Montag, 8. Juni 2015

Merkwürdiger Kanal mit komischen Fischen und viel Wartezeit - aber das Mittelmeer ist erreicht, 53. Tag



Gestern Abend (7.6) war ich zu müde, um noch etwas halbwegs Vernünftiges aufzuschreiben.
Es reichte nur noch dazu, die Pellkartoffeln vom Vortag mit dem Rest Quark vom Vortag mit einem Kalten Bier herunter zu spülen, dann ab ins Bett, mit einem letzten Blick auf den Leuchtturm von Sète, der ein paar Meter entfernt die Hafeneinfahrt überragt.

Warum hat der Tag auf dem Wasser so lange gedauert, es waren doch nur etwas mehr als 55 Kilometer?
Gallician im Kielwasser


Nach dem Auslaufen um 7:00 Uhr aus dem „Hafen“ von Gallician, der eigentlich nur aus einer Mauer am Kanal besteht, aber tief genug ist, Strom und Dusche bietet und wieder einen neue Stimmung mitbringt – eben ein Camargue-Hafen – noch ein letztes Winken zu meinen schweizerischen Mitfahrern.


Mann kann auch amSchilf festmachen




Sie wollen heute nach Aigues-Mortes, soll ein sehr sehenswertes Städtchen sein, würde ich auch gerne hin, aber leider zu flach, mit 1,50 Meter wird die Tiefe angegeben – nach meinen Erfahrungen ist es dann eher flacher, will ich nicht riskieren – schade.
Schlafen alle noch

Das ist nicht der Hafen, das ist dahinter
Jeder Abschied tut ein bisschen weh, man fühlt sich dann eine Weile alleine, mehr als sonst, und es stört dann – obwohl ich sonst mit mir alleine ganz gut zu recht komme.
Die Fahrt dann auf dem Kanal ist etwas eintönig, weil die Kanaldämme meistens so hoch sind, dass man wenig von der Landschaft sieht – dafür ist es aber eine gute Abkürzung zum Mittelmeer und ich erspare mir die noch recht lange Fahrt auf der Rhone und die teuren Anlagen von Port St. Louis, bei Marseille.
Auf dem Rückweg werde ich denselben Weg 
nehmen, und einige Dinge beachten, die ich gestern noch nicht wusste.
Schön ist es trotzdem hier
Was ist das Besondere an diesem Kanal? Gut die hohen Dämme, die die Sicht beeinträchtigen, aber auch vor Mistral (stürmischer Wind) schützen. Und dann sind da die Frachter, die diesen Kanal auch (in sehr geringer Zahl, zum Glück) nutzen. Diese Frachter sind ziemlich groß und breit, und das Schlimmste, sie fahren teilweise nur mit 4 km/h oder noch weniger, wenn man also hinter so einem Monster fährt, hat man kaum eine Chance zu überholen, und kann sich auf eine lange Fahrt durch den aufgewühlten Matsch hinter dem Frachter einstellen.


Politik kommt auch nicht zu kurz

Einer von den luxuriöseren Festmachern


Gegen 11:00 Uhr etwa, tauchte so ein Monster vor mir auf, fuhr mit 3 km/h – ich hatte aber Glück und konnte mich vorbeischleichen, wobei das gar nicht so ohne ist, denn manwird förmlich angesaugt, wenn man daneben herfährt. Ist man erst mal vorbei, verschwindet erschnell im Kielwasser- weiter bis zum nächsten Frachter.





Unterhaltsam unterwegs für mich: Die vergebliche Ausschau nach den Flamingos, wo sind die denn? Entweder noch in Afrika, oder wo sie sonst sind – oder ich habe die flamingo-lose Strecker erwischt, na ja, die kleinen weißen Reiher und die Pferde sind auch ganz nett.
Da quert ein Fluß, kann man absperren



Die Mücken allerdings nicht, die uns gestern Abend beim gemütlichen Rose (eisgekühlt, schöner kleiner Luxus auf Olimar) überfallen haben- aber Annita wusste Rat, holte eine kleine Sprühflasche „Brumm-weg“ oder so ähnlich und die Mücken haben sich verzogen.
Hin zu unseren französischen Nachbarn wahrscheinlich, Bootstouristen denen wir 3 mit vereinten Kräften beim Anlegen geholfen hatten – und ich dabei in letzter Sekunde meinen Flaggenstock am Heck retten konnte. 
 
Einsam


Noch einsamer - und 0 Flamingos
Da wird gefeiert, nur kurz unterbrochen von so nebensächlichen Tätigkeiten wie anlegen, Boot festmachen und so.

Ebenfalls unterhaltsam unterwegs sind die komischen Fische im Kanal, die springen dauernd ´rum. Sie sind etwa heringsgroß, und springen übermütig aus dem Wasser, ab und zu knallt auch mal einer gegen die Bordwand - aua – und ein kurzer Schreck für mich, denn Knallen an der Bordwand sorgt immer für einen kurzen Atemstillstand.



Aber auch diesen „Crashtest“ hat die Dehler 32 bestanden - ich hoffe der Fisch auch, wenigstens ohne ernste Verletzungen.
Kriegen Fische eigentlich Beulen am Kopf?

Wartezeit die Erste


Gegen 13:30 Uhr dann der zweite Frachter vor mir, noch dicker, noch lahmer – Überholen unmöglich.

Wartezeit die Zweite
Aber , wir sind schon 3 Kilometer vor Sète, dann kommt ein Abzweiger für die Berufsschifffahrt und die „bateaus de plaisance“ –also wir - müssen durch den Vorort, für sie ist der Seehafen gesperrt.



In diesem Vorort befindet sich eine Brücke, sehr flach, die laut Reiseführer so alt ist, dass sie am Tag nur zwei Mal geöffnet werden darf, um die Mechanik zu schonen.
Die Öffnungszeit: 16:00 Uhr. Also hinter dem Frachter herschleichen, und dann fast 2 Stunden in der Mittagshitze auf die Brückenöffnung warten, am Kai, mit 2 Meter Abstand vom Ufer – zu flach.





Macht aber nicht viel aus, ich trinke Unmengen von kaltem Wasser und Säften und gucke den Schülern zu, die direkt im Kanal einen Wettbewerb im Fischerstechen austragen – für Abwechslung ist gesorgt.
Pünktlich geht die Brücke auf, durch und weiter – ja, bis zur nächsten Brücke. Eine halbe Stunde später stehe ich vor der großen Eisenbahnbrücke von Sète, die mich mit 4 folgenden Dreh- oder Klappbrücken noch von Hafen trennt.
Brückenöffnung per Funkanfrage, Antwort: 19:20 Uhr.
Prost, wieder Wasser und Säfte – an einem Kai, an dem jede Menge nerviger Motorbootfahrer vorbei fahren und von dem Schwell, den sie erzeugen, anscheinend keine Ahnung haben – aber ich habe ja dicke Fender.
Auf dem Kai maritimes Leben, die Anwohner haben Sonnenschirme, Stühle und Tische und Grillroste auf den Kai gestellt, um gegen Abend draußen die Wäre zu genießen. Schön, aber ich warte auf die Brücke!
Erster Eindruck von Sète

"Bootchen"

Sie öffnet pünktlich und ist mit den folgenden 4 Brücken koordiniert, so dass ich ohne Verzögerung durch Sète fahren kann und um etwas 20:15 Uhr im Hafen Port St. Clair bin.
Auf dem Weg: Palmen und méditeranes Leben, ich bin am Mittelmeer, im Süden und es gefällt mir, sehr sogar.






Noch etwas Neues, es nimmt kein Ende – hier macht man „römisch-katholisch“ fest, also mit dem Heck zum Steg und der Bug wird von einer Muringleine gehalten, die man vom Steg aufnimmt.
Mein erster Anleger auf diese Art klappt perfekt und bringt mir die Bewunderung des gesamten Hafens ein – ist nur keiner da.






Mit Motorradreifen - praktisch

Doch, neben mir ein nettes französisches Pärchen, die auch zu den Balearen wollen, mit einem etwas angeschlagenen, kleinen Aluboot. Und das nette Paar aus Bremen, das schon seit einem Jahr unterwegs ist – Mittelmeer rund – außen herum durch die Biskaya, Gibraltar und so, mit einem sehr schönen 12 Meter Schiff.
Von ihnen bekomme ich sogar den Schlüssel für die Dusche, (Hafenmeister hat schon Feierabend) so dass ich zwar etwas erschöpft aber doch sauber in die Koje fallen kann.

Mont St. Clair,der Namensgeber für den Hafen


Morgen (bzw. heute, den ich schreibe ja zur Abwechslung mal zum Frühstück) werde ich mal sehen, wie ich den Mast wieder in die Senkrechte bekomme – und dann, mit vernünftigem Internet (hoffe ich), auch die Fotos hochladen.

Viel Arbeit – ich freue mich darauf.








Und hier folgt nun noch die Statistik über den Weg ins Mittelmeer, von Flensburg aus - 
quer durch Europa:


Reisezeit in Tagen:



Brutto: 53, netto 46

(5 Tage Aufenthalt in Hannover, 1 Tag in Masstricht, 1 Tag in Condrieu, 1 Tag in Avignon).



Ausgaben in €:

1550.--
Davon für Diesel:
371.--
(ungefähr, durchschnittlicher Dieselpreis zu 1,35 € angenommen, noch 40 Liter im Tank und 15 in Kanistern vorhanden).

Dieselverbrauch in Litern:
264 Liter

Zurückgelegte Strecke:
1246 Seemeilen, also ungefähr 2330 Kilometer
(Das GPS ist manchmal ausgefallen, also sind es über Grund ein paar Meilen / Kilometer mehr)

Dieselverbrauch pro Seemeile:
~ 4,7 Seemeilen pro Liter

Motorstunden:
326,9 Stunden

Durchschnittliche Geschwindigkeit (Seemeilen/Motorstunden):
3,8115631 Seemeilen pro Stunde, also etwa 7,1276229 km/Std.
Also so ungefähr das Tempo eines lahmen Joggers - bis schneller Fußgänger.
(Ist eigentlich Quatsch, denn in den Schleusen zählen die Motorstunden auch, aber es wird kein Weg zurückgelegt, ähnlich An- und Ablegen usw.)

Durchschnittliche Ausgaben pro Tag:
Etwa 30 €, Liegegebühren, Diesel, Essen, sonstiges, alles enthalten.

Das wird ab jetzt teurer,schätze ich -is' mir egal, is' mir egal...

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