Mittwoch, 17. Juni 2015

Zwei Tage Barcelona, eine unzugängliche Familie und viel zu gucken, 62. und 63. Tag



Der erste ganze Tag in Barcelona (16.6) ist wie geschaffen für eine ausführliche Stadtbesichtigung – das Wetter ist nämlich relativ schlecht.
Es ist zwar angenehm warm, aber oft bedeckt und ab und zu gibt es sogar ein paar Tropfen Regen – in Flensburg würden wir das allerdings gar nicht als Regen bezeichnen, allenfalls leicht kondensierte Luftfeuchtigkeit.

Einfahrt zum Olympiahafen - Baden trotz ´ner Wolke.

In der Wäscherei, die gleich gegenüber vom Hafen im ehemaligen olympischen Dorf (oder?) zu finden ist, liegt ein kleiner Stadtplan aus, den ich mitnehmen kann, um mich grob zu orientieren. Am liebsten erkunde ich fremde Städte zu Fuß und die Karte zeigt mir, dass die „hotspots“ gar nicht so weit weg sind.
Ein Wort noch zur Wäscherei: super, mit persönlicher Betreuung und Profi-Maschinen, geht also alles schnell und gut und ein Spitzensupermarkt ist auch gleich daneben – für die Essentials ist also gesorgt.




So sieht hier schlechtes Wetter aus, Olypiahafen

Strand gleich daneben und das "Spi"-Hotel


Zunächst will ich mir den „Port Vell“, den alten Hafen ansehen, dazu geht es am schönen Strand entlang, in Richtung auf die Seilbahn zu, die ich gestern beim Einlaufen schon aus 20 Kilometern Entfernung gesehen habe, gleich daneben ein Gebäude, das wie ein geblähter Spinnaker aussieht – ist einfach nur ein Hotel. Habe ich auch schon vom Weiten gesehen.





Die Seilbahn führt über den alten Hafen, mir reicht der Blick von unten.
Der Hafen ist überhaupt nicht alt, sondern topmodern – und die Schiffe erst, die hier festgemacht haben und deren Besatzung Messing und sonstige teure Anbauteile putzt und pflegt. 

 
Wohnstrasse, stimmungsvoll
 Wäre ein prima Platz für „Silver Angel“, einige aus dieser Kategorie liegen hier auch – aber wahrscheinlich ist das Liegegeld zu hoch – bei den Chartergebühren.
Aufgefegter Meeresboden - lecker.

Direkt neben Touristenlokalen - Wohngegend

Port Vell

Auf dem Weg zum Hafen komme ich durch einen Teil der Altstadt, ein Restaurant neben dem anderen, alle mehr oder weniger voll, wenn kein Restaurant, dann eine Bar oder Tapas-Bar.
Außerdem fällt auf, dass sehr viele junge Leute auf den Straßen zu sehen sind – wegen Universitätsstadt, vielleicht – viele sind mit dem Skatebord unterwegs, die Wege und Promenaden sind dazu ideal – das krasseste Beispiel war das Mädchen im Miniröckchen, die sich auf ihren Board von einem gewaltigen Dobermann ziehen ließ. 
 
Leider zu schnell, um ein Foto zu machen.

Ansonsten jede Menge Jogger (ist ja kühler heute) und Leute, die anscheinend Einiges von Körperkultur halten, Muskeln, Tätowierungen und die Mädchen leicht bekleidet – (ist ja warm heute).
Kurz zusammengefasst, man latscht durch die Straßen und über die Promenaden und hat immer was zu gucken.




Kirche mit Eintritt



 Die erste Sehenswürdigkeit, die mir nach dem alten Hafen in den Weg kommt, ist die Santa Maria Kirche, schön eingebaut in die Altstadt – ich beschließe, mal wieder eine Kirche von innen zu betreten.
Kirchplatz inder Altstadt








Aber daraus wird nichts, denn der Eintritt soll 7 €uro kosten – ich habe schon so viele Kirchen auf meiner Reise von innen gesehen – ich investiere stattdessen in einen Cafe con leche und ein Eis und bummele weiter durch die Altstadt.






Menschenmassen vor der Kathedrale

Nächster Hotspot, gleich um die Ecke, die Kathedrale. Anscheinend ein Treffpunkt für jede Menge Touristen, wieder viele Asiaten, die alles fotografieren und Menschen aus aller Herren Länder. Vor der Kathedrale eine Schlange, aha, hohe Nachfrage, das bedeutet geringer Preis.
Aber denk'ste, auch Eintritt, noch mehr – ich nehme lieber die Atmosphäre auf und bummele weiter zum Universitätsviertel, durch Geschäftsstraßen mit allen Läden, die man auch bei uns kennt und einigen mehr. 


Barcelona, die Stadt von Desigual „Dääsiiigwuuuaal“, mindestens vier Läden – alle voll, alle ziemlich dunkel und alle mit cooler Musik.
Däääsigwuuaaal
joooo
 
... noch einer ...

Für die Lauffaulen - auch Desigual
Inzwischen ist es so spät, dass sich mein Magen meldet – und da gerade das Hardrockcafe in Sicht kommt, kehre ich ein – gar nicht typisch, aber irgendwie cool.


 
Kartoffelspalten mit Käse und Schinken und Estrella
Verkaufsfläche to go - fast and furious
Davor und auf den breiten Geschäftsstraßen und besonders am Port Vell immer wieder farbige Händler, die vor sich auf einer Art Bettlaken teure, garantiert echte Handtaschen anbieten – all die Marken, die ich auch aus China kenne – am Bettlaken ist an jeder Ecke eine Leine angebracht, die Enden der Leinen halten die Verkäufer in der Hand.

 

Der Verkauf ist sicher illegal, wenn die Polizei kommt, wird mit Hilfe der Leinen aus der Verkaufsfläche blitzschnell ein großer Sack, der über die Schulter geworfen wird und ab geht’s zur nächsten Ecke.
Farbige (alle sehr schwarz) mit diesen riesigen Säcken sind in der ganzen Stadt unterwegs.




 Was ich nicht sehe – wie auch, tragen ja keine Berufsbezeichnung um den Hals – sind die Taschendiebe, vor denen ich gewarnt wurde. Wie erkennt man die?
Sicherheitshalber hatte ich meine Kreditkarten im Boot versteckt – wenn schon beklaut werden, dachte ich, dann wenigstens nur das wenige Bargeld, damit die Reise weitergehen kann.

Naja, nix passiert, ich habe noch alles - und Hütchenspieler habe ich auch nicht gesehen– vielleicht zu früh in der Saison?

Das Essen im Hardrockcafe war übrigens gut und teuer – und man darf nur draußen sitzen, wenn man zu Essen und zu Trinken bestellt – Ergebnis, die Plätze draußen, ganz schön gelegen, blieben zur Hälfte leer.Kein Wunder - die Konkurrenz ist groß.

 
Alt
Ich bin durch Parks gelaufen, deren Namen ich jetzt vergessen habe, habe schöne Architektur gesehen, weniger schöne auch – und fasziniert hat mich die ständige Mischung aus Alt und Moderne.
und Neu

Modern

... und ein Papagei über der Strassenkreuzung

Man merkt, Barcelona ist eine Großstadt, mit Motoradrennen auf den Hauptstraßen, Anzugträgern, die ihrem Business nachgehen, genervten Einheimischen wegen der vielen Touristen, Besichtigungsgruppen. All das ergibt eine faszinierende Mischung, garniert mit schönem Wetter und eben leicht bekleideten Mädchen.
Like.





Aber gegen Abend tun die Füße weh und ich freue mich auf meine gemütlichen Sitze im Boot – der erste Tag war schon mal gut – eine Menge gesehen und aufgenommen.

Am Tag zwei (17.6) steht dann doch eine Kirche auf dem Programm, die bekannte Sagrada Familia, (frei übersetzt: Kirche der Heiligen Familie), Baumeister Antoni Gaudi, bis heute unvollendet. 




Der Baumeister ist schon 1926 umgekommen, bei einem Straßenbahnunfall – und hat anscheinend viele seiner Bauideen und Geheimnisse mit ins Grab genommen.
Aber egal, das ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Barcelonas – muss also sein.

 Als moderner Mensch gucke ich vorher ins Internet und finde den Ratschlag, Eintrittskarten vorher online zu kaufen, um die langen Wartezeiten zu vermeiden. Klar, mache ich.

Leider wird das der erste Fehlschlag des Tages, denn der Server ist nicht zu erreichen – überlastet?
Muss also auch so gehen.

 





Von Olympiahafen etwa 45 Minuten zu Fuß, zwischen durch komme ich in Versuchung, einen von den Sightseeing-Bussen zu nehmen – lasse es dann aber doch - wie gesagt, ich gehe lieber zu Fuß durch fremde Städte.
 


 Den Weg verschönere ich mir aber doch mit einem leckeren Café con leche, schade, dass es den bei uns zuhause nicht gibt – ein Genuss.

An der Sagrada angekommen sehe ich, das die Menschenströme, die sich immer mehr auf meinen Weg konzentriert haben, alle dasselbe Ziel hatten wie ich – die Sagrada.
Ich marschiere mutig zur Kasse und werde von einer Schlange gestoppt, alle stehen an, Wartezeit 2 Stunden, wie auf Schildern zu lesen ist und mir auch von den Aufsichten bestätigt wird.
Fehlschlag Nummer zwei.

Ich beschließe, es noch einmal online per Handy zu versuchen, denn der CQR-Code am Eingang verheißt schnellen Zugang und keine Wartezeit, wenn man die Eintrittskarte online kauft.
Was soll ich sagen – es wird Fehlschlag Nummer drei.

Jede Menge Touristen, die das merkwürdige Gebäude besichtigen wollen, mich eingeschlossen, und die Sagrada Familie baut solche Hürden auf?
Ich gucke mir das Gebäude erst mal genau von außen an und bemerke – wie bei "Finde den Fehler" – dass überall Baukräne um die Kirche stehen. Die waren auf den Fotos im Internet alle wegretuschiert!
Außerdem finde ich die Architektur zwar irgendwie „strange“, aber gefallen tut sie mir nicht. 

Für mich irgendwie wie Disneyland, oder wie ein Architekt, der den Verstand verloren hat und wilde Fantasiebauten errichtet –die Mischung aus Neugothik, Modernisme und Moderne (habe ich nachgelesen…) gefällt mir nicht, Spritzbeton mit Gothik und Baukränen.
Aber jetzt kann man damit wahrscheinlich nicht mehr aufhören und jeder darf ein bisschen daran herum konstruieren. Ich zweifle, ob die Fertigstellung überhaupt ernsthaft angestrebt wird..

Nachdem ich das alles von außen auf mich habe einwirken lassen, beschließe ich, meine Zeit sinnvoller zu nutzen – und in der Altstadt ein Bier zu trinken.

Allerdings werde ich vielleicht auf dem Rückweg von Mallorca noch einmal vorbeischauen und sehen, ob die Familie dann gnädiger ist und den segelnden Kulturbanausen mit den kurzen Hosen und den ausgelatschten Segelschuhen doch noch empfängt.

Erstaunlich ist aber doch, dass ein Bauwerk, dass 1882 !!! begonnen wurde und 2026 fertig sein soll (so der Plan !!!), eine derartige Anziehungskraft auf den Tourismus hat.
Ich würde den Bauherren vom Berliner Großflughafen einmal empfehlen, sich dieses Konzept genau anzusehen – man kann weit über 100 Jahre stetige Einnahmen generieren, einen Publikumsmagneten schaffen und aus einem Monstrum eine Attraktion machen.
An nicht funktionierender Software und fehlenden Bauplänen sollte es doch in Berlin nicht scheitern – das ist doch alles schon vorhanden – also auf geht’s – nur ein passender Name fehlt noch.

Die wahren Helden der Stadt


Was machen eigentlich Messi und Neymar den ganzen Tag?
Sie laufen durch die Stadt – und zwar in rauen Mengen, ich sehe dauernd die rot-blau gestreiften Trikots mit der Nummer 10 (Messi) und Nummer 11 (Neymar) – scheinen auch eine Attraktion zu sein.






Inzwischen meldet sich mein Flüssigkeitshaushalt mit der blinkenden Warnlampe und so lasse ich mich vor der Santa Maria Kirche auf ein Bier in den schattigen Stuhl sinken und gucke den Touristen, Einheimischen und herumziehenden Akrobaten und Musikern zu.

Kultur darf nicht zu trocken sein
Das ist unterhaltsam – und so wird aus einer eingeplanten halben Stunde fast das Dreifache – Barcelona lebt und ich gucke zu.

Inzwischen kenne ich Barcelonas Wege ganz gut und finde – trotz zweitem Bier – den Weg zum Hafen, vorbei an einigen wichtigen Punkten (Markthalle, Picassomuseeum, Zoo, Triumphbogen …), direkt und schnell – noch im Supermarkt für die lange Überfahrt nach Mallorca mit leckeren Sachen eingedeckt und dann ausruhen und die Blase am Fuß untersuchen – zurück an Bord.


 
Schöne Eindrücke einer schönen Stadt

Vor der Markthalle, Schatten mit lila.


Der Hafen – der Olympiahafen – ist übrigens gut, aber ein wenig unpersönlich. Um mich herum liegen spanische Boote, die Besitzer sind meist nicht an Bord. 
 
 
Schöner war es in dieser Beziehung in Sète, wo es eine Gästebrücke gab, da hatte man sich mehr zu erzählen (woher, wohin, warum, wieso, wie, wann …), weil man auf viele Segler traf, die auch für längere Zeit unterwegs sind – von Langfahrtszene zu sprechen, wäre aber auch wieder übertrieben – eher Langzeiturlauber.

 



Morgen geht es, trotz dreier Besichtigungsfehlschläge heute, weiter – nach Mallorca.
Aber ich bin bestimmt nicht das letzte Mal in Barcelona gewesen – das nächste Mal zu zweit, ich kenn' mich jetzt aus und kann den Touristguide geben. Ok Andrea?

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