Heute, am Samstag (30.5.) ist ja in Lyon – wie schon erzählt
– die Feier „le pardon des mariniers“, frei übersetzt mit Schifferfest mit Segen. Es ist allerhand los,
viel Bumsfallera und vor allem viele Leute, die sich das Spektakel ansehen.
Nächtlicher Blick aus dem Cockpit, die Karpfen randalieren. |
Mit dem Segen hat es dann doch nicht geklappt, sollte wohl
erst am Sonntag sein – da sind wir schon unterwegs – aber ein bisschen fällt
vielleicht auch einfach so auf Allegro ab, immerhin lagen wir nur 50 Meter vom „Bateau
de Chapelle“ entfernt – ich meine, ich habe so etwas wie glückverheißende
Schwingungen gespürt – nach 2 Campari-O-Saft allerdings.
Am späten Nachmittag dann Wiedersehen mit meinem Bruder Christian,
der 2 Tage dabei bleiben wird.
Wir gehen im Restaurant am Hafen lecker essen und haben
dann eine mehr oder weniger ruhige Nacht – nur gestört von einigen feiernden „mariniers“
und einigen fetten Karpfen – oder so ähnlichen Fischen, die immer laut
platschend auftauchen, nachts sogar gegen das Ruder (über dem fast genau mein
Kopfkissen liegt) schwimmen – die fühlen sich hier im modernen Hafen
anscheinend wohl wie die Fische im Wasser – vielleicht können sie auch lesen
und haben „pèche interdit“ erkannt.
Hafen achteraus - Christian am Ruder |
Kurz vor 9:00 Uhr am Sonntag dann los – hinaus auf die
Rhone, Stadtteil "confluence", das bedeutet Zusammenfluss.
Die erste Schleuse ist schnell erreicht, nur 4 Kilometer
bis dahin, und wir werden ganz alleine in dem riesigen Becken (195 x 12 Meter)
12 Meter nach unten geschleust.
In den Wänden sind Schwimmpoller, also kein Problem.
Das grüne Monster - Gebäude in Lyon, kurz vor der Rhone |
Raumschiff - Schiff - Museeum - spektakülär. |
Links hinten die Saone - recht kommt die Rhone. |
Die Weiterfahrt verläuft harmonisch und unterhaltsam, wir
haben uns viel zu erzählen und Christian sieht mit eigenen Augen, wie sein
Bruder so die letzten 6 Wochen zugebracht hat – dazu kommt die Rhone, die sich
überhaupt nicht anstrengend gebärdet.
Wir haben zwischen 1 und 2 Knoten Schiebestrom, also nicht
mehr als auf der Maas in Belgien (da von vorne) waren – wenn das auf dem
Rückweg auch so ist, komme ich da ohne Probleme hoch.
Am Ufer immer mehr Weinberge, Weingüter, schöne Anwesen (einfach
Häuser zu sagen, wäre zu tief gegriffen), der Fluss ist teilweise sehr breit,
teilweise nur wie der Mittellandkanal, wenn es auf eine Schleuse zugeht (das
sind dann die Schleusenkanäle).
Bei der zweiten Schleuse müssen wir auf ein Bettenschiff
warten, das mit uns geschleust werden soll, geht klar, hinter dem Monster ist
genau noch ein Schwimmpoller frei – für uns.
Sonnige Rhone, links oder rechts, je nach Hanglage - Wein. |
So viel Wein - sehr gepflegte Kulturlandschaft |
Der Hafen, den wir uns ausgesucht haben, Roche des
Condrieu, kommt um 14:30 Uhr in Sicht, um 15:00 Uhr erkunden wir zu Fuß die
nähere Umgebung. Vorher hat uns der nette Hafenmeister alles erklärt und den
Code für ein wirklich schnelles Internet gegeben – Spitzenhafen, auch die
anderen Zutaten stimmen.
Gleich hinter dem Hafen ein Badesee mit Wasserskianlage, Christian
und ich sitzen am Ufer, die nackten Füße baumeln im Wasser und wir können die
mehr oder weniger eleganten Kurven der Wasserskifahrer beobachten, die immer im
Kreis von einer Art Seilbahn um den See gezogen werden.
Füße im Wasser, das tut gut, denn es sind mindestens 30
Grad, die Sonne brennt vom wolkenlosen Himmel und das obwohl die „porte de
soleil“, nach der der Himmel nur noch blau sein soll, noch ein paar Kilometer entfernt
die Rhone abwärts liegt.
Die Sonne brennt, das Sonnensegel ohne den Feintrimm. |
Bruder - Boote - Rhone - Sonne - Hitze |
Zurück im Hafen, kaltes Getränk, auch zwei - und einen
kleinen Hafenrundgang, zum Schiffe gucken.
Hier liegen allerhand werkwürdige Geräte herum, auch Segelboote
mit gelegtem Mast, die aber nicht so aussehen, also würden sie noch einmal
loskommen – und niedlich, in einem gelegten Mast hat ein Bachstelzenpaar ein Nest
gebaut, jedenfalls ist reger Flugverkehr durch das Loch, in dem sonst die
Toggles für die Wanten stecken.
Aber es gibt auch schöne Motorboote, mehrere von Typ „Grand
Banks“, mit Heimathafen Nizza, einen Katamaran, der wohl als Sommerhaus dient
(aber der Mast steht darauf senkrecht).
Sommerterrasse. |
Gegenüber liegt ein sehr gepflegtes, tolles Motorboot mit einem Ehepaar aus Basel.
Sehr nette Leute, wir quatschen ein bisschen, sie wollen
auch nach Sète – mal sehen, wann und wo ich sie wiedertreffe.
Sommerterrasse als Katamaran getarnt. |
Und es gibt „Magpies Call“, die Lieblingsfarbe des Besitzers ist garantiert schwärzestes Schwarz, man kann gar nicht so viele Details erfassen, wie an dem Boot – na sagen wir – „strange“ sind.
Der „Käpt´n“ würde von ersten Eindruck auch auf eine
Harley Davidson im mittleren Westen passen, wenn man ihn sich statt in
schwarzer Unterhose und mit schwarzem Unterhemd in kerniger Rockerkluft
vorstellt.
Das Boot wird nie mehr auslaufen (würde mich jedenfalls
sehr wundern), aber wenn man es nicht mit den Augen eines Seglers betrachtet,
kann man wohl sagen, dass es irgendwie auf dem Weg zum Gesamtkunstwerk (inklusive
Besitzer) ist.
Sogar die Fender sind pechschwarz lackiert.
Die Nacht ist aber trotz der Nachbarschaft ruhig und
friedlich, auch keine randalierenden Karpfen mehr.
Nach einem schönen Frühstück in der Morgensonne, mit
Blick auf die Weinberge und die Rhone, muss Christian wieder aufbrechen – der zurückbleibende,
einsame Skipper macht sich daran, das Boot für die Weiterfahrt am nächsten Tag
vorzubereiten.
Diesel, Wasser, alles checken – startklar.
Dann noch abspülen, per Pütz, um die ganzen Krümel,
Blätter, und den schlichten Dreck vom Deck zu kriegen. Kaum bin ich damit
fertig, spült ein Wolkenbruch kräftig nach – Gewitter war vorhergesagt- also ab
nach unten, PC traktieren, kalten Kakao trinken, Kekse essen – chillaxen.
Die Bootsschuhe habe ich im Cockpit vergessen, die sind
jetzt auch gespült, alles schön in Süßwasser eingeweicht – chinesische Markenware,
die können das ab.
Bis zum Mittelmeer sind es noch 10 Schleusen – das wird
zu schaffen sein – allerdings sind die Liegeplätze recht rar, so dass man
einigermaßen planen muss, um den nächsten guten Hafen stressfrei zu erreichen –
auf geht’s.
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