Mittwoch, 29. Juli 2015

Frisch und wie geschmiert, 106.Tag



Mir war der Liegeplatz heute Nacht doch etwas unheimlich, so dass ich nach langer Zeit zum ersten Mal wieder die Steckschotten eingesteckt und von innen verriegelt habe – Ergebnis, geschlafen wie ein Baby (das Solarpanel hatte ich vorher auch abgebaut).
Die Temperaturen kamen am Morgen (des 29.7.) und in der Nacht dieser Aktion entgegen, denn es war mit 17 Grad ungewohnt kalt.

Am Morgen dann eine weitere Überraschung – was fällt den da vom Himmel?
Feiner Regen, nicht prasselnd, aber doch ganz schön reichlich. Das hatte ich – abgesehen von dem Gewitter in Guissan – überhaupt noch nicht auf dieser Reise, ein paar Schauer, ja, aber Dauerregen noch nie.
 
Nicht nur das Wetter ist "norddeutsch", auch die Landschaft sieht zwischendurch aus wie zuhause
Die Idee, den Heizlüfter anzuwerfen wird aber verworfen – hey, wir sind immer noch im Süden.
Für die Fahrt heute wird aber schon einmal das Regenzeug (Latzhose und Anorak) heraus gekramt, denn laut Wetteronline soll es erst nachmittags trocken sein.

Es geht um kurz nach 8:00 Uhr los, gemütliche Fahrt mit erfrischendem Regen im Gesicht zur ersten Schleuse von Gray, die ich dann um 8:30 Uhr erreiche.
Die Schleuse ist schon aktiv (rot), sollte etwa…? Ich probiere, ob sie schon zur Benutzung freigeschaltet ist, indem ich die über den Fluss hängende Stange drehe – und, hurra, sofort grün und das Tor geht auf.

15 Minuten später bin ich durch – und das geht so weiter. Alle vier Schleusen scheinen nur auf mich gewartet zu haben, Stange drehen, einfahren, schleusen, `raus und weiter.

Das ist mal ein Tag, wie er mir gefällt, da stört auch das durchwachsene Wetter nicht.
Denn um ehrlich zu sein, gestern war ich ein wenig genervt von der Drängelei an den Schleusen und von der Warterei.
Abends im Hafen dachte ich noch … wenn das so weiter geht bis zum Rhein, habe ich bald keinen Bock mehr auf Kanalfahrt.
Ich war gnaddelig.
 
Tunnelvon Savoyaux voraus...


Heute macht es wieder Spaß und sogar der Tunnel vor dem Hafen Savoyeux zeigt mir sofort das grüne Licht – durch bin ich und um 12:00 Uhr festgemacht im Hafen.
Aha, bei grün also durch ...

Passen wir das durch?



Warum heute so früh?
Hat sich so ergeben: In den letzen Tagen, seit ich wieder im Binnenland bin (also seit Sète) hatte ich öfter mal Kontakt zur Olimar Crew, Ralph und Anita, die etwas weiter nördlich sind. Wir hatte auf der Reise nach Süden gemeinsam die Rhone und eine Teil des Canals du Rhone à Sète absolviert.





Sieht aus wie ein Trichter

 Wir sind `drin ...




... und auch schon wieder draußen

Jetzt ist wahrscheinlich ein Treffen kurz vor Corre möglich und der Hafen von Savoyeux liegt eine (allerdings anständige) Tagesetappe entfernt.
Außerdem finde ich den Hafen sehr angenehm, nettes Personal, Diesel auf der Brücke, gutes Internet, alles was man braucht. 






Die nächste Möglichkeit, Port du Saone, hat mir dagegen nicht gefallen – und ich kann einen längeren Tag mit Ausruhen, Bootspflege und Internet mal wieder gebrauchen – deshalb also nur gut 20 Meilen und 4 Stunden Fahrt.
Falls es mit dem Treffen klappt, haben wir uns bestimmt eine Menge zu erzählen.






Inzwischen sind im Hafen auch alle Plätze um mich herum belegt, das ist beruhigend, denn ein Charterskipper ohne Ahnung, konnte es einfach nicht lassen, meinen 1,50 Meter hinten überstehenden Mast als Peilmarke zu nehmen.
Ich konnte gerade noch verhindern, dass er dagegen brummt.
Es lebe die deutsche Führerscheinpflicht – habe ich, glaube ich, schon mal geschrieben.

Ja, das Wetter ist frisch – wie in Norddeutschland - und die Fahrt lief wie geschmiert.
Ich hoffe, dass es so bleibt (die Fahrt, das Wetter kann ruhig wieder besser werden).

Ich plane die nächsten Etappen und habe gerade festgestellt, dass ich nach Luftlinie gerechnet, heute fast genau die Hälfte der Strecke zwischen Mallorca und Flensburg zurückgelegt habe.
Kaum zu glauben, dass ich heute genau vor drei Wochen mit Andrea noch in Andratx war und am nächsten Tag nach Barcelona aufgebrochen bin.
Schöne Erinnerungen an Mallorca - Andrea "skippert" die Yacht in den Hafen von Andratx
Die Zeit vergeht, aber man erlebt und sieht so viel, dass es gar nicht alles in diese drei Wochen zu passen scheint – Mittelmeer mit tollem Segeln und mit weniger tollem Herumgehopse, Golf de Lion, Sète, die Rhone, Avignon, jede Menge Häfen unterwegs, Lyon, die Saone … die Hochrechnung, wann ich zuhause sein könnte will ich gar nicht anstellen - zu viel kann unterwegs noch passieren.

Inzwischen habe ich übrigens auch einige Antworten auf meine Frage zur Lichtmaschine und dem ominösen losen Kabel 61 bekommen – danke an die Dehlersegler.
 -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Schriftwechsel im Dehler-Forum:
Hallo Dehler-Experten,

ich brauche einen Rat.



Ich bin seit 3,5 Monaten unterwegs (durch die Kanäle bis Mallorca, jetzt auf dem Rückweg, www.querdurch-eu.blogspot.de) und habe gestern Abend entdeckt, dass an der Lichtmaschine (Hitachi 55) zwei Kabel abgerissen sind.

Das eine (blau-schwarz) habe ich geflickt (mit dem brauen Stück auf dem Foto), es ist an der Lichtmaschine in dem Stecker, in dem 2 Kabel stecken, zusammen mit dem rot-schwarzen Kabel.



Ein Kabel, mit dem gelben Aufkleber 61 ist ebenfalls abgerissen – und ich habe keine Ahnung, wo es an der Lichtmaschine anzuschließen ist.



Es müsste die Funktion haben, die Verbindung zum Regler herzustellen, damit die Verbraucherbatterie geladen wird, wenn die Starterbatterie voll ist.



Aber wo ist es an der Lichtmaschine angeschlossen??????



Meine Vermutung, zusammen mit dem blau-schwarzen Kabel – ist aber nur eine Vermutung.



Könnte jemand vielleicht (am besten jemand mit einer Dehler 32, aber 31er oder Duetta geht vielleicht auch) ein Foto in diesem Threat veröffentlichen, das den Anschluss des schwarzen Kabels mit der Aufschrift 61 an die Lichtmaschine zeigt?



Ich würde mich freuen.

Ich kann zwar auch ohne Ladung der Verbraucherbatterien durch die LiMa weiterfahren (Landstrom und Solarzellen laden ja auch), aber schöner wäre es einfach, alles so zu haben, wie es gehört.



Schöne Grüße aus St. Jean de Losne an der Saone in Frankreich,



Allegro, GER 40, Dehler 32

Antwort von Steffen:


Hi,

Klemme 61 ist identisch mit D+ an der Lichtmaschine. Diese ist intern mit D+ vom Laderegler verbunden und geht extern an die Ladekontrollleuchte im Schaltpaneel. Gleichzeitig fließt durch diese Klemme über die Ladekontrollleucht ein kleiner Erregerstrom in den Stator der Lichtmaschine solange diese noch nicht läuft. Dies ist notwendig zum "starten" der Stromerzeugung, mal einfach ausgedrückt. Also sollte ohne dieses Kabel die Ladekontrollleuchte nicht leuchten und die Erregung nicht in Gang kommen. Meist geht es aber auch ohne, denn es ist meist genug Restmagnetismus vorhanden.

Kurz gesagt, im Idealfall leuchtet die Ladekontrolleuchte nicht, aber es wird trotzdem Strom erzeugt.

Gruß Steffen


Antwort von Adson:

Moin 32iger

Ich verfolge Deine Reise schon seit Mai ....

Zufällig habe ich ein Bild meiner LiMa.

https://goo.gl/photos/ayZtDamPn3kSgZ8t6

Dein fragliches Kabel sehe ich bei mir nicht. Ist vielleicht nachgerüstet. So wie mein Kabel mit dem gelben Kabelschuh. Damit habe ich nur ein Relais auf Masse gelegt.

Weiterhin eine schöne Kanalfahrt
Adson
 -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Danke für die schnellen Antworten, Fragen bleiben trotzdem offen, den die Ladekontrollleuchte leuchtet (wenn gestartet wird und geht aus,wenn die Maschine läuft), vielleicht hat Dehler (denn nachgerüstet wurde nicht) mit diesem Kabel einen externen Regler verbunden, der nun nicht angesprochen wird - also keine Ladung?
Irgendwann wird es eine Lösung geben - wieder so ein (kleines) Problem, das Freude macht, wenn es gelöst ist.

Unser Boot, die Dehler 32, oder 31 oder Duetta 94 ist übrigens auch ein prima Schleusenboot, wie mir von einem Schleusenwärter bestätigt wurde.
Er wollte mir unbedingt helfen und die Bugleine von oben festhalten, weil er meinte „ca tremble“, wenn ich es richtig verstanden habe. Der Bug würde sonst hin und her geworfen.
Als ich oben ankam, war er ganz überrascht, dass er kaum halten musste- nix mit „tremble“ – und verabschiedete mich mit „Au revoir, bon bateau“ – braves Boot.

Wichtig ist hier auch, dass das Boot gut zu steuern ist, denn die Schleusen sind eng (5,20 Meter breit) und manche Hochwassertore, durch die man kommt sind (gefühlt jedenfalls) noch enger – rechts und links weniger als ein Meter.

Update zum Wetter, es ist kurz nach 16:00 Uhr, die Sonne scheint und sie soll das auch morgen tun - und es wird wieder warm, vielleicht sogar heiß, übrigens auch im Norden.

Ich bringe die Sonne also einfach mit, auf meinem Weg quer durch Europa - jetzt vom Süden in den Norden - einverstanden, ihr da oben im gar nicht mehr so entfernten Norden?

 ... und ganz nebenbei bemerkt hat der Regen auch seine Vorteile für den Kanalfahrer, denn er bringt Wasser in die flachen Dinger. Ich habe gerade von einem netten, deutsch sprechenden Franzosen (aus dem Elsaß) gehört, dass weiter im Norden die Schleusen nicht mehr so lange geöffnet werden, damit nicht soviel Wasser abfließt. 
Es werden also immer mehrere Boote zusammen geschleust- höhere Wartezeiten inklusive.
Mal sehen, ob das stimmt, ändern kann ich es ohnehin nicht - es bleibt also spannend - auch im Canal de Vosges (Vogesenkanal), der übermorgen auf meinem Programm steht.