Der Tag (21.8.)
fing gar nicht so gut an, zu meiner üblichen Auslaufzeit war die 200 Meter entfernte
Brücke nicht zu sehen – pottendicker Nebel.
Aber der Blick
nach oben zeigte schon, dass den Tag über die Sonne scheinen würde, denn der
Nebel lag nur auf dem Wasser – oben war schon blauer Himmel zu sehen.
Blick zurück auf die "Liegestelle" |
Bald kommt die Sonne ... |
Gegen 8:00 Uhr war es dann soweit, dass ich die Brücke und etwas mehr erkennen konnte, also Motor an und los.
Entgegenkommende Frachter waren gut zu erkennen – und ich für die Frachter hoffentlich auch – denn manchmal lag noch eine Nebelbank auf dem Kanal, so dass für kurze Zeit wieder recht wenig zu erkennen war – aber zurück konnte ich nun auch nicht mehr, also auf die Sonne setzten.
Und wirklich, kurz nach 9:00 Uhr war der Spuk vorbei und wir fuhren bei wunderbarem Sonnenwetter auf das Schiffshebewerk Lüneburg zu.
Was vom Nebel übrigbleibt, tropft mir in den Kragen |
Ganz schön eng im Hebewerk |
In der großen
Badewanne wurde eng gepackt, die Mastspitze war einen halben Meter vom vor mir
liegenden Frachter entfernt – das Ende eine Meter von der rückwärtigen Wand des
Beckens.
Aber da im Becken
keine Strömung ist – es wird ja als Ganzes hoch oder ´runter gefahren – ging alles
gut, und der Frachter fuhr netterweise ganz sanft an.
Hebewerk im Kielwasser - auf zur Elbe |
Noch eine Stunde Kanal, dann eine halbe Stunde Elbe aufwärts und wir standen vor der vorletzten Aufwärts-Schleuse (Lauenburg) der ganzen Reise – und die war außer Betrieb, der Service arbeitete schon an dem Problem.
Trotzdem fast
zwei Stunden Wartezeit, in der sich eine ganze Gruppe Sportboote ansammelte,
die dann alle zusammen nach oben in den Kanal befördert wurden .
Dieser Konvoi
blieb auch bis zur nächsten Schleuse zusammen, so dass da alles ruck-zuck ging.
Das war sie nun,
die letzte Schleuse, von insgesamt vielleicht 400, die mich nach oben befördert
– morgen kommen noch fünf, die mich nach unten bringen, auf die Höhe der Ostsee.
War das der
letzte komplette Tag für Allegro im Süßwasser?
Schon möglich,
denn wie der Franzose in Sète sagte, „Un bâteau pour la mer!“.
Wer weiß, ob ich noch
einmal so eine Schleusentour mache.
Allerdings hat sich das Boot auch in den Schleusen prima gehalten – mal sehen, was die nächsten Segelsommer bringen.
Götakanal? Das
gibt es auch Schleusen…
Die Fahrt bis
Mölln, durch den Elbe-Lübeck Kanal ist dann bei bestem Wetter eine Wonne, eben
ein Schmankerl auf einem der letzten Tage meiner langen Reise.
Womit nach intensiver Evaluation die Signifikanz der gestern aufgestellten These, maximal verifiziert wurde.
Natur pur, Bäume
und Büsche und Schilf bis fast in den Kanal hinein – beinahe so wie in dem
dschungelartigen Teil des Canal du Rhône à Sète, ganz im Süden von Frankreich.
Klar, die
Pflanzen sind andere, die Temperaturen auch, aber sonst … aber irgendetwas ist
anders, nur was?
Als ich eine
Grille zaghaft zirpen höre, fällt es mir ein.
In Südfrankreich
machen die Zikaden (auch Grillen) einen Höllenlärm – hier muss man wirklich auf
das Zirpen achten, um es nicht zu überhören.
Sehr
zurückhaltend eben, die deutschen Grillen.
Im netten Hafen
von Mölln marschiere ich mit dem vereinseigenen Bollerwagen los zur Tankstelle
und fülle die drei Kanister mit Diesel, jetzt reicht es bis Flensburg.
Als ich
zurückkomme, hat sich nichts verändert – die lustige Rentnertruppe von den
umliegenden Motorbooten diskutiert immer noch, in Campingstühlen auf dem Steg sitzend,
alle möglichen Erlebnisse mit Getrieben, Motoren und Simmeringen.
Dabei werden sie
laufend von den Bordfrauen mit frischen Getränken versorgt, wenn die Damen nicht
die besten Putztricks für Gelcoat und Chrom besprechen.
Ein Klischee?
Sicherlich - aber ich hab´s erlebt und finde es gar nicht schlimm.
Als ich vom Hafenmeister
aufgefordert werde, das Boot umzulegen, statt mit dem Bug mit dem Heck zum Steg,
damit sich keiner am Mast den Kopf stößt – werden die Diskussionen kurz
unterbrochen- alle wollen helfen und jeder zieht irgendwo und gibt Ratschläge.
Mir wäre es
eigentlich lieber ohne Hilfe, ist aber gut gemeint – und außerdem wollen die beiden
Bootsnachbarn von mir sicherstellen, dass der einzige Segler im Hafen keinen
Kratzer in ihr Schmuckstück macht.
Wäre ohne Hilfe auch
nicht passiert – sicher.
Morgen also die
letzten fünf Schleusen der Reise und das letzte Süßwasser – ein bisschen Wehmut
schwingt mit – auch wenn ich mich sehr auf zuhause freue.
Werde ich nach
der Tour in ein „Loch“ fallen, vielleicht Nichts mit mir anzufangen wissen?
Neee, ganz
bestimmt nicht – ich habe mich noch nie gelangweilt (außer im Elbeseiten Kanal)
und habe viel zu tun.
Blog
fertigstellen mit Statistiken und einer Zusammenfassung aller wichtigen Erkenntnisse,
versuchen, aus den vielen Filmschnipseln etwas Vernünftiges zusammenzustellen,
das Boot ausräumen, aufräumen und gründlich, sehr gründlich putzen und polieren
- es soll wieder wie neu aussehen. Am Kiel und am Ruder wird Einiges zu
spachteln sein (Erinnerungen an diverse Grundberührungen, eine davon richtig
grob) – das soll perfekt überarbeitet werden.
Außerdem
Familienurlaub und und und – ich weiß gar nicht, wie das Alles zu schaffen ist,
bis die nächste Segelsaison beginnt – aber ich freue mich auf all die Dinge,
weil ich alles gerne mache.
Inzwischen ist
auf dem Steg Ruhe eingekehrt – Einige müssen morgen früh los, um die Tide auf
der Elbe richtig zu erwischen – ich habe diese Sorge nicht – will aber auch
früh los – das Ziel:
Die Ostsee, die
Travemünder Bucht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen