Dienstag, 2. Juni 2015

Der größte Hafen Europas - und einer der flachsten, 48. Tag



Morgens um 7 ist die Welt noch ganz in Ordnung, jedenfalls regnet es heute (2.6) nicht mehr so, wie gestern Abend und teilweise in der Nacht.
Vollmond über Condrieu



Eigentlich regnet es gar nicht, aber es sieht so aus.
Über den Weinbergen hängen dicke Wolken, sieht fast aus wie Nebel, aber es ist schon zum Frühstück (Becher Kaffee, mehr kriege ich so früh nicht runter) knapp 18 Grad.
Es soll heute heiß und sonnig werden – sieht gar nicht danach aus.



2 Schweizer aus Basel unterwegs

Als ich mich mit kleiner Drehzahl aus dem Hafen schleiche, folgt mir das Motorboot der netten Schweizer aus Basel, ich weiß, sie haben dasselbe Ziel, die drei Schleusen werden wir wohl zusammen absolvieren.

Bis zur ersten Schleuse bleiben sie hinter mir, wollen sich wohl nicht vordrängeln, obwohl mir das egal wäre – wenn sie schneller fahren können als ich, warum nicht?




Ich brettere für Segelbootverhältnisse schon mit 7 Knoten, manchmal knapp drüber, die Rhone ´runter. Der Strom schiebt mit 1 – 2 Knoten, an manchen Stellen (die ich für die Rückfahrt schon mal in der Karte markiere) auch mit 2,5 Knoten – ist aber selten.
 
Bisschen trübe - aber auch schön


Das Wetter regt nicht zum Fotografieren an, bis zur ersten Schleuse (16 Meter nach unten), bleibt es trübe – stört mich aber nicht, ich tanke mich mit der kühlen Luft quasi auf, denn ich weiß, es wird heißer werden. Warum also nicht mal das Kühle genießen?
Bei uns kommt die energie aus der Steckdose!







Die Rhone ist hier so breit, dass man am Ufer nicht besonders viele Details aufnehmen kann, die Informationen, wo es lang bzw. vorbei geht, werden aus dem „Reiseführer“, der fluviacarte „Le Rhone“ geholt.
Danach passieren wir ein berühmtes Weindorf nach dem anderen, mal bester Weißwein, mal bester Rotwein, jedenfalls muss dem Weinkenner hier das Wasser im Munde zusammenlaufen.




Für mich, der sich allenfalls mit dem edlen Hellen aus Flensburg oder mit Nesquik auskennt, sind die Namen der Weindörfer und Weinberge völlig unbekannt – aber immerhin, ich registriere die Berühmtheit der Gegend.

Kein Schampus für den Skipper.


Doch halt, das kenne ich, wir passieren das Dorf Champagne – wenig spektakulär, fast hätte ich es gar nicht bemerkt.
Schampus-Gegend

Weit und breit kein Schampus

Vielleicht habe ich erwartet, dass für uns Durchreisende charmante Weinköniginnen gratis Champagnerflaschen auf die vorbeifahrenden Yachten herüberreichen und mit einem entzückenden „à votre santé“ dem einsamen Skipper hinterherwinken.


Aufwachen! Ein Atomkraftwerk wird auch passiert.





Die drei Schleusen bringen mich und Allegro und die Schweizer Ralf und Annita (wir haben uns inzwischen bekanntgemacht) mit ihrem schmucken Motorboot „Olimar“ insgesamt 41 Meter nach unten – problemlos.
Nach der ersten Schleuse hatte mich „Olimar“ überholt, vor der zweiten wurde ich aber von der Schleuse angefunkt, wie weit ich noch weg sei.
Ich antwortete 10 Minuten (en france) , die Antwort des Schleusenwärters: „Nous attendons“. „Merci bien“.
 
Schwimmpoller kommen mit nach oben oder unten

Trotzdem beeindruckend
 
Die Miene täuscht - gar nicht sorgenvoll - konzentriertes Selfie.




Also alle Schleusen gemeinsam, nur Allegro und Olimar.

Der Hafen, der um kurz nach 14:30 Uhr in Sicht kam, soll der größte Sportbootbinnenhafen Europas sein, mit „420 Ringen“ – wahrscheinlich sind Liegeplätze gemeint.



Die Einfahrt ist betonnt, aber die Rhoneströmung steht quer dazu. Was aber kein Problem ist, das Problem ist die Tiefe oder besser gesagt die „Flache“.
Kurz und gut, ich saß wieder einmal fest, 20 Meter vor der Hafeneinfahrt, garantierte Wassertiefe laut „fluviacarte“, zwei Meter.
Sollte Allegro gewachsen sein, bisher hatte sie immer 1,50 Meter Tiefgang?

Ich saß richtig fest, erst nach einem Kreisel auf dem Kiel mit ziemlicher Motorunterstützung kam ich frei und versuchte einen neuen Anlauf, denn der nächste Hafen wäre kaum vor 20 Uhr zu erreichen gewesen. Dazu hatte ich keine Lust.
Nachdem ich also die halbe Hafeneinfahrt umgegraben hatte, fand ich doch (Glück gehabt) eine Stelle, wo ich nur ein bisschen über den Schlick gerutscht bin, aber nicht feststeckte. Gleich die erste Box war meine, bloß nicht weiter ´rein, denn da soll es wieder flach werden.
 
Hinter dem Damm fließt die Rhone, die Felsen sind am gegenüberliegenden Ufer.
Später erzählte mir der sehr nette Hafenmeister, dass morgens etwa 20 Zentimeter mehr Wasser in der Rhone ist (weil die Schleusen geöffnet werden?). 
Nun gut, hoffe das stimmt, weil ich nicht den Rest meiner Tage in diesem größten und flachsten Hafen Europas zubringen will, dem "Port de Plaisance de Valence".
Ein Handwerker, die ein schickes Teakdeck auf einer „Grand Banks“ verlegte, sagte mir noch, ich müsste Abstand von der Mole halten, aber nicht zu viel – klar doch, danke für den exakten Tip.

Aber sonst ist der Hafen prima, alles da, was das Skipperherz begehrt – die Waschräume sind klimatisiert - sehr angenehm, vor der Dusche und danach auch.

Ach ja, hätte ich fast vergessen – es ist tatsächlich heiß, richtig heiß.
Im Boot 32 Grad, in der Sonne einiges mehr – und das für mich Norddeutschen, der eigentlich schon bei 15 Grad anfängt zu schwitzen - aber, in diesem schönen flachen Hafen weht an der Hafeneinfahrt (wo ich bin) ein schöner kühlender Südwind, er zieht genau durch die Vorschiffsluke durchs Boot – richtig angenehm und im Cockpit ist es auch sehr gut auszuhalten.

Das werde ich jetzt genießen und morgen sehen wir zu, dass wir wieder ´raus kommen.
Geplant sind 3 Schleusen, nicht sehr weit, weil der nächste Hafen (wahrscheinlich schon Avignon) sonst zu weit weg wäre.
Bonne chance!


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