Die Ostsee lockt
mich früh (am 23.8.) aus den Federn, schon um kurz nach 7:00 Uhr passiere ich
den alten Großsegler an dem Ausgang der Trave – Travemünde eben.
Die Ostsee
empfängt mich mit moderatem Gegenwind, auch die Welle kommt von vorne, und die
hat ordentlich Anlaufweg, denn nach Nordosten ist die Lübecker Bucht bis
Schweden offen.
Ich hoffe im
Stillem, dass nach der Landecke von Dameshöft ( am Schwarzen Grund – nomen est
omen) die Welle erträglicher wird.
Das Gegenteil ist
der Fall, es wird immer mehr und mir geht manchmal wirklich die Muffe, wie man
so schön sagt – ich fahre nämlich bei auflandigem starken Wind und hoher Welle
am Land vorbei, der Segler nennt das Legerwall.
Wieso Muffe?
Wenn hier etwas
mit dem Motor passiert, treibe ich auf´s Land zu, dann kann ich nur noch den
Anker werfen und auf Hilfe hoffen – das ist ein ziemlich ungutes Gefühl, Muffe
eben.
Blick zurück - die Trave, ein schönes Revier |
Aber der treue
Yanmar hält ohne irgendwelche Anzeichen von Schwäche durch, und um etwa 14:00
Uhr laufen wir bei Strakwind in den Hafen der Klemens Werf in der Bucht von
Großenbrode ein.
Hier war ich auf
der Hintour auch schon – damals noch aufgeregt, angesichts der vielen
unbekannten Wege, Geschehnisse und Ereignisse, die noch vor mir lagen.
Und es war
bitterkalt, jetzt ist es schön warm – jedenfalls im Windschatten, denn der Wind
orgelt mit etwa 7 Beaufort.
Ja, vor fast fünf
Monaten – aufgeregt, gespannt, euphorisch, abenteuerlustig – mit mehreren
tausend Seemeilen vor mir (inzwischen habe ich mehr als 3000 hinter mir).
Heute im selben
Hafen ist die Stimmung eine andere – ich bin sehr glücklich, ohne Schäden oder
sonstige Missgeschicke wieder etwa 90 Seemeilen von zuhause entfern zu sein.
Sieht friedlich aus, Wind von vorne |
Aber ich bin auch
etwas frustriert, es ist so, als ob man hungrig und abgekämpft abends vor der Haustür
steht und plötzlich merkt, dass der Schlüssel verloren ist – und zuhause ist
auch keiner.
Kurz in der
Seglersprache ausgedrückt, es scheint nach den Prognosen so, als wäre ich in
Großenbrode „eingeweht“ – schon nach einem halben Tag Ostsee also die Aussicht
erst in ein paar Tagen wieder aus dem Hafen zu können.
Schuld daran ist
das nahende Sturmtief „Hans“, wobei der Wind nicht das Schlimmste wäre, der
entstehende Seegang wäre mir zu gefährlich, mit dem Mast auf Deck liegend.
Ich will nach
einer wunderschönen Reise einfach nicht alles auf den letzten Tagen verspielen –
deshalb werde ich nur auslaufen, wenn das Wetter „handig“ ist.
Die Fotos sagen nicht alles ... |
Ich hatte auf das
(angesagte) Wetterfenster mit schönem Wetter spekuliert und mich deshalb auch
beeilt – leider wurde mir das Fenster vor der Nase zugeschlagen.
Telefonieren mit
der Familie, auf die ich mich am Dienstagabend schon gefreut hatte, heitert
mich etwas auf, Internet ist gut im Hafen, zu Lesen habe ich auch noch – aber ….grummelgrummelgrummel.
Schön ist es ja irgendwie, aber ... |
Küste in Lee, mag ich nicht ... |
Nachdem ich zum gefühlt
83ten Mal alle verfügbaren Wetterberichte studiert habe, lasse ich es für heute
gut sein und füge mich in mein Schicksal – ich werde mir den Tatort im Ersten
ansehen, auf der Suche nach häuslicher Normalität, die nun erst mit Verspätung
erreicht wird.
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