaufen lassen – könnte ja mal flauer werden.
Also heißt es auch für mich, Motor an – immerhin 3 Stunden hat der Spaß gedauert. Jetzt wird die Selbststeuerung aktiviert und richtig gefrühstückt – es gibt Käse zum Baguette und natürlich Kaffee.



 
Das Wellenbild ist auch ziemlich anders, als in der Ostsee – kein Wunder bei solch einer Winddrehung. Waren eben noch Schaumkronen vom Wind, sind es jetzt kleine Schaumkronen bei Fast-Flaute, die entstehen, weil die Wellen jetzt gegen das bisschen Wind anlaufen – sieht merkwürdig aus.
 
Recht oder links vorbei? Mittendurch?


Überhaupt, was ist am Segeln im Mittelmeer denn so anders als am Segeln auf der Ostsee?
Falls ich mir am 3. Segeltag schon ein Urteil erlauben kann.
Also, klar, die Temperaturen – darüber brauchen wir nicht zu reden.








Sowas liegt manchmal im Weg
 
Malerische und ursprüngliche spanische Küste



Ich habe an den 3 Tagen Flaute mit hoher Dünung erlebt, gibt es in der Ostsee selten oder nie. Ich habe tolles Segeln raumschots erlebt, gibt es in der Ostsee auch, aber die Wellen sind in der Ostsee nicht so lang, macht also etwas weniger Spaß und ich habe mittelmäßiges ´Rumgeeiere erlebt, wenig Wind, mal von hier mal von da – da gibt es keinen Unterschied, die Wellen sind dann eigentlich genau wie in der Ostsee – ist ja auch immer Wasser – oder?


 
Ganz anders wird es natürlich bei Mistral sein – habe ich noch nicht erlebt, will ich auch gar nicht kennenlernen.

Wichtig ist es, auf jeden Fall, den Wetterbericht zu beobachten und günstige Tage zu nutzen – ich weiß nicht, ob ich Glück hatte, aber bisher gab es fast nur günstige Tage – soll so bleiben.
Deshalb werde ich auch morgen früh aufbrechen und die letzten, gut 50 Meilen nach Barcelona in Angriff nehmen.

Nach 2 Stunden war die Flaute übrigens wieder vorbei und ich konnte die Maschine ausmachen, wieder Rauschefahrt, diesmal mit Wind aus Nordost – solche Windwechsel gibt es auf der Ostsee auch nicht oft.
Da es dann ziemlich dicht an hohen Felswänden vorbei ging, waren die Wellen nicht so günstig, hatten ja auch keine Zeit sich aufzubauen, es war eher kabbelig, weil die Wellen immer wieder von den Felsen zurückgeworfen wurden – aber Spaß hat es auch gemacht – das Dauergrinsen ist kaum wegzukriegen, wenn die Logge ständig mehr als 6 Knoten anzeigt.
 
Palermos, Kai mit Muringen und Seitenstegen


Nach 8 ½  Stunden habe ich dann schon im Hafen festgemacht, Logge zeigt 51 Seemeilen, also mit Ein- und Auslaufen ein Schnitt von 6 – ob ich das nochmal erleben werde? Geil, einfach geil.







Der Hafen von Palamos ist ganz anders als die französischen Häfen- großzügig, ein bisschen Retorte – und lauter gepflegte, teure Schiffe – ich habe keinen von diesen Seelenverkäufern gesehen, die in vielen französischen Häfen zum gewohnten Bild gehören.
Hier steckt Geld im Hafen – meines übrigens auch. Ich wusste vorher schon, dass Palamos zu den teuersten Häfen gehört (Stufe 6), Barcelona hat Stufe 4 und Sète Stufe 3 – 4, und wirklich, man läßt sich hier nicht lumpen.
 
Unterm "Designersonnensegel"

Alles inklusive (und alles gut), musste ich 48 Euro hinlegen – naja eine Nacht und außerdem habe ich in den nördlichen Wäldern und Kanälen oft genug gar nichts bezahlt.
So kann man sich alles schön rechnen und außerdem, der Tag war es wert, mehrfach.


Chillaxen ...






Ich kann fast kein Wort spanisch, das ist aber kein Problem, man unterhält sich sofort auf Englisch.
 
In Frankreich habe ich immer versucht, französisch zu reden, auch ein paar vernünftige Sätze ´rausgebracht – aber wenn die Franzosen dann geantwortet haben – in der Annahme ich könnte Französisch – habe ich meistens nur noch „Bahnhof“ verstanden – wie schon mal erwähnt, mein  Französischlehrer war eine glatte Null.


Das Gleiche gilt übrigens für den Funkverkehr, den ich unterwegs mithöre – „Bahnhof“.

Auch die richtige Gastflagge gehört dazu

Also, willkommen in Spanien – man spricht englisch (wohl auch deutsch) – ich fühle mich sicher.


Hier im Hafen gibt es eine größere Tauchbasis, anscheinend ein lohnendes Revier auch unter Wasser, es gibt Hafencafé und Hafenbar und exklusive Autos, die davor parken und die passenden exklusiven Frauen dazu, Luxusweibchen auf Booten und in Bar und Café.



Wo allerdings Naomi abgeblieben ist, kann ich nicht sagen, dabei gibt es heute wieder Bratkartoffeln aus der exklusiven Bordküche – wenn sie wüsste, was sie versäumt.