Um dem Leser gleich den ersten Schreck zu nehmen, ich bin weder in Not,
noch braucht meine Seele Trost.
Warum dann die Zeile aus dem Song von Herbert Grölnemeyer in der
Überschrift?
Ich fahre gerade (am 22.7.) durch das Weinanbaugebiet der Rhone, überall
Weinberge, dann noch der Ort Champagne - da kommt man schon mal auf das Thema
Alkohol zu sprechen.
Wie ist es mit dem Alkohol an Bord – Vorstellungen von ständig besoffenen
Seeleuten bedienen ja sicherlich irgendein Klischee.
Schön, mal wieder Wolken zu sehen |
Nachts im Cockpit, mit beleuchteter Brücke |
Ich trinke fast nichts Alkoholisches – glaubt mir keiner? Ist aber so!
Ab und zu ein Bier in der Kneipe, Fassbier wenn möglich – Bier in Dosen
oder Flaschen habe ich überhaupt nicht an Bord, ich mag es auch nicht.
Ich habe – glaube ich – drei Flaschen Rum dabei. Ich weiß es nicht
einmal genau, weil ich noch keine angebrochen habe.
Der Grund für diese „Enthaltsamkeit“?
Erstens vielleicht die Hitze, dazu Alkohol gibt Kopfschmerzen, zweitens
– und besonders wichtig – ich muss fit bleiben und kann mir keine Schwächen
(selbst Verursachte jedenfalls) erlauben.
Abends – das muss ich zugeben – nach der Hitze des Tages gönne ich mir
allerdings fast immer einen Fingerbreit Campari mit eiskaltem O-Saft. Das schmeckt mir
und ist nach der Hitze – als “Sundowner“ – eine leckere Sache – manchmal werden
es auch zwei.
Der O-Saft muss kalt sein, bisher hat das immer geklappt, denn der
Kühlschrank läuft seit 3 Monaten ununterbrochen.
Schlammbuckel passiert - wieder auf der Rhone |
Nach einer fast ruhigen Nacht bin ich inzwischen in Roches-de-Condrieu angekommen, nach 72 Kilometern Fahrt und drei Schleusen.
Wieso fast? Nun, ich hatte Besuch. Ich wurde von einem komischen Geräusch wach, gucke ins Cockpit - und sah eine Katze. Die war wohl genauso erschrocken wie ich, jedenfalls haute sie schnell ab, sie kannte sich anscheinend aber auf Booten aus, denn sie nahm den günstigsten Weg herunter zum Steg.
Wahrscheinlich die Bordkatze von irgendeinem Bootsbesitzer - gut, dass sie nicht schnurrend über mein Kopfkissen gelaufen ist.
Das Schleusen ging heute richtig flott, denn aus Valence lief mit mir
(die Untiefe habe ich mit Schwung genommen) zugleich ein deutsches Motorboot „Ghost“ aus Nürnberg aus, unser Tempo war etwa
gleich, so dass wir immer zu zweit an den Schleusen auftauchten – und dann geht
es meistens schnell – einer alleine muss oft warten.
Die ersten beiden Schleusen ohne Probleme, an der Dritten mussten wir
kurze Zeit auf eine von diesen schwimmenden Bettenburgen warten, die hier oft
entlangfahren.
Wir passten aber beide noch hinter dem Riesen in die große Schleuse.
Doch dann wurde es stressig.
Mit dem Einfahren habe ich gewartet, bis der Riese den Motor aus hatte –
dachte ich jedenfalls – aber kurz vor dem Festmachen ließ er wohl seine
Schrauben plötzlich rückwärts laufen – ich wurde von ihm regelrecht angesaugt.
Ich also auch rückwärts, um den Poller wieder zu erreichen, an dem ich „vorbeigesaugt“
worden war. Der „Ghost“ auf der anderen Schleusenseite ging es genauso – nur das
die zu zweit waren (Rentnerehepaar schätze ich) und dass sie ein Bugstrahlruder
haben.
Anstrengende Sache, hat aber geklappt, parallel zur Schleusenwand
warteten wird beide auf den Schleusenbeginn, nach dem wir beide ganz schön quer
gestanden hatten.
Die „Avalon Poetry II“, so hieß das bescheuerte Bettenschiff dachte aber auch während des Schleusens nicht daran, die Maschine abzustellen – Ergebnis Krach und Strömung – einfach nur nervig und für uns Kleine hintendran anstrengend.
Überall Wein |
Schöne Gegend |
Dann, als die Ampel auf Grün schaltete, also Ausfahrtsignal, gab der bescheuerte
– tut mir leid, muss ich so sagen – Kapitän richtig Gas, so dass wir beide
wieder quer standen und die Schiffe nur mit sehr viel Mühe halten konnten –
rücksichtslos.
Falls ich mal auf die (unwahrscheinliche) Idee kommen sollte, so eine Bettenburgkreuzfahrt
zu buchen, werde ich bestimmt nicht die „Avalon Poetry II“ nehmen, Kapitän zu
unsympathisch.
Ausgebucht war der Dampfer sowieso nicht, sehr wenige Passagiere an
Bord, nicht dass ich schadenfroh wäre, wenn das Geschäft schlecht läuft – aber bei
dem tut es mir auch kein bisschen leid.
Dabei ist die Sage von Avalon und King Athur so eine schöne Geschichte.
Ansonsten, verlief die Fahrt aber ruhig und angenehm, wolkiger! Himmel,
Gewitter ist angesagt – bisher sehr angenehm – auch meine Freunde die Reiher
sind wieder da.
Insgesamt habe ich für die 72 Kilometer inklusive 3 Schleusen genau 10
Stunden gebraucht – guter Schnitt – die Logge zeigte zwischen 3,7 und 5,7
Knoten, je nach Strömung.
Ein Reiher auf der grünen Tonne |
Die 5,7 habe ich erreicht, als ein Stück mit starker Strömung plötzlich vorbei war und der Gashebel noch auf Strömungsstellung stand (ich musste ja mit der Ghost schritthalten), auf einmal spurtete Allegro los – aber nur kurz, dann war wieder Normaltempo angesagt, so zwischen 4 und 5 Knoten.
Ein Reiher auf der roten Tonne |
Das Tempo messe ich immer mit dem GPS, also über Grund, wobei das GPS wieder zickig wird, nachdem es im Mittelmeer wochenlang störungsfrei angezeigt hatte.
Kurz vor Roche-de-Condrieu |
Hier ist es wohl doch schwierig, die Satteliten im Blick zu behalten,
hohe Berge und viele Kurven, da nimmt sich das Gerät ab und zu eine Auszeit.
In Roche-de-Condrieu war ich vor ziemlich 2 Monaten mit Bruderherz Christian, zu zweit war es schöner – ich merke immer mehr, dass ich auf Dauer doch nicht fürs Alleinsein gemacht bin – man wird fast ein bisschen wehmütig, wenn man an die gemeinsame Zeit denkt – mit Bruderherz und besonders mit Andrea.
Da rechts hinter der Brücke - der schöne Hafen |
Aber ich freue mich, dass ich morgen – sollte nicht ein Gewittersturm
mich bremsen – nur noch 40 Kilometer bis Lyon vor mir habe – und damit die
Rhone verlasse und wieder auf der lieblicheren Saone fahren werde.
Update in letzter Minute:
Es regnet, hat gewittert, fühle mich fast schon zuhause - "normales" Wetter eben ...
... und ich denke an die Grillparty bei Blogleserin und Freundin Biggi, die heute Geburtstag hat - herzlichen Glückwunsch!
Update in letzter Minute:
Es regnet, hat gewittert, fühle mich fast schon zuhause - "normales" Wetter eben ...
... und ich denke an die Grillparty bei Blogleserin und Freundin Biggi, die heute Geburtstag hat - herzlichen Glückwunsch!
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