Morgens um 7 ist
die Welt noch ganz in Ordnung, jedenfalls regnet es heute (2.6) nicht mehr so,
wie gestern Abend und teilweise in der Nacht.
Vollmond über Condrieu |
Eigentlich regnet
es gar nicht, aber es sieht so aus.
Über den
Weinbergen hängen dicke Wolken, sieht fast aus wie Nebel, aber es ist schon zum
Frühstück (Becher Kaffee, mehr kriege ich so früh nicht runter) knapp 18 Grad.
Es soll heute
heiß und sonnig werden – sieht gar nicht danach aus.
2 Schweizer aus Basel unterwegs |
Als ich mich mit
kleiner Drehzahl aus dem Hafen schleiche, folgt mir das Motorboot der netten
Schweizer aus Basel, ich weiß, sie haben dasselbe Ziel, die drei Schleusen
werden wir wohl zusammen absolvieren.
Bis zur ersten
Schleuse bleiben sie hinter mir, wollen sich wohl nicht vordrängeln, obwohl mir
das egal wäre – wenn sie schneller fahren können als ich, warum nicht?
Ich brettere für
Segelbootverhältnisse schon mit 7 Knoten, manchmal knapp drüber, die Rhone ´runter.
Der Strom schiebt mit 1 – 2 Knoten, an manchen Stellen (die ich für die Rückfahrt
schon mal in der Karte markiere) auch mit 2,5 Knoten – ist aber selten.
Das Wetter regt nicht zum Fotografieren an, bis zur ersten Schleuse (16 Meter nach unten), bleibt es trübe – stört mich aber nicht, ich tanke mich mit der kühlen Luft quasi auf, denn ich weiß, es wird heißer werden. Warum also nicht mal das Kühle genießen?
Bei uns kommt die energie aus der Steckdose! |
Die Rhone ist
hier so breit, dass man am Ufer nicht besonders viele Details aufnehmen kann,
die Informationen, wo es lang bzw. vorbei geht, werden aus dem „Reiseführer“,
der fluviacarte „Le Rhone“ geholt.
Danach passieren
wir ein berühmtes Weindorf nach dem anderen, mal bester Weißwein, mal bester
Rotwein, jedenfalls muss dem Weinkenner hier das Wasser im Munde
zusammenlaufen.
Für mich, der
sich allenfalls mit dem edlen Hellen aus Flensburg oder mit Nesquik auskennt,
sind die Namen der Weindörfer und Weinberge völlig unbekannt – aber immerhin,
ich registriere die Berühmtheit der Gegend.
Doch halt, das kenne ich, wir passieren das Dorf Champagne – wenig spektakulär, fast hätte ich es gar nicht bemerkt.
Schampus-Gegend |
Weit und breit kein Schampus |
Vielleicht habe
ich erwartet, dass für uns Durchreisende charmante Weinköniginnen gratis
Champagnerflaschen auf die vorbeifahrenden Yachten herüberreichen und mit einem
entzückenden „à votre santé“ dem einsamen Skipper hinterherwinken.
Aufwachen! Ein
Atomkraftwerk wird auch passiert.
Die drei Schleusen
bringen mich und Allegro und die Schweizer Ralf und Annita (wir haben uns
inzwischen bekanntgemacht) mit ihrem schmucken Motorboot „Olimar“ insgesamt 41
Meter nach unten – problemlos.
Nach der ersten
Schleuse hatte mich „Olimar“ überholt, vor der zweiten wurde ich aber von der
Schleuse angefunkt, wie weit ich noch weg sei.
Ich antwortete 10
Minuten (en france) , die Antwort des Schleusenwärters: „Nous attendons“. „Merci
bien“.
Trotzdem beeindruckend |
Die Miene täuscht - gar nicht sorgenvoll - konzentriertes Selfie. |
Also alle
Schleusen gemeinsam, nur Allegro und Olimar.
Der Hafen, der um
kurz nach 14:30 Uhr in Sicht kam, soll der größte Sportbootbinnenhafen Europas
sein, mit „420 Ringen“ – wahrscheinlich sind Liegeplätze gemeint.
Die Einfahrt ist
betonnt, aber die Rhoneströmung steht quer dazu. Was aber kein Problem ist,
das Problem ist die Tiefe oder besser gesagt die „Flache“.
Kurz und gut, ich
saß wieder einmal fest, 20 Meter vor der Hafeneinfahrt, garantierte Wassertiefe
laut „fluviacarte“, zwei Meter.
Sollte Allegro
gewachsen sein, bisher hatte sie immer 1,50 Meter Tiefgang?
Ich saß richtig
fest, erst nach einem Kreisel auf dem Kiel mit ziemlicher Motorunterstützung
kam ich frei und versuchte einen neuen Anlauf, denn der nächste Hafen wäre kaum
vor 20 Uhr zu erreichen gewesen. Dazu hatte ich keine Lust.
Nachdem ich also
die halbe Hafeneinfahrt umgegraben hatte, fand ich doch (Glück gehabt) eine
Stelle, wo ich nur ein bisschen über den Schlick gerutscht bin, aber nicht
feststeckte. Gleich die erste Box war meine, bloß nicht weiter ´rein, denn da
soll es wieder flach werden.
Später erzählte
mir der sehr nette Hafenmeister, dass morgens etwa 20 Zentimeter mehr Wasser in
der Rhone ist (weil die Schleusen geöffnet werden?).
Nun gut, hoffe das stimmt,
weil ich nicht den Rest meiner Tage in diesem größten und flachsten Hafen
Europas zubringen will, dem "Port de Plaisance de Valence".
Ein Handwerker,
die ein schickes Teakdeck auf einer „Grand Banks“ verlegte, sagte mir noch, ich
müsste Abstand von der Mole halten, aber nicht zu viel – klar doch, danke für
den exakten Tip.
Aber sonst ist
der Hafen prima, alles da, was das Skipperherz begehrt – die Waschräume sind
klimatisiert - sehr angenehm, vor der Dusche und danach auch.
Ach ja, hätte ich
fast vergessen – es ist tatsächlich heiß, richtig heiß.
Im Boot 32 Grad,
in der Sonne einiges mehr – und das für mich Norddeutschen, der eigentlich schon bei 15 Grad anfängt zu schwitzen - aber, in diesem schönen flachen Hafen weht an der
Hafeneinfahrt (wo ich bin) ein schöner kühlender Südwind, er zieht genau durch
die Vorschiffsluke durchs Boot – richtig angenehm und im Cockpit ist es auch
sehr gut auszuhalten.
Das werde ich
jetzt genießen und morgen sehen wir zu, dass wir wieder ´raus kommen.
Geplant sind 3
Schleusen, nicht sehr weit, weil der nächste Hafen (wahrscheinlich schon
Avignon) sonst zu weit weg wäre.
Bonne chance!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen