Mittwoch, 5. August 2015

Canal de Vosges, adé. Bonjour la Moselle und ein kleines Fazit, 113. und 114.Tag




Heute gilt es: 
Sieht so harmlos aus


Komme ich durch – oder hält mich irgend etwas auf – wie zum Beispiel „écluse en panne“ oder ein anderer, der mit mir schleust, oder das flache Wasser oder oder oder...

Ich habe am 5.8. etwa 40 Kilometer vor mir, dazu kommen 15 Schleusen.





 Die Abfahrt von meinem Waldparkplatz verläuft unspektakulär, allerdings weiß ich,dass ich so schnell nicht wieder an so einer Stelle übernachten werde. Irgendwie schade, denn es hat seinen Reiz – vorausgesetzt, die Vorräte sind aufgefüllt und die Batterien geladen.
 
Bei den Bäumen die Mosel, als Flüsschen


Also los, 9:05 Uhr in der Schleuse und es folgen die nächsten und letzten Schleusen des Canal de Vosges.
Zwischendurch kann ich die Fahrt genießen, denn die Landschaft verzaubert mich auch auf der Rücktour – allerdings gibt es zwischendurch auch Streckenabschnitte, wo der Genuss starkgetrübt ist – durch die Wassertiefe.




 Das Echolot zeigt gerade einmal noch 1,60 oder 1,70 Meter an, also gerade noch 10 -20 Zentimeter Wasser unter dem Kiel – Handbreit reicht ja,nicht? – da kann ich eine gewisse Nervosität nichtabschütteln.
In jeder Schleuse achte ich darauf, wie tief es hinunter geht und beim ‘Rausfahren gilt der erste Blick den Ufern, denn daran sieht man sofort, wie viel Wasser in diesem Abschnitt steht.
Merkwürdigerweise ist es auch hier ganz unterschiedlich zwischen den Schleusen, mal beängstigend flach, dann wieder läuft der Kanal fast über.

Eins weiß ich sicher, hier würde ich nie mit einem Schiffdurchfahren, dass mehr Tiefgang als 1,50 Meter hat – die offizielle Grenze der VNF ist zwar 1,80, aber das nur bei Normalwasserstand.
In diesem Jahr war es besonders trocken, es hat seit ich unterwegs bin fast überhaupt nicht geregnet.
Mag sein, dass es ein besonderes Jahr ist – aber irgendetwas ist in jedem Jahr besonders.
Die letzte Schleuse im Canal, Blick zurück ..


... und Blick voraus

Besonders schlimm (flach)war es vor der Brücke über die Mosel – ich bin dort nur 2 Knoten gefahren, um nicht so schlimm aufzusetzen, es blieb dann auch bei einigen Schlick- und Sandrutschern.
Blick zurück auf den Canal de Vosges, Abschied ..







Dann endlich, die letzte Schleuse des Kanals und freie Fahrt auf der Mosel.
Es ist, also ob man aus einem kleinen, romantischen Einzimmerappartement in eine komfortable Villa zieht – alles ist groß, es passt und es gibt keine Einschränkungen mehr.
Dazu die Abstimmung der 4 großen Moselschleusen auf die kleine Allegro, immer wenn ich um die letzte Flussbiegung fuhr, sprang die Schleusenampelauf grün – so soll es sein.





Erleichterung, in der Mosel zu sein, ist gar kein passender Ausdruck für meine Gefühlslage – mehrere Steine purzeln – in die Mosel, ist ja tief genug.
Dazu ist die Mosel noch schön, am Ufer gepflegtere Anlagen, als zum Teil im Kanal – eben die Villa und nicht die enge „Bude“.







Durch die erste Moselschleuse - schon durch


Doch, ganz so einfach sollte es dann doch nicht sein – eine Prüfung für Schiff und Skipper stand mir noch bevor, mit der ich nicht gerechnet hatte.
Kurz vor Toul werden die Wege von Berufsschifffahrt und Freizeitschifffahrt getrennt, die „plaisanciers“ müssen in einen Teil des Canals de la Meuse.





Alles wird wieder weit und groß


Na und? Dachte ich als ich das auf der Karte gesehen habe.
Und nu? Dachte ich, als ich vor dem Abzweig die angezeigte Tiefe sah: 1,60 Meter.








Schöne Mosel

Augen zu und durch ist die Devise.
Die Tiefe war dann auch ganz ok, keine Aufsetzer – aber das Problem war die Verkrautung.
Teilweise fuhren wir wie durch Spinatsuppe, aber Blattspinat und nicht die Suppe mit dem „blubb“ – kurz vor der Schleuse Toul hatte sich so viel Gemüse um das Ruder und/oder die Schraube gewickelt, dass ich kaum noch in die Schleusenkammer fahren konnte, bei über 2000 U/min kamen wir gerade auf 1 – 2 Knoten.

Wald bis an 's Ufer
Nach der Schleuse war es dann tiefer und freier, ich bin ein wenig rückwärts gefahren, bin Schlangenlinien gefahren – es wurde etwas besser.
Der Kanal-Poseidon hat mir also noch einmal gezeigt, dass man sich nicht zu früh freuen soll, aber auch, wie froh ich über mein Glück seine kann, dort relativ sauber durchgekommen zu sein.





Um nach Toul zu kommen, gibt es noch 3 Schleusen auf knapp 2 Kilometern, wieder bergauf, denn Toul liegt oberhalb der Mosel – es ist ein kurzes Stück des Canal de la Marne au Rhin.

Schleuse, Wasser ist auch noch `drin


Und wieder konnte ich mich freuen, denn dieser Kanal hätte zu meinem eventuell nötigen Umweg gehört (wenn ich in Corre hängen geblieben wäre) – und ich war heilfroh, dass mir das erspart geblieben ist. 




Die Schleusentore hängen voll mit "Salat"




Die drei Schleusen, ich würde sagen: baufällig, und total verkrautet- davon etwa 100 auf etwa 150 Kilometern – ist mir erspart geblieben – danke Kanal-Poseidon.

In Toul dann der bekannte Hafen, mit allen Versorgungseinrichtungen, Internet (gut) und einem netten Hafenmeister – hier bleibe ich einen Tag, um die Vorräte aufzufüllen, den Motor mal wieder zu checken, und den Blog zu aktualisieren –und um mich ein wenig von dem Kanalstress zu erholen.

 
Denn ab jetzt ist es immer tief genug – mal sehen, welche anderen Herausforderungen Mosel und Rhein für mich parat haben.

Die Kanäle sind absolviert, Zeit für eine kleine Zusammenfassung – ein Kanalfazit sozusagen:

1.  Canal du Rhone à Sète:
Fahrtzeit (Sète - St. Gilles) 1 Tag.
Häfen unterwegs einige, am günstigsten gelegen Guerican oder St. Gilles.
St. Gilles etwas gruselig, Canal überall mindestens 2 Meter tief.
Hafen von Sète (Tür zum Mittelmeer) ist sehr schön, die Stadt hat mich
begeistert.

2.  Die Rhône:
Fahrtzeit (St. Gilles – Lyon) 5 Tage.
Breit, tief und mächtig, ich hatte wohl Glück, weil mir der Mistral erspart geblieben ist. Die Strömung war für mich gut zu meistern, ebenfalls die großen Schleusen, alle mit Schwimmpollern. (Bis auf die Sache mit dem Bettenschiff vor mir).
Häfen: Alle super, in der Reihenfolge: Avignon, Valence, Roche-de-Condrieu, Lyon.
Zwischen Avignon und Valence war eine Übernachtung vor der Schleuse Châteauneuf nötig, Alternative wäre eventuell der Flussarm Ardoise, mit einem urigen, tiefen und guten Hafen am Ende.
Valence ist bei der Einfahrt sehr flach (Schlammbuckel), danach die ersten beiden Stege ok. Avignon ist toll, mein Favorit – muss man gesehen haben. Roche, sehr gut in jeder Beziehung und Lyon ist auch auf jeden Fall einen Aufenthalt wert.

3.  Die Saône:
Fahrtzeit (Lyon – Corre) 5 Tage.
Lieblich und wenig Strömung, tief genug in der Mitte, teilweise nervig wegen der vielen Ausflugsboote. Schleusen mit Selbstbedienung (Stange hängt über dem Fluss).
Alle Häfen haben mir sehr gefallen:
Macôn, Chalon sur Saône, St. Jean de Losne, St. Martin (vor Gray), Savoyeux, Fouchéchur und Corre.
Macôn, groß, modern und leer, abseits der Stadt, freuen sich über jeden Gast.
Chalon sur Saône, oft voll, aber super mit toller Stadt und Carrefour um die Ecke.
St. Jean de Losne, nur am Anfang bei der Blanchart Werft tief genug, aber gute Versorgung, einziger Bootszubehörladen an der Saône, sehr nett.
St. Martin (Anleger mit Strom , umsonst) und „Geheimtipp“ –vor Gray, Gray ist zu flach.
Savoyeux, sehr gut, alles vorhanden, nette Leute.
Port-de-Saône habe ich auf der Rückfahrt ausgelassen, Hafen ist ok, aber die Betreiberin (heißt glaube ich Valerie) hat mich durch ihre schlechte Laune abgeschreckt.
Fouchéchur, uriger, sehr kleiner Hafen mit aktivem Hafenmeister, teilweise flach, aber der „Capitain“ weist ein.
Corre, ein „Muß“, letzer Hafen der Saône, alles vorhanden, sehr nette Betreiber (Schweizer) und viele Dauerlieger aus der Schweiz. Hafen tief genug, trotz Schild am Eingang mit 1,60.

4.  Canal de Vosges:
Fahrtzeit (Corre – Toul) 5 Tage.
In diesem tollen (aber leider im späteren Sommer oft sehr flachen) Kanal gibt es wenige „richtige“ Häfen, es empfiehlt sich, vorher einzukaufen und Übernachtungen „im Wald“ einzuplanen. Es gibt viele Anleger, meist ohne jede Versorgung – aber es ist toll dort zu übernachten.
Häfen:
Fontanoy-le-Château, alles vorhanden, Bäcker und Laden im Ort.
Girancourt, Anleger ohne Versorgung, aber sehr gutem Supermarkt in 200 Metern Entfernung, Scheitelhalterung nah, Anleger zwischen Schleuse 1 und 2.
Charmes, alles vorhanden, etwas ungepflegt, eher für Wohnmobile ausgelegt.
Richardmenil, nur Strom und Wasser, nett.
Übernachtungsplätze ab 16:00 Uhr suchen (spätestens) oder Schleusenpersonal fragen, was zu erreichen ist. Sogar auf der Schleusentreppe von Golbey, zwischen 7 und 8 gibt es einen Platz, vor Schleuse 8 unterhalb Girancourt auch nett, es gibt viele Plätze, es ist auch möglich, einfach an einem Baum festzumachen, aber auf die Tiefe achten.

Am Ende (schon 25 Kilometer Mosel vorher) kommt mit Toul ein ganz nettes Städtchen und ein prima Hafen.
Ab hier dann in den Canal de l’Est (Richtung Norden, Belgien) oder weiter auf der Mosel zum Rhein.

Meine Fahrtzeiten sind auf den einsamen Kanalskipper ausgelegt, ich war oft lieber unterwegs, als alleine im Hafen zu sitzen – die Zeiten sind also ziemlich ambitioniert – auch begünstigt durch das gute Wetter, ohne Zwangspausen z.B. durch Mistral in der Rhône.

In Canal de Vosges habe ich von vier Übernachtungen drei an einem Anleger ohne Versorgung (also im „Wald“) verbracht – sollte man unbedingt machen.


Hafen von Toul, Stadt etwas heruntergekommen, Hafen prima
  
Heute (6.8.) steht Versorgung von Boot und Skipper auf dem Programm, die Wäsche ist gewaschen, Einkäufe erledigt, Dieselvorräte aufgefüllt, Motor (Öl, Filter usw.) überprüft – vielleicht tauche ich im Hafen (sieht von oben aus wie ein Aquarium) nochmal, um zu prüfen, ob Ruder und Propeller wieder vom Spinat befreit sind – mal sehen, ob ich mich überwinden kann.



Warm genug ist es, 36 Grad im Schatten.

Aquarium unter dem Boot
Große Wäsche - erledigt



Und ein bisschen Kultur war auch noch ...



Morgen geht’s dann pünktlich um 9:00 Uhr zur 1. Schleuse – und dann zur Mosel hinunter …