Am 18.6. wird morgens ein bisschen rumgetrödelt, ich habe viel Zeit,
weil ich erst gegen 10:00 Uhr aufbrechen will, ich rechne für die 110 Meilen von
Barcelona nach Mallorca mit einer Fahrtzeit von 24 Stunden, so in etwa 5 Knoten
Durchschnitt, das müsste zu machen sein – wenn es zu lahm wird, muss der Diesel
helfen.
Und ich fahre um 10:00 Uhr los, damit ich nicht mitten in der Nacht dort ankomme.
Der Wetterbericht ist gut, Wind schräg von hinten (NW), mein Kurs nach
Andratx geht
ziemlich genau nach Süden.
Letzter Blick, von hier werde ich das so schnell nicht mehr sehen. |
Die Familie macht sich Gedanken –ist ja auch eine weite Strecke,
alleine – aber wird schon werden, wenn man erst einmal unterwegs ist, geht es
einfach weiter.
Segelkumpel Gerrit aus der Seglervereinigung Flensburg hat wohl auch den
Wetterbericht von wetteronline und deshalb den gewagten Vergleich mit der
Nachtregatta „Lyö-Rundt“ gepostet – würde mich freuen, wenn er Recht behält.
Beim Auslaufen aus Barcelona weht fast gar kein Wind, erst etwa 3 Meilen vor dem Hafen
kreuselt sich die Wasseroberfläche dunkel, Wind kommt auf – aber aus Süden. Naja, angesagt war für Barcelona Südwind am
Nachmittag, der kommt jetzt vielleicht etwas früher auf (Thermik) und wird dann weiter draußen auf NW
drehen. Meine Prognose.
Außerdem macht mir das Kreuzen (so weit wie möglich gegen den Wind fahren) nichts
aus, im Gegenteil, es macht sogar Spaß, weil die Kreuz eine der Stärken der Dehler
32 ist- neben den anderen Stärken: halber Wind, raumschots und vor dem Wind – grins.
Wind kommt auf - von vorne. |
Also weiter - und auf die Winddrehung gewartet, dass ich mein Ziel nicht
genau anliegen kann, macht nichts, denn ich wollte sowieso einen leichten Bogen
fahren, um nicht mitten durch die Verkehrswege der Barcelona – Palma Fähren zu
fahren – wer weiß, ob die nachts gut aufpassen.
Trotzdem habe ich zur Beruhigung zwei Radarreflektoren hochgezogen – ob
die was nützen?
Ich bin mir nicht sicher, aber man soll Nichts auslassen, was gut sein
könnte.
Und auf die Winddrehung gewartet, und gewartet, aber sie kommt nicht –
der Wind bleibt stur auf Südsüdwest – und nimmt kräftig zu. Ich wechsele meine
Sitzposition auf die hohe Kante und steuere mit Vergnügen die höher werdenden Wellen
aus.
Radarreflektor unter der Saling |
Macht Spaß und ist einfacher, als in der Flensburger Außenförde, wo die
erste und zweite Welle meistens gut genommen werden, um dann in die Dritte voll
´reinzudonnern.
Das passiert im Mittelmeer nicht so leicht, weil die Wellen etwas
länger sind – etwas.
Nach ungefähr einer Stunde Vergnügen hat der Wind weder nachgelassen
noch gedreht, vor mir liegen noch ungefähr 18 Stunden Fahrt und die Nacht –deshalb
binde ich ein Reff ein, um mich und das Material zu schonen – wäre zu
anstrengend – und um etwas gemütlicher zu segeln.
1. Reff, steht auch gut. |
Eigentlich soll man Reffen, wenn
man das erste Mal daran denkt, bei mir war es das dritte Mal – auch noch rechtzeitig, aber nicht zu früh, denn der
Wind legt bis auf 6 – 7 Windstärken zu – und meine Hoffnung, dass mit der
untergehenden Sonne auch der Wind nachlässt wird leider nicht erfüllt.
Wir ballern also buchstäblich in die Nacht hinein – eine große Hilfe
bei Dunkelheit hoch am Wind zu steuern ist die kleine Funzel unter dem Windex,
die ihn beleuchtet – so kann man prima, genau wie am Tag, erkennen, wo der Wind
herkommt – und das ist und bleibt – von vorne.
Die Nacht wird lang, die Selbststeuerung ist auch etwas überfordert und
kann nur kurz eingesetzt werden.
Vitamine - gegen Skorbut auf langen Seereisen. |
Aber der tolle Sternenhimmel entschädigt für Einiges und der
Schiffsverkehr ist auch nicht schlimm, obwohl es auf dem AIS-Bild, das mir mein
Ipad in die Seekarte liefert wie auf dem Münchener Stachus aussieht – viel Verkehr
– aber keiner kommt näher als 4 Meilen heran.
Manche Beleuchtungen verwirren mich allerdings etwas, so zum Beispiel die
blinkende rote Lampe auf einem Schiff (ohne AIS) in meiner Nähe.
Ich frage mich, ob er mir vielleicht etwas mitteilen will – über Funk
kommt nichts – ob ich vielleicht auf eine Fischernetz zufahre oder so, keine Ahnung.
Ich fahre einen Bogen, das Blinklicht bleibt in der Nähe – Grund um
nervös zu werden.
Irgendwann dreht er dann ab oder gibt Gas, jedenfalls verschwindet er
am Horizont in der Dunkelheit, immer noch blinkend.
Gegen 6:00 Uhr dämmert es dann vorsichtig und gegen 7:00 Uhr geht die Sonne auf und beleuchtet die
felsige Nordwestküste von Mallorca, einziger Hafen dort ist Soler – der wäre
etwas näher als Andratx und ich könnte abfallen – aber neee, ich ziehe das
jetzt durch.
Und endlich, endlich, dreht der Wind etwas nach rechts, so dass ich
meine Kurs einfacher halten kann.
Ich habe unterwegs nicht einmal gewendet, obwohl – man weiß es – wenn man
abfallen muss, soll man wenden – um den günstigeren Windwinkel auf der anderen Seite
nutzen zu können.
Ich segle aber keine Regatta und mein Plan mit dem Pi..bogen, den ich
um die Schifffahrtslinie segeln wollte, geht so letzten Endes auf.
Was isst man so in 24 Stunden ununterbrochenen Segelns, ohne sich in
Ruhe zurückziehen zu können?
Vorbereitete Sachen: Bananen, Äpfel, Kirschen, Käsebaguettes, Kekse, dazu
Kaffee aus der Thermoskanne und viel Wasser. Auf meine 5-Minuten-Terrine, die
ich sonst gerne als Zwischenmahlzeit nehme, musste ich verzichten - zu unruhig.
... und vom Nahen |
Im Hafen von Andratx |
Aber auch das geht vorbei und im Hafen von Andratx bekomme ich einen
schönen Liegeplatz
am Schwimmsteg, Heck zum Steg – alles gut.
Die unfreundlichen Russen
mit dem großen Charterschiff neben mir legen zum Glück gleich ab, inzwischen
liegen zwei Deutsche neben mir, mit einem tollen Schiff, einer Pogo 40.
Der Hafen ist luxuriös, nicht nur, was die Boote angeht, die hier
liegen – im Liegegeld ist die Nutzung des Hotelswimmingpools enthalten – nutze ich
auch gleich – ganz allein, 20 Bahnen, mache ich morgen gleich wieder.
Alles andere, Strom, Wasser, Internet, alle möglichen
Serviceeinrichtungen, Restaurants sind sowieso dabei.
Der Preis?
47 Euro – naja – die heutige Nacht habe ich mir ja für lau um die Ohren
geschlagen – außerdem, das ist hier eben so.
Das Kleinste, aber nicht das Schlechteste |
Der Name ist Programm |
Blick vom Platz nach hinten - alles frei. |
Claudia Schiffer soll hier übrigens ein ganzer Berg (mit Haus ´drauf) gehören - Geschmack hat sie.
Morgen werde ich hierbleiben, den Luxus genießen und dann übermorgen
entweder ankern (ist aber zur Zeit ungünstig, weil immer Südwind angesagt ist und
alle Buchten in der Nähe nach Süden offen sind) oder ich fahre direkt nach Palma
und schwelge dort weiter im Luxus – für mich heißt das schon Café con Leche auf
einer Plaza.
Ich werde die besten Plätze erkunden, und dann mit Andrea und später
Jürgen noch einmal besuchen –
Andratx wird auf jeden Fall dabei sein.
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