So, und dieses „so“ ist wirklich so gemeint, so, der schlimmste Teil
der Rhone ist geschafft, wir sind heute (21.7.) zwar weiter unterwegs bei
Gegenwind, Gegenströmung und Gegen-nd (Achtung Kalauer) – aber die Gegend wird
zunehmend ansehnlicher, es gibt wieder Berge, Felsen und nach Valence beginnt
dann auch die Gegend mit den Weinbergen – das kommt morgen.
Gestern Abend vor der Schleuse, habe ich statt der nötigen Dusche (die
nicht möglich war) noch ein erfrischendes Bad in der Rhone genommen, um dann
tief und fest, nur ab und zu geweckt von schleusender Berufsschifffahrt (auch
nachts) dem nächsten Tag entgegen zu schlafen.
Das sind keine Schaumkronen, das sind Schwäne |
Es wird ein bisschen unruhig |
Um 6:00 Uhr schaltet die Schleuse auf Vorbereitung, erst um 7:00 Uhr
bin ich durch, heuet stehen 3 Schleusen auf dem Programm, die zweite davon war
wie schon auf der Hinfahrt ein kleines Problem – ich weiß zwar nicht was es
diesmal war – auf der Hinfahrt war das obere Tor nicht dicht und die ganze Zeit
donnerte das Wasser wie bei einem Wasserfall in die Schleuse
– diesmal war eine
Gruppe von sechs Tauchern versammelt – habe ich aber erst gesehen als ich oben
war – die wohl irgendein Problem zu lösen hatten – mein Problem war da schon
gelöst, aber zwischendurch hatte ich ziemlich zu kämpfen, um das Boot parallel
zur Mauer zu halten – irgendwie war die Strömung mehr als unangenehm – Taucher ans
Werk.
... und Altes |
Als Ausgleich hatte ich heute einigermaßen Glück mit den Öffnungen der Schleusen, wir waren eine Gruppe von drei Booten, ich war der Zweitschnellste, so dass ich immer sicher dabei war – und bei der letzten Schleuse stand die Ampel schon auf Grün, wir mussten nur noch auf das komische Boot warten, das aussah wie ein Frachter, der gerade auf Tauchfahrt geht – Eigenbau der komischen Sorte.
Um 15:00 Uhr dann kam der angepeilte Hafen von Valence in Sicht, hier
war ich auf der Hinfahrt auch schon, ich bin nur mit Mühe in den Hafen
gekommen, weil vor den Liegeplätzen ein Schlammbuckel die Einfahrt schwierig
macht.
Sieht aus wie ein Frachter, derauf Tauchstation geht, fährt aber als eigenständiges Boot über die Rhone,lol. |
Heute hatte ich Hoffnung – Hochsaison! – dass der Buckel weg ist,
leider war das nicht so, ein Motorboot von der Bootsschule hat mich netterweise
durch den Matsch gezogen – mal sehen, wie das morgen früh bei der Ausfahrt
klappt.
Ein netter Schwede, mit anscheinend perfekt ausgerüstetem Boot, einer
Maxi von etwa 10 Meter, meinte, er würde „full power“ geben, er hat 10 cm mehr
Tiefgang als ich.
Vielleicht lasse ich ihn vor …
Im Hafen dann die nötigen Arbeiten: Hafenmeister besuchen und bezahlen
(19 Euro), guter Preis, duschen, Wäsche waschen, Diesel tanken an der
Selfservice-Tankstelle, Boot und mich selbst mit dem Wasserschlauch abspritzen,
Müll wegbringen und kleinere Aufräumarbeiten – gegen 18:00 Uhr bin ich mit
allem fertig.
Das hört sich gar nicht nach Urlaub an, trotzdem bin ich seit heute Morgen
wieder voll im Urlaubsmodus – ein großer Teil (über die Hälfte) der Rhone ist
geschafft und die nervigste Strecke liegt schon hinter mir, am Ufer gibt es
wieder etwas zu sehen, die Landschaft ist schön, es ist nicht mehr ganz so heiß
– naja, sagen wir mal es ist nicht mehr so superheiß, aber superwarm ist es
schon.
Jetzt in der Kajüte (19:00 Uhr) noch fast 36 Grad, aber es zieht ein
frisches Lüftchen durchs Schiff – auszuhalten.
Unterwegs hatte ich wenig Stress, keinen zu starken Wind, Strömung auch
ok, außer an der schon auf der Hinfahrt markierten Stelle in einem Schleusenkanal
mit einlaufendem Nebenfluss, gute 3 Knoten Gegenstrom, aber das war nach 200 Metern
vorbei.
Wenn man so dahin fährt kommt man ins Träumen. Ich spielte mit mir
selbst mal den Seelenklempner und fragte mich „Gerd, was macht diese Reise mit
Dir?“.
Nun, ich habe das Gefühl, dass ich nach den Berufsjahren einfach mal
für eine längere Zeit etwas ganz Anderes machen musste, Etwas, dass mich auch
fordert – aber eben etwas ganz Anderes.
Sozusagen ein Totalreset, ein STRG-ALT-DEL für die Seele, ein
Seelenpeeling – wie man das auch immer nennen möchte.
Und ich glaube, ich habe mich sozusagen selbst runderneuert – ich habe
etwas geschafft, hatte eine Menge Spaß dabei, habe interessante und neue Dinge
gesehen und war mal über sehr lange Zeit mit mir alleine.
Jetzt freue ich mich auf zuhause, auf die Familie, auf den Rest der Reise
und auf dass, was die Zukunft im vertrauten Umfeld bringt – das ist doch auch
ein schönes Ergebnis und irgendwie ein befreiendes Gefühl.
Ausgeputzt Herr Doktor.
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