Bevor jemand auf
die Idee kommt, sich angesichts der heutigen (18.8.) Überschrift Sorgen um mich
zu machen – ist nicht nötig, das Motto heißt immer noch: WS-Sg (Wetter Sch… -
Stimmung gut).
Aber zum Regen,
der eine halbe Stunde nach dem Auslaufen, also gegen 7:00 Uhr anfängt, kommt
heute die Kälte, es sind etwa 16 – 17 Grad, für mich sonnenverwöhnten Dauerurlauber
eindeutig ungewohnt und deshalb kommen auch die dicken HH-Fausthandschuhe
wieder ans Tageslicht.
Ich will mich ja
schließlich nicht noch in der letzten Woche erkälten.
Das bringt mich
aber auf ein Thema, das ich immer schon mal ansprechen wollte:
Wie steht es eigentlich
mit der Gesundheit auf so einer Reise? Alles gut? Oder Wehwehchen?
Also, ich kann nur
sagen, ich fühle mich pudelwohl – besser als bei der Abreise.
Ich habe
abgenommen, was mir Andrea auf Mallorca und auch die Marquardsens an der Mosel bestätigt
haben, ohne dass ich gefragt hätte – man sieht es einfach – vielleicht so 8
Kilogramm?
Eine Wage habe ich
nicht mit – aber ich fühle mich wohl dabei.
Wie kommt das? 7
Informationszentrale |
Nun, ich habe die
Ernährung umgestellt – ich koche selbst.
Alles, was ich
mir so zurecht bruzzele, schmeckt mir – und ich esse nur das, worauf ich
Appetit habe.
Ich habe jede
Menge Reis und Nudeln mit, bisher unangetastet in Vorratsschrank – einfach keine
Lust darauf – stattdessen Kartoffeln, Müsli und ab und zu etwas Brot.
Also kohlehydrat-arm
– oder nicht?
Ich bin kein Experte
in Ernährungsfragen.
Weite Strecken einsam - nein, alleine mit mir. |
Im heißen
Mittelmeerraum hatte ich sowieso nicht so viel Appetit, wenn dann auf Salat mit
„Pollo“, meditérane Küche, gesund und lecker.
Immer wenn ich
koche, kommt Olivenöl dazu, soll auch gesund sein – und schmeckt.
Die "Designer-Enten" gibt´s nur hier |
Trotz Mistwetter - schön |
Und ich bin seit
fast 5 Monaten an der frischen Luft – das zehrt - , tagsüber oft unterwegs, da
futtert man auch nicht so viel – und – was mich wundert – auf Schokolade und
anderen Naschkram habe ich überhaupt keine Lust – im Supermarkt gehe ich locker
an den früher so verführerischen Regalen vorbei.
Das also zum
Gewichtsverlust – alles positiv, nicht ausgezehrt und abgemagert.
Die Bewegungen auf
einem Boot sind ganz anders, als in der Wohnung, ich habe das immer schon im
Frühjahr gemerkt, wenn ich die ersten paar Tage auf dem Boot war – und anschließend
Muskelkater hatte.
Diese Art von
Gymnastik betreibe ich nun schon Monate – und das zeigt Wirkung.
Bekanntlich liegt
der Mast an Deck und ich muss oft, wenn ich zum Beispiel die Fender vor einer
Schleuse auf die andere Seite hängen muss, darunter hindurch.
Zu Beginn der
Reise fiel mir das etwas schwerer – „ooochhh, dieses Bücken“ – inzwischen tauche
ich unter dem Mast hindurch, wie ein 17-jähriger Limbotäntzer – meine ich –
jedenfalls bemerke ich eine deutliche Veränderung in der Beweglichkeit –
vielleicht auch durch das Abnehmen unterstützt.
Vor Verletzungen
hüte ich mich, so gut es geht – und bisher ist
es gelungen.
Raindrops keep falling on my head ... |
Ich bin sehr
vorsichtig, um mir nicht den Knöchel zu verknacksen oder das Knie zu verdrehen –
das wäre alleine an Bord ganz schlecht.
Zu Beginn hatte ich
Probleme mit dem Rücken, was aber wohl daran lag, dass ich am liebsten auf der
Steuerbordseite sitze und so den Rücken etwas einseitig belaste – vorbei und vergessen.
Die Hände konnten
zu Beginn die veränderten Anforderungen (nasse Seile, oft kräftig zupacken,
ständig an der Luft) nicht so gut vertragen – mit Handcreme wurde das Problem gelöst
– inzwischen brauche ich keine Creme mehr.
Zum Schluss noch,
das was am Ende ´rauskommt.
Nach der
Verdauung kann ich die Uhr stellen. Ist es die Nahrung, die Luft, das Olivenöl –
keine Ahnung, jedenfalls ist es alles zusammen gut.
Ich werde
versuchen, die positiven Erkenntnisse ins „normale“ Leben mitzunehmen – nur das
mit der frischen Luft – Tag und Nacht – das wird schwierig – im Garten will ich
ja auch nicht pennen.
Aber eine
Umstellung wird es werden, denn die Stunden in geschlossenen Räumen kann ich an
einer Hand abzählen.
In den Stunden
(insgesamt 8), die ich heute im Regen unterwegs war, denkt man an alles Mögliche.
Zu gucken ist ja nicht so viel, der Deister, die Porta Westfalica, die Landschaft – alles liegt im Nebel oder hinter Regenschleiern – da lenkt Nichts ab.
Zu gucken ist ja nicht so viel, der Deister, die Porta Westfalica, die Landschaft – alles liegt im Nebel oder hinter Regenschleiern – da lenkt Nichts ab.
Ich frage mich,
was wohl aus den Leuten geworden ist, die ich unterwegs getroffen habe.
Der Kieler, der am
Rhein in Mondorf mit seinem Boot lag, das er billig irgendwo an der Mosel
gekauft hatte, das ziemlich heruntergekommen aussah und nun mit Motorproblemen nicht
mehr aus dem kleinen Hafen am Rhein
herauskam.
Ob er es
geschafft hat, weiterzukommen?
Oder das
finnische Paar in Gruissan am Golf de Lion, unterwegs seit mehr als einem Jahr,
mit dem Ziel Kap Horn und dann weiter, mit einem alten Boot und sie im vierten
oder fünften (geschätzt) Monat schwanger.
Ob sie noch
unterwegs sind?
Oder der nette
Holländer auf seinem großen, edlen Motorboot in Toul, der den ganzen Tag sein
Ipad bearbeitet hat, offensichtlich nicht weiter wollte und mir mit einem
Gardena-Wasserschlauchadapter ausgeholfen hat.
Was er wohl jetzt
macht?
Mein kleiner
Mikrokosmos, mein Boot, in dem ich in der Kajüte alles (Karten, PC, Kaffee …) im
Umkreis von knapp 2 Metern im Zugriff habe, fährt also durch den Regen – es hat
irgendwie etwas Meditatives.
Mir kommen längst
verschüttete Erinnerungen wieder hoch, als ich die ersten und typischen
niedersächsischen Kali-Abraumhalden sehe.
In der Nähe
meines Geburtsortes – genauer gesagt in der Nähe von Empelde, einem Dorf am
Rand von Hannover – gehörten diese „Berge“ zum täglichen Anblick und ich war als
kleiner Junge immer fasziniert von der jeweils mit dem Wetter wechselnden Farbe
der „Berge“.
Dabei kommt mir
Opa Paul ins Gedächtnis, der als begeisterter Jäger erzählte, wie er einen Hasen
verfolgte.
„Zu Fuß, Opa?“
„Natürlich er
rannte vor mir weg, ich hinterher.“
„Hast du ihn
gekriegt, Opa?“
„Der war schlau,
er ist die Abraumhalde hochgerannt …“
„Und du?“
„Ich auch, aber
nach der Hälfte merkte ich, wie das Salz meine Stiefel auflöste, da bin ich
schnell wieder ´runter, gerade noch rechtzeitig, unten war ich barfuß.“
„Und der Hase,
Opa?“
„Na der war weg.“
„Aber Opa, tat dem
Hasen denn das Salz an den Füßen nicht weh, Opa?“
„Ähh, komm, lass
uns spazieren gehen, Tell will ´raus, er wedelt schon die ganze Zeit mit dem
Stummelschwanz.“
Tell war der hervorragend
ausgebildete Jagdhund meines Opas (Deutscher Kurzhaar) – und immer gut,
unangenehmen Frage aus dem Wege zu gehen.
Vielleicht war
mein Opa aber auch so ein geschickter Pädagoge, dass er mich nur davon
abbringen wollte, die gefährlichen Kaliberge als Spielplatz zu benutzen – ich habe
es jedenfalls nie versucht, Bergsteiger zu spielen.
Außer Geschichtenerzähler
war Opa Wünschelrutengänger und Rennpferdespezialist – aber das sind andere
Geschichten.
Die Sache mit der
Hasenjagd hatte aber auch einen wahren Kern, denn meine Mutter musste als „Hausfrau“
der Großfamilie (meine Vater war als entlassener Kriegsgefangener bei der
ganzen Familie meiner Mutter untergeschlüpft – daraus wurden mehr als 20 Jahre
in Hannover) immer wieder Hasenbraten auf den Tisch bringen, den wir dann ganz
vorsichtig kauen mussten, um nicht auf eines der vielen Schrotkörner zu beißen,
mit denen die Hasen gespickt waren – anscheinend Volltreffer.
Mein Vater
schrieb indessen Geschichten über das kleine Gerdchen (mich) für die Hannoversche
Allgemein Zeitung und begann seine Karriere beim NDR, damals noch NWDR.
Erinnerungen an
eine Zeit mit Glück und wenig Geld – das Glück blieb.
Und noch eine
vergessene Geschichte.
Mir fällt
Fräulein K. ein, meine Deutschlehrerin in der Grundschule - damals sagte man
noch Volksschule – die Wert auf die Anrede „Fräulein“ legte, damals die
Bezeichnung für unverheiratete, auch ältere Damen.
Fräulein K. hatte
uns die Hausaufgabe aufgegeben, „Maus, Katze, Pferd und Igel“ in Schönschrift –
in alt-deutsch, das wir noch lernen mussten – 40 Mal ins linierte Schönschreibheft
zu schreiben.
Ich hatte andere
Pläne und habe die erste Zeile geschrieben und dann 39 Zeilen mit Gänsefüßchen
gefüllt.
Ich hatte wohl schon
immer eine Leidenschaft dafür, das ökonomische Prinzip in der Praxis zu
verwirklichen.
Fräulein K. war „not
amused“, es folgten eine Strafarbeit und ein ernstes Lehrerinnen-Gespräch mit meinen
Eltern.
Das Ziel kündigt sich an |
Die schienen
allerding durchaus „amused“ über ihren Sprössling zu sein…
An solche
Geschichten erinnert man sich sonst nicht – im Alltag mit seine Ablenkungen – das
passiert nur hier, auf der Fahrt durch die weite, flache und neblige und durch
keine Untiefen, Schleusen oder Sonstiges ablenkende Landschaft – und auch deshalb
hat die Reise etwas Besonderes – man findet zu sich selbst und kramt erstaunt
in den alten Erinnerungen.
Gegen 14:00 Uhr
tauchen die ersten hannoverschen Stadtteile und der Nordhafen auf – merkwürdig,
da ich gerade vom Erinnern gesprochen habe – an diesen Teil der Strecke habe
ich überhaupt keine Erinnerung – alles scheint mir neu.
Wahrscheinlich
war es im April zu kalt für diesen Teil des Gehirns, es war noch Eis an Deck,
als ich morgens losgefahren bin – mit dem Ziel des warmen Südens vor dem
geistigen Auge.
Und da ist er - der Yachthafen von Hannover |
Im Hafen ist dann
viel zu tun, Einkaufen, Tanken, Geldautomat besuchen – Kreditkarten sind in
deutschen Häfen nämlich eher unüblich –im europäischen Ausland dagegen das
Normale – Vorbereitungen für die Weiterreise an die Ostsee.
„Like“ Hannover,
auch den kleinen Yachthafen – mit seiner guten Internetanbindung.
Und das Motto
WS-Sg bleibt bestehen.
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