(Jetzt aktuell, aktualisiert am 19.7. in Avignon)
Die Wettervorhersage ist immer noch gut, also Abschied vom gemütlichen Vendres
und hinaus in den Löwengolf, am 14.7., 7:15 Uhr.
Morgenstimmung, immer wieder schön, noch im Schutz der Bucht von vendres |
Ich muss zugeben, ich habe mächtig Respekt vor diesem Golfe de Lion, man liest, dass es eine der windigsten und sturmreichsten Gegenden überhaupt sein soll –und irgendwie tückisch.
Blick zurück - war schön hier |
Schon draußen, volle Segel und die Brille ist noch heil |
Er wird eingerahmt von den Ausläufern der Pyrenäen und den Seealpen,
jedenfalls so ungefähr, die Ufer sind relativ flach, so dass der Mistral mit
Schwung einfallen kann.
Mistral ist heute nicht zu erwarten, denn es liegt ein Tief über
Nordfrankreich und ein Hoch bei Genua, umgekehrt wäre es die klassische
Mistrallage und man sollte besser im Hafen bleiben.
Uppps, das ist aber mehr als 3 -4 |
Ich setzte die Segel noch im Hafen von Vendres, volles Groß und die Selbstwendefock, sollen ja 3 – 4 Windstärken kommen.
Rauschefahrt - toll, aber auch ein bisschen mit Muffensausen |
Segel zum Segeln und nicht mehr als Stabilisator - super! |
Auf den Fotos wirkt es harmloser als in Wirklichkeit |
Der Löwengolf empfängt mich mit amtlichen 4 – 5 Windstärken, aber die Richtung stimmt, aus Nordwest, ich will nach Nordnordost – das passt – „voll und bei“ nennt man diesen Kurs, der Wind kommt etwas mehr von vorne als genau von der Seite.
Wir donnern (denn es sind ganz gute Wellen) mit 6 – 7 Knoten genau auf Sète
zu, ich fahre also nicht den Bogen am Strand entlang, um eventuell schnell in
einem Hafen verschwinden zu können – die Windrichtung ist zu günstig, das muss
ich nutzen, also genau auf Sète zu, quer über den Golf.
Tückisch? Naja, heute vielleicht zu hart das Wort, für den Golf- aber
auf jeden Fall sehr unvorhersehbar, denn die Böen kommen buchstäblich aus
heiterem Himmel. Keine Wolke kündigt sie an, sie Sonne scheint wie vorher –
- und plötzlich kommen mir lauter Schwäne entgegen – ein Blinzeln, nein, es sind Schaumkronen.
Wir haben 6 – 7, gleiche Windrichtung also einfach weiter – mir ist aber ein bisschen mulmig. Was, wenn der Wind noch weiter zulegt, möglich scheint das zu sein, denn diese Windstärke kam in keinem Wetterbericht vor.
Ich falle also ein wenig ab, um das Material zu schonen und rausche jetzt auf Marseille zu, nach 30 Minuten ist die Böe vorbei, ich kann wieder den richtigen Kurs fahren und wir rauschen immer noch mit 6 – 7 Knoten über den Golf.
- und plötzlich kommen mir lauter Schwäne entgegen – ein Blinzeln, nein, es sind Schaumkronen.
Wir haben 6 – 7, gleiche Windrichtung also einfach weiter – mir ist aber ein bisschen mulmig. Was, wenn der Wind noch weiter zulegt, möglich scheint das zu sein, denn diese Windstärke kam in keinem Wetterbericht vor.
Ich falle also ein wenig ab, um das Material zu schonen und rausche jetzt auf Marseille zu, nach 30 Minuten ist die Böe vorbei, ich kann wieder den richtigen Kurs fahren und wir rauschen immer noch mit 6 – 7 Knoten über den Golf.
Sète in Sicht |
Zwischen durch fantastisches Segeln, manchmal n‘ bisschen angsteinflößend, weil weit und breit niemand unterwegs ist
Man schiebt die Gedanken sofort weg, aber sie kommen immer wieder – was
wenn jetzt irgendetwas bricht, wenn ich irgendetwas ramme (Container?), was …
was … was…, nicht ´dran denken, weitersegeln und aufpassen.
Neue Brille, leider ungeschliffen |
Einen weiteren Schaden habe ich erst vor Sète , beim Segelbergen, bemerkt – irgendwann ist mir eine Part des Baumniederholers gerissen – 5 mm edles Tauwerk, einfach durch gerissen. War aber nur etwa 1,50 lang, also kein finanzielles Desaster – aber es zeigt, dass immer etwas passieren kann.
Nach Sète, da vorne? Oder Marseille, rechts halten. Sète! Wir wollen nicht undankbar sein für diesen tollen Segel-Mittelmeer-Löwengolf-Abschlusstag |
Später im Hafen kann ich mir dann auch vorstellen, dass die Belastung – gerade für das Tauwerk – hier besonders hoch ist. Die meisten Leinen fühlen sich so steif an wie Draht, richtig gut gepökelt, dazu die sengende Sonne – ungünstige Kombination, die wir so in der Ostsee nicht kennen.
Skipper und Boot werden mit dem aufwickelbaren Gardenaschlauch gründlich entsalzt – einen eigenen Schlauch sollte man hier übrigens dabeihaben. Oft sind keine Schläuche an Steg und außerdem weiß man nicht, wie lange das (warme) Wasser schon darin gestanden hat – der Gardenaschlauch hat sich prima bewehrt.
Je weiter wir Richtung Sète kommen, desto schöner wird das Segel, die
fiesen Böen hören auf (war ja auch so angekündigt), die Wellen kommen mehr von
hinten - es wird ein fantastischer
Segeltag, einer der besten überhaupt, vielleicht sogar der Beste.
Raumschots, am Ende 3 – 4 Windstärken, schöne gleichmäßige Wellen, 6 –
7 Knoten – schade, dass Allegro kein Boot ist, dass richtig ins Gleiten kommt,
das wäre die reinste Wonne – aber auch so ist es toll, die Wellen
herunterzufahren – auf mein Boot lasse ich nichts kommen.
Fast schade, dass wir um 17:00 Uhr schon im Hafen sind, also 61 Meilen
unter 10 Stunden, inklusive An – und Ablegen. Well done, Dehler 32!
Trotzdem fahre ich in den Hafen (Marseille ist keine wirkliche Alternative),
Sète ist ein guter Endhafen meines Reiseabschnitts „Mittelmeer“, ich habe einen
tollen letzten Segeltag geschenkt bekommen, damit bin ich mehr als zufrieden.
Der Löwengolf hat sich meistens von seiner besten Seite gezeigt –
merkwürdigerweise erinnert mich das Segeln hier an das Segeln in der Ostsee.
Die Wellen sind etwas höher, das Wasser ist etwas blauer (etwas sehr blauer), aber
wenn es so passt wie heute, ist es so, wie wenn man günstige Bedingungen in der
Ostsee hat – zum Beispiel bei Westwind von Flensburg nach Kiel … ein anderer (unbedeutender?)
Unterschied sind allerdings die Temperaturen – Vendres nach Sète, kurze Hose
und T-Shirt.
Aber, ich muss sagen, unser Ostseerevier ist schon super (insgesamt),
und gegen Kälte kann man sich schützen, gegen Hitze nicht – der Spruch des Tages!
Den Hafen von Sète kenne ich ja schon, als ich an der Gästebrücke
einen, meiner Meinung nach, freien Platz ansteuere, kommt ein Marinero
angeflitzt – und verweist mich an einen anderen Platz.
Der ist besser, am Brückenende, allerding reicht das Internet (das hier
sowieso schwach ist) kaum bis hierher – das ist schade. Das Geschaukel, das die
vor der Hafeneinfahrt vorbeifahrenden Ausflugsboote verursachen, stört nicht,
Muring und Heckleinen sind gut „getrimmt“.
Beim Hafenmeister bekomme ich einen Termin für das Mastlegen, am
Donnerstag um 14:00 Uhr, der Mittwoch (heute, 15.7.) ist also gefüllt mit
Umbauarbeiten – Allegro wird wieder zum Motorboot.
Um 14:00 Uhr ist alles vorbereitet und ich springe zur Abkühlung ins
Mittelmeer, dass ich am Freitag verlassen werde.
Die Kanäle erwarten mich, dass Mittelmeer habe ich ziemlich ausgiebig genießen
können und manchmal auch erleiden müssen – es geht weiter, der Weg ist das
Ziel.
Es ist immer noch sehr heiß (34 Grad in der Kajüte) und die Arbeit
(Segel einpacken, Baum abbauen, Mast vorbereiten, Fallen zum Mastlegen
vorbereiten, Kabel abklemmen, Gestell aufbauen und hinterher alles wieder
aufräumen) bringt mich ins Schwitzen, alle 20 Minuten muss ich irgendwelche Flüssigkeiten
nachfüllen – wird alles sofort wieder ausgeschwitzt.
Geruchsproben kann ich in diesem Blog leider nicht liefern – aber ich
glaube, das ist zu verkraften.
Abendstimmung im Veille Bassin von Sète |
Wenn alles so klappt wie ich es vorhabe, bin ich am Samstagabend in Avignon, dort werde ich einen Tag (mindestens) bleiben – denn die Stadt ist wirklich sehenswert.
Außerdem hatte ich dort tolles Internet (irgendeine Kneipe in der Nähe)
- und kann endlich die fehlenden Fotos
nachliefern und den Blog auf den neusten Stand bringen. Vorher auf dem Weg
durch die Camargue werde ich wohl eher „offline“ sein.
Cu.
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