Sonntag, 23. August 2015

Ein halber Tag Ostsee – und es wird mehr werden (leider), 131. Tag




Die Ostsee lockt mich früh (am 23.8.) aus den Federn, schon um kurz nach 7:00 Uhr passiere ich den alten Großsegler an dem Ausgang der Trave – Travemünde eben.

Die Böbswerft mit Hafen - schön da


Die Ostsee empfängt mich mit moderatem Gegenwind, auch die Welle kommt von vorne, und die hat ordentlich Anlaufweg, denn nach Nordosten ist die Lübecker Bucht bis Schweden offen.
Ich hoffe im Stillem, dass nach der Landecke von Dameshöft ( am Schwarzen Grund – nomen est omen) die Welle erträglicher wird.





Das Gegenteil ist der Fall, es wird immer mehr und mir geht manchmal wirklich die Muffe, wie man so schön sagt – ich fahre nämlich bei auflandigem starken Wind und hoher Welle am Land vorbei, der Segler nennt das Legerwall.
Blick voraus auf die Ostsee




Wieso Muffe?
Wenn hier etwas mit dem Motor passiert, treibe ich auf´s Land zu, dann kann ich nur noch den Anker werfen und auf Hilfe hoffen – das ist ein ziemlich ungutes Gefühl, Muffe eben.



Blick zurück - die Trave, ein schönes Revier



Aber der treue Yanmar hält ohne irgendwelche Anzeichen von Schwäche durch, und um etwa 14:00 Uhr laufen wir bei Strakwind in den Hafen der Klemens Werf in der Bucht von Großenbrode ein.
Hier war ich auf der Hintour auch schon – damals noch aufgeregt, angesichts der vielen unbekannten Wege, Geschehnisse und Ereignisse, die noch vor mir lagen.

Die Passat




Und es war bitterkalt, jetzt ist es schön warm – jedenfalls im Windschatten, denn der Wind orgelt mit etwa 7 Beaufort.
Ja, vor fast fünf Monaten – aufgeregt, gespannt, euphorisch, abenteuerlustig – mit mehreren tausend Seemeilen vor mir (inzwischen habe ich mehr als 3000 hinter mir).




 Heute im selben Hafen ist die Stimmung eine andere – ich bin sehr glücklich, ohne Schäden oder sonstige Missgeschicke wieder etwa 90 Seemeilen von zuhause entfern zu sein.


Sieht friedlich aus, Wind von vorne

 
Aber ich bin auch etwas frustriert, es ist so, als ob man hungrig und abgekämpft abends vor der Haustür steht und plötzlich merkt, dass der Schlüssel verloren ist – und zuhause ist auch keiner.

 

Kurz in der Seglersprache ausgedrückt, es scheint nach den Prognosen so, als wäre ich in Großenbrode „eingeweht“ – schon nach einem halben Tag Ostsee also die Aussicht erst in ein paar Tagen wieder aus dem Hafen zu können.
Schuld daran ist das nahende Sturmtief „Hans“, wobei der Wind nicht das Schlimmste wäre, der entstehende Seegang wäre mir zu gefährlich, mit dem Mast auf Deck liegend.





Ich will nach einer wunderschönen Reise einfach nicht alles auf den letzten Tagen verspielen – deshalb werde ich nur auslaufen, wenn das Wetter „handig“ ist.
Die Fotos sagen nicht alles ...



Ich hatte auf das (angesagte) Wetterfenster mit schönem Wetter spekuliert und mich deshalb auch beeilt – leider wurde mir das Fenster vor der Nase zugeschlagen.
Telefonieren mit der Familie, auf die ich mich am Dienstagabend schon gefreut hatte, heitert mich etwas auf, Internet ist gut im Hafen, zu Lesen habe ich auch noch – aber ….grummelgrummelgrummel.


Schön ist es ja irgendwie, aber ...

Küste in Lee, mag ich nicht ...



Nachdem ich zum gefühlt 83ten Mal alle verfügbaren Wetterberichte studiert habe, lasse ich es für heute gut sein und füge mich in mein Schicksal – ich werde mir den Tatort im Ersten ansehen, auf der Suche nach häuslicher Normalität, die nun erst mit Verspätung erreicht wird.

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