Zwei gute
Nachrichten und eine schlechte.
Erst die
Schlechte, ich habe mein Tagesziel wieder nicht erreicht, jetzt die Gute – ich
bin viel weiter gekommen als geplant und die zweite Gute, der Hafen ist urig
und irgendwie Klasse.
Aber der Reihe
nach.
Burgen, auf einer nächsten Reise, ohne Boot per Wohnmobil, werde ich die ein oder andere besichtigen |
Die Rhone wird breiter, das Wetter immer heiter, das GPS sieht weiter. |
Aus Valance bin
ich ´rausgekommen, am 3.6., gerade so.
Die Hafenmeister
haben (vielleicht extra für mich) Pricken gesetzt, um die tiefsten Stellen zu
markieren, ´n bisschen habe ich den Rhonegrund aber doch abgehobelt, mit einem
Schub Gas ging´s dann aber und sofort danach waren wir auf 5 Meter Tiefe.
Die Rhone
schwemmt anscheinend einen richtigen Sockel vor die Häfen – so als wollte sie
nicht, das kleine Boote wie Allegro sich aus ihrem Einflussbereich in die Häfen
verziehen.
Die Rhone, der
große Fluss und das unbekannte Wesen. Über die Strömung habe ich ja schon mal
geschrieben, dazu muss ich nach den 4 Tagen, die ich jetzt auf der Rhone
unterwegs bin auch nichts ändern. Strömung zwischen 1 und 2,5 Knoten, dort wo
die Rhone sehr breit ist (ist klar) weniger, am flacheren Rand noch weniger
(auch klar), in den langweiligen Schleusenkanälen und besonders vor einem Wehr
(also bei den Schleusen), dann mehr Strömung und manchmal ohne erkennbaren
Grund mehr Strömung, wahrscheinlich einfach mehr Gefälle.
Die Grund der
Rhone scheint ohnehin ziemlich uneben zu sein, man merkt das an den
Stromwirbeln, die oft zu sehen sind und am Ruder ruckeln – aber kein Problem,
fällt nur auf.
Zu beobachten
gibt es unterwegs ja nicht mehr so viel – einfach alles zu weit weg, ab und zu
ein paar schöne alte Schlösser oder Burgen, die Reiher sind auch nicht mehr da.
Sie wurden
abgelöst durch Möwen – das Meer kommt näher – und jede Menge Schwäne.
Seit heute, also
südlich von Valence, sehe ich auch keine Weinberge mehr, die Ufer sind felsig
oder bewaldet, ganz andere Landschaft als nördlich von Valence.
Die Schleusen auf
der Rhone haben alle Schwimmpoller und die Schleusenwärter haben es gerne, wenn
man an einem (zwei sind gar nicht zu erreichen, zu weit auseinander) mit der
Vorleine und der Heckleine festmacht. Also gut, mache ich auch und dirigiere
das Boot vom Cockpit aus, Vorleine durch die Bugklampe und dann auf der Winsch,
Heckleine durch die Heckklampe und aus der Hand.
Geht gut.23 oder 26 Meter tiefer, in ein paar Minuten. |
Da komm´ ich her. |
Immer wenn ich
auf die Schleuse zufahre, springt die Ampel auf Rot-Grün, also Vorbereitung,
dann muss man manchmal eine Weile warten, weil noch einer von hinten kommt oder
auf einen Bergfahrer gewartet wird – ich habe aber nie mehr als eine halbe
Stunde gewartet.
Funken lohnt sich
für mich nicht, weil ich die Antworten ohnehin nicht verstehe. Die
Schleusenwärter sprechen schnell und undeutlich – für mich jedenfalls.
Geplant sind
heute 3 Schleusen mit insgesamt etwa 45 Meter, (13, 13 und 19).
Was noch am
großen Fluss auffällt, sind die vielen Baumstämme und Äste, die hier teilweise
´rumschwimmen – man muss schon nach vorne gucken, sie sind leicht zu sehen,
aber darüberfahren könnte doch ganz schön rumpeln, das muss ja nicht sein.
Eine Schlucht - Namen vergessen, mehr Trinken! |
Oben wohnt der Hafenmeister - oder? |
Insgesamt bietet
die Rhone also doch einiges an Unterhaltung, wenn auch heute die langweiligsten
10 Kilometer der ganzen Reise absolviert wurden – ein Schleusenkanal mit
betonierten Wällen, schnurgerade, keine Felsen, keine Burgen, keine Weinberge,
keine Tieren, nicht mal Baumstämme im Wasser.
Dagegen war der
Elbeseitenkanal der reinste Erlebnispark – aber auch diese Stelle geht vorüber
(nach etwa 50 Minuten, bei 7 Knoten) – es kam aber nochmal so ein Abschnitt,
hat den ersten aber an Langeweile nicht ganz erreicht.
Die Rhone wird
anscheinend genutzt, um für ganz Frankreich Strom zu produzieren. Einerseits
ist jede Schleuse mit einem Kraftwerk gekoppelt, das die Strömung in Strom
umwandelt, andererseits bin ich heute schon am dritten Atomkraftwerk
vorbeigeschippert, das das Rhonewasser wohl als Kühlwasser nutzt.
Atome schwirren durch die Luft und landen in der Steckdose. |
Das Größte, schnell weiter, obwohl das wenig nützt ... |
Ein bisschen der
erzeugten Energie scheint auf mich übergesprungen zu sein, den eigentlich
wollte ich „nur“ bis Viviers, ein Hafen 52 Kilometer südlich von Valence.
Welche Überraschung
die Rhone doch immer auf Lager hat, jedenfalls gab es den Hafen nicht mehr, nur
ein verschlammtes, viel zu flaches Becken. Also weiter zu einem Anleger,
weitere 40 Kilometer entfernt – zweite Überraschung, auch der Anleger in St.
Etienne-des-Sorts existiert nicht mehr.
Dazwischen habe
ich die größte Schleuse der Rhone passiert, Bollène, mit 23 oder 26 Metern (die
Quellen widersprechen sich). Sie soll einmal die größte Schleuse europas
gewesen sein, war auch wirklich beeindruckend und schnell!
Es ging fast wie
im Fahrstuhl nach unten, ein besonders Ablaufsystem soll das ermöglichen,
angeblich ist man in 7 Minuten einmal von oben nach unten und wieder zurück
(wenn man ´drinbleiben würde), ´runter ging es jedenfalls sehr schnell.
Zurück zu den nicht
existierenden Häfen, ich bin einfach weiter gefahren, mit der Aussicht zur Not
vor einer Schleuse am Wartepoller zu übernachten oder irgendwo zu ankern – oder
doch noch einen Hafen zu finden.
Und das habe ich
– in l´ Ardoise, einen Nebenarm der Rhone 5 Kilometer bergauf –also zurück –
wurde ich fündig.
Hafen von l´Ardoise in Sicht. |
Hat sich gelohnt,
nach 102 Kilometern, bin ich kurz vor 20:00 Uhr im Hafen.
Urig hier, die
Hafenmeisterin wohnt in einem schwimmenden Container (so eine Art jedenfalls)
und betreibt in einem anderen, mit schwimmender Terrasse, ein Restaurant.
Dusche im
Restaurant (witzig, die Gäste konnten nicht auf Toilette, während ich den
Schweiß des langen Tages abgeschrubbt habe), Strom, Wasser und sehr gutes
Internet.
Zum Bloggen war
ich allerdings zu müde, es reichte gerade noch, ein kaltes Bier zu trinken,
dabei Handball auf Sport1 zu gucken (THW ist fast Meister) und dann ins Bett zu
fallen.
Diesen Hafen merke ich mir schon mal für die
Rückfahrt, denn dieser Abschnitt der Rhone ist eine ziemlich Durststrecke, was
Anlegemöglichkeiten angeht und den Trinkwasserverbrauch auch (4 Liter
mindestens).
Breit und sicher, der Niedergang. |
Und das alles auf
dem kleine Boot Allegro, auf der großen Rhone.
Wenn ich so dahin
tuckere freue ich mich immer wieder über mein Schiff, das zwar nicht dem
allerneusten designtechnischen Standard entspricht, aber doch viele Dinge zu
bieten hat, die die Firma Dehler in guter Qualität zu einem wirklich
ausgereiften Produkt vereint hat.
Wobei das Wort
Produkt es überhaupt nicht trifft, denn man baut auf so einer Reise und auch
schon davor ein fast persönliches Verhältnis zu dieser Ansammlung von Plastik,
Tauwerk, Aluminium und technischen Geräten auf – man mag sein Boot einfach.
Ich mag den
breiten sicheren Niedergang, die gemütliche Kajüte mit sinnvollen Einbauten,
wie Kartentisch, Pantry und genügend Stauraum.
Alles mit Sinn, ausgereift eben. |
Ich mag „meine“
Achterkoje, die ich durch ein nachträglich eingebautes Heckfenster zu einer
kuscheligen Höhle aufgewertet habe.
Ich mag das große
Cockpit, den Traveller, der wie viele Details, auch das Seglerische nicht zu
kurz kommen lässt und ich mag das Bimini (auch wenn es etwas flatterig
aussieht) und die Ankerhalterung am Heckkorb und und und…
Ein Boot, das ich
jederzeit wieder kaufen würde – es macht einfach Spaß und ist (für mich auch
immer wieder) eine Augenweide.
Natürlich mit
stehendem Mast und guten Segeln noch viel mehr.
Bis dahin wird es
nicht mehr allzu lange dauern, morgen nach Avignon und dann (nach einer
Besichtigungspause von einem Tag) weiter nach Sete (schätze in 2 Tagen, oder 3,
zu schaffen).
Die Fender ertragen klaglos Schleusen, Mauern, Stege ... |
Zum Schluss noch
die dritte gute Nachricht: mein GPS ist seit 2 Tagen nicht mehr ausgefallen.
Es waren wohl
doch die engen Kanäle mit Abschattungen durch Bäume, Felsen und so weiter, die
das Gerät durcheinander gebracht haben – oder der große Fluss hat noch andere
Überraschungen auf Lager, von denen ich und das kleine Boot nichts ahnen.
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