Heute ist der 1.
Mai (Tag der Arbeit) und gestern Abend war dementsprechend „Tanz in den Mai“, in
der Marina Recke, in der Nähe von Bergeshövede.
Ich kann sagen,
ich war dabei. Zwar nicht mittendrin aber dabei.
Scheint eine ganz
nette Party gewesen zu sein, im Festzelt 80 Meter von meinem Liegeplatz,
jedenfalls wurde ich bis morgens um 4:00 Uhr von Partymusik im Schlaf unterhalten
(nicht unangenehm) und Helene Fischer hat mich höchstpersönlich, atemlos, in den
Schlaf gesungen.
Netter Hafen,
gelungener Abend nach dem großen Wäschewaschen, mit Bratwurst und eben der Helene.
Nach dem
Auslaufen, wieder um 5:45 Uhr, kennt man ja schon, zunächst die letzten 15
Kilometer bis zum nassen Dreieck (von dem ich mir insgeheim mehr versprochen
hatte), die letzten Kilometer also im liebgewordenen Mittellandkanal.
Doch der Neue,
der Dortmund-Ems-Kanal, ist auch nicht
schlecht.
Ich wandele auf
historischem Boden, bzw. schippere durch historische Wellen.
Der Kanal wurde
zwischen 1891 und 1899 gebaut, und zwar um die Rohstoffe (Kohle) und
Industriegüter (Waffen, Munition) aus dem Ruhrgebiet an die Nordsee zu schaffen
und dort die kaiserliche Flotte in Emden und Wilhelmshafen zu versorgen.
Aus den großen
Flottenplänen Kaiser Wilhelms II. wurde nichts (es waren nur flotte Pläne), wie
jeder weiß, der einmal den Roman vorn Erskine Childers, „Rätsel der Sandbank“
gelesen hat – lohnt sich und wurde auch prima verfilmt (ZDF ?).
Hier ist "nix" los |
Smoke on the water. |
Selbststeuerung - schnur gerade aus. |
Aber kaiserliche
Zeiten sind lange vorbei und ich profitiere trotzdem mit der schönen
Kanalfahrt, sozusagen von der militärischen Logistik des amtierenden
Hohenstaufen.
Irgendjemand hat
einmal gesagt, der Krieg sei der Vater allen Fortschritts.
Soweit würde ich
nicht gehen, aber zerstörte Teile müssen wieder aufgebaut werden, also
Fortschritt, und die Technik überbietet sich in immer neuen Rüstungsfinessen –
auch Fortschritt.
Ein Hafen unterwegs - im stillgelegten Kanalteil, alte Fahrt. |
Vielleicht wäre „Wettbewerb belebt das Geschäft“ der bessere Spruch, eben auch militärischer Wettbewerb.
Heute eine Urlaubsgegend, das hätte der KaiserWilhelm nicht gedacht. |
Schön -und riecht gut ... |
Ich bin froh, dass ich nicht von Zerstörung profitiere, sondern allein vom Großmachtstreben des Deutschen Reiches, aus dem bekanntlich nichts geworden ist.
Genug
Abschweifungen, der Kanal ist schön, teilweise schnurgerade, es ist fast nichts
los – ideal, um immer wieder die Selbststeuerung laufen zu lassen – es geht
einfach immer langte Strecken geradeaus, ich habe den Kanal für mich allein –
Urlaubsgefühl stellt sich ein, das Wetter ist ebenfalls „Kaiserwetter“.
Der Kanal ist übrigens nicht altmodisch, er wurde sicherlich oft erweitert und modernisiert, außerdem sind alle Brücken richtig modern – aber auch alle gleich, zumindest fast.
... manchmal auch von unbekannten Künstlern aufgepeppt. |
Der kostenlose Sinnspruch des Tages |
In den Kanälen schwimmt so Einiges herum, im Mittellandkanal viele Zweige und Äste, die in der Schraube ganz schön rumpeln können – also ausweichen, im Dortmund-Ems-Kanal eher Tiere.
Leider auch ab und zu tote, denn die Spundwände auf einigen Strecken verhindern, dass ein Tier wieder ans Ufer kommt, wenn es einmal im Wasser ist.
Ich habe einen
Hasen gesehen, ein kleines Reh und ein brasilianisches Wasserschwein,
jedenfalls sah es so aus, mit Fell, größer als ein Hase und Nagetiergesicht,
alle samt als Wasserleichen. Allesamt innerhalb von einer Woche, nicht alle
heute.
Für Menschen sind
an den Spundwänden übrigens alle 20 Meter Leitern angebracht.
... einer von den "Coolen" |
Jede Menge
Kormorane gibt es, wenn ich ankomme, tauchen sie erst weg, um dann aber doch „Schiß“
zu kriegen und wegzufliegen. Cooler sind da die Haubentaucher (sind wohl
welche?) die ebenfalls kurz vor dem Bug wegtauchen und dann ganz cool neben dem
Boot wieder hoch kommen, als ob nichts gewesen ist. Ich habe jedes Mal Angst,
dass es Fricassé gibt – coole Viecher.
Die Enten warten
bis zuletzt und lassen sich dann oft fast von der Bugwelle beiseite schwemmen,
die Schwäne weichen sehr rechtzeitig aus.
Vielleicht haben
die Kormorane einfach ein schlechtes Gewissen, bisschen verschlagen sehen sie
ja auch aus, fast wie ein kleiner Velociraptor mit Federn.
Zum Entspannen das Rätsel des Tages: Was ist ein Düker? |
Nachdem ich mit meiner Schraube (vor und zurück, Ruder rechts, links und wieder…) das halbe Kanalbett aufgewühlt hatte, war ich wieder frei und konnte weiter – auf zum nächsten Versuch und zum nächsten Hafen. Warum rufe ich eigentlich extra an?
Einfahrt vorbereitet... |
Da geht's rein - zu flach? Mal probieren ... |
Alles gut - eine Idylle und super Duschen! |
Da hinten (300 Meter) der Dortmund-Ems-Kanal |
Idyllisch
gelegen, sehr ruhig, nur 300 Meter vom Kanal ab, mit einem super tollen Sanitärbereich,
gemütlichen und netten Leuten, die ehrlich nach dem „woher-wohin“ fragen (keine
Selbstdarsteller, wie so oft) –einfach richtig hyggelig.
Natürlich sind
hier auch alle so gut ´drauf, weil Dortmund
gerade im Elfmeterschießen die Bayern aus dem Pokal geworfen hat –
spannend, ich hab’s gesehen.
Sehr
empfehlenswerter Hafen – prima.
Morgen geht‘s zum Rhein, 5 oder 6 Schleusen – ach ja – heute die Schleuse Münster, keine Probleme, obwohl die angekündigten Schwimmpoller nur auf der Backbordseite waren – und da lag ein Frachter – aber ging auch so alles glatt (Bug-Heck-Universalspring-Technik).
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