Unter dem Leuchtturm von Sète |
Seit vorgestern
Abend bin ich also in Sète, heute ist Dienstag (9.6.), am Sonntagabend bin ich
eingetrudelt und habe mich erst mal geduscht und ausgeschlafen.
Beides war nötig.
Und dann geht’s
los – den ersten Mittelmeerhafen meines Törn zu erkunden.
Erster Weg zum
Hafenmeister (bzw. Hafenmeisterin), sagen, dass ich da bin und fragen, wann
ich den Kran benutzen kann, um den Mast zu setzen.
Hafenblick vom Café aus |
Bezahlen muss ich
noch nichts, erst bei der Abreise – Vertrauensvorschuss also.
Bei den Arbeitern
des Servicebetriebes bekomme ich den Termin für den Mastenkran, Dienstag 14:00
Uhr, „beaucoup travail, Monday not possible“.
Na gut, habe ich
also Zeit, leider kann ich den Mast nicht auf dem Steg vor dem Kran
vorbereiten, „il faut faire ca sur le bateau?“ „Qui, sur le bateau!“
Ich muss den Mast
also an Bord zusammenbasteln und gleichzeitig die Mastauflagen abbauen, bzw. so
herrichten, dass der Mast gestellt werden kann.
Teile suchen, finden, bereitlegen, anbauen. |
Zum Glück liege
ich mit dem Heck am Steg, so dass ich wenigstens den Masttoppbeschlag (den
Neuen) einigermaßen bequem anbauen kann, dabei hilft mir der Tritt, den ich von
Yachtausrüster IKEA mitgenommen habe.
Alles klar,
Masttopp sitzt, Kabel angeschlossen, Windmessanlage angeschlossen, alle Lampen
– ob das alles funktioniert werde ich merken, wenn die Kabel mit der Batterie verbunden sind
– aber warum sollte es nicht funktionieren, hat ja immer bisher. Windex auch –
nicht vergessen.
Definition für Chaos? Meine Kajüte! |
In Kletterei
artete es aus, als ich die ganzen Fallen vom Mastfuß lösen musste, denn der
Mastfuß schwebt 1,50 Meter vor dem Bugkorb, fast zwei Meter tiefer, das 21 Grad
warme und 5 Meter tiefe Hafenwasser.
Ich saß also
freischwebend auf dem Mast und tüdderte die Leinen los, Krampf im Oberschenkel
– jaa, aber ging wieder weg, das alles bei mehr als 30 Grad.
Das war
eigentlich Stress, aber komischer weise hat es mir trotzdem Spaß gemacht.
Noch stressiger
war es dann, die Salinge anzubauen, immer mit der Angst im Nacken, irgend etwas-
was nur einmal vorhanden ist – ins Wasser fallen zu lassen – das dürfte auf
keinen Fall passieren, zum Beispiel die Abschluss-kappen auf den Salingen, die
die Oberwanten halten, einige Bolzen und so dies und das.
In Deutschland
wäre das nicht so das Problem, Yachtausrüster, Bauhaus usw. sind nie weit –
aber hier: Fehlanzeige, einen Yachtausrüster habe ich in Sète bisher nicht
entdecken können.
Aber alles ging
gut, Mast lag nach einigen Stunden fertig aufgetakelt auf den Stützen.
Am nächsten Tag
(also heute, 9.6.) erst mal kontrollieren, was ich gestern gebastelt habe, alle
Leinen laufen richtig, Wanten ordentlich, Wantenspanner vorbereitet, Splinte
da, …
Nach einem
Badeausflug an den 100 Meter entfernten kleinen, aber netten, Strand, mache ich
die Leinen los und motore zum Mastenkran.
Ich bin um 13:50
Uhr da, um 14:00 Uhr fährt oben auf der Hafenmauer ein Mechaniker vor, der aber
erst einmal wieder verschwindet – naja, ist ja auch heiß hier, um 14:20 Uhr
sind dann plötzlich 3 Mann da und diskutieren, wie man den Mast in die
Senkrechte bekommt.
Ich kann mich mit
meinen Vorstellungen nicht recht durchsetzen, die 3 wollen den Mast drehen und
überlegen jetzt wie.
Dann wird der
Kranhaken angeschlagen, ein anderes Boot, das an Land aufgepallt ist, wird fast mit
hochgehoben, weil sich eine Kante des Krans unter der Stütze für die
Schlauchboothalterung verklemmt hatte.
Ich beschließe,
aufzupassen wie ein Luchs.
Dann wird der
Mast angehoben, die 3 sind überrascht, dass er im Gleichgewicht bleibt - sag`
ich doch, zum Glück haben sie den Kran dort angeschlagen, wo ich es gezeigt
habe.
Meine weitere
Anweisung, nach den Oberwanten das Vorstag anzuschlagen wird nicht umgesetzt,
stattdessen kämpft einer der Drei mit dem Mast, den ich inzwischen schon im
Mastfuss gesichert habe.
Die Wanten werden erstmal angeknallt (von mir),aber bei gepfeilten Salingen
muss das Vorstag eben auch fest – geht nicht, Kran im Weg.
Ich will das
Toppfall statt dessen am Bug anschlagen, „non non non“, bis ein weiterer
Franzose denselben Vorschlag macht „qui qui qui“.
Naja, lange Rede
kurzer Sinn, der Mast stand nach einer Stunde,
in Flensburg brauche ich dafür – mit Schwiegervaters Hilfe, normalerweise 15
Minuten.
Aber
die 3 waren nett, ich habe gesagt, dass ich in 2 Monaten wieder da bin und dann
das Ganze retour passiert.
Alle
drei meinten, sie würden dann Urlaub nehmen – witzig.
Aber
man sieht mal wieder, dass man am Besten alles selbst macht – oder mindestens
aufpasst wie ein Flensburger Luchs.
Inzwischen
bin ich wieder am Liegeplatz, habe einen Teil des Chaos beseitigt, das
entstanden ist, weil ich die verstauten
Wanten und den ganzen Kram ja irgenwo hervorholen musste und dafür fast das
ganze Boot umgeräumt habe.
Mast
steht, Baum ist ´dran, Holzstützen sind abgebaut, Morgen kommt der Feintrimm
und die Segel werden angeschlagen und es wird aufgeräumt – wieder und wieder –
und alles so verpackt, dass ich vor der Rücktour den größten Teil wiederfinde.
Franzosen bleiben
vor dem Boot (eigentlich hinter, am Steg) stehen und meinen „Dehler, bon bateau, ca marche bon“.
Echt, kein
Quatsch, Dehler ist hier bekannt und hat anscheinend einen guten Ruf.
Mit Recht
finde ich und es ist auch nicht das erste Mal, dass ein Franzose „Deeehlääär“
zu mir sagt.
Zwischendurch kurzen Strandgang, herrlich erfrischend das Mittelmeer,
schätze so um 20 Grad warm.
Ach ja, gestern habe ich auch noch einen Ausflug in die Stadt gemacht –
nicht, dass man meint, ich schraube nur am Boot herum.
Die Stadt ist nett, beherrscht durch einige Kanäle und viel Fisch, der
hier angelandet wird.
Beladen mit Wasser und Säften (ich kaufe immer zu viel und schleppe
mich dann ab) muss ich unterwegs eine Pause einlegen, im „Vieux Café“, vor dem
Fischmarkt – riecht nicht nach Fisch, ist eben frisch – nach der Pause, geht’s mit
frischer Kraft zum Boot – das wieder ein Segelboot wird.
Morgen nochmal eine Menge zu tun, wenn das Wetter es zulässt, will ich
übermorgen weiter.
Das ist der Nachteil am Meer, man ist von den Launen des Wetters
(besonders der Windes) abhängig, in den Kanälen bin ich einfach losgefahren – da
ist es egal.
Aber – das ist auch sicher – ein Boot wie meins gehört ans Meer – und da
ist es nu.
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