Der erste ganze Tag in Barcelona (16.6) ist wie geschaffen für eine
ausführliche Stadtbesichtigung – das Wetter ist nämlich relativ schlecht.
Es ist zwar angenehm warm, aber oft bedeckt und ab und zu gibt es sogar ein
paar Tropfen Regen – in Flensburg würden wir das allerdings gar nicht als Regen
bezeichnen, allenfalls leicht kondensierte Luftfeuchtigkeit.
Einfahrt zum Olympiahafen - Baden trotz ´ner Wolke. |
In der Wäscherei, die gleich gegenüber vom Hafen im ehemaligen
olympischen Dorf (oder?) zu finden ist, liegt ein kleiner Stadtplan aus, den ich
mitnehmen kann, um mich grob zu orientieren. Am liebsten erkunde ich fremde
Städte zu Fuß und die Karte zeigt mir, dass die „hotspots“ gar nicht so weit
weg sind.
Ein Wort noch zur Wäscherei: super, mit persönlicher Betreuung und
Profi-Maschinen, geht also alles schnell und gut und ein Spitzensupermarkt ist
auch gleich daneben – für die Essentials ist also gesorgt.
Strand gleich daneben und das "Spi"-Hotel |
Zunächst will ich mir den „Port Vell“, den alten Hafen ansehen, dazu
geht es am schönen Strand entlang, in Richtung auf die Seilbahn zu, die ich
gestern beim Einlaufen schon aus 20 Kilometern Entfernung gesehen habe, gleich
daneben ein Gebäude, das wie ein geblähter Spinnaker aussieht – ist einfach nur
ein Hotel. Habe ich auch schon vom Weiten gesehen.
Die Seilbahn führt über den alten Hafen, mir reicht der Blick von
unten.
Der Hafen ist überhaupt nicht alt, sondern topmodern – und die Schiffe
erst, die hier festgemacht haben und deren Besatzung Messing und sonstige teure Anbauteile putzt und pflegt.
Aufgefegter Meeresboden - lecker. |
Direkt neben Touristenlokalen - Wohngegend |
Port Vell |
Auf dem Weg zum Hafen komme ich durch einen Teil der Altstadt, ein
Restaurant neben dem anderen, alle mehr oder weniger voll, wenn kein
Restaurant, dann eine Bar oder Tapas-Bar.
Außerdem fällt auf, dass sehr viele junge Leute auf den Straßen zu
sehen sind – wegen Universitätsstadt, vielleicht – viele sind mit dem Skatebord
unterwegs, die Wege und Promenaden sind dazu ideal – das krasseste Beispiel war
das Mädchen im Miniröckchen, die sich auf ihren Board von einem gewaltigen
Dobermann ziehen ließ.
Leider zu schnell, um ein Foto zu machen.
Ansonsten jede Menge Jogger (ist ja kühler heute) und Leute, die
anscheinend Einiges von Körperkultur halten, Muskeln, Tätowierungen und die
Mädchen leicht bekleidet – (ist ja warm heute).
Kurz zusammengefasst, man latscht durch die Straßen und über die
Promenaden und hat immer was zu gucken.
Kirche mit Eintritt |
Die erste Sehenswürdigkeit, die mir nach dem alten Hafen in den Weg kommt, ist die Santa Maria Kirche, schön eingebaut in die Altstadt – ich beschließe, mal wieder eine Kirche von innen zu betreten.
Kirchplatz inder Altstadt |
Aber daraus wird nichts, denn der
Eintritt soll 7 €uro kosten – ich habe schon so viele Kirchen auf meiner Reise
von innen gesehen – ich investiere stattdessen in einen Cafe con leche und ein
Eis und bummele weiter durch die Altstadt.
Menschenmassen vor der Kathedrale |
Nächster Hotspot, gleich um die Ecke, die Kathedrale. Anscheinend ein
Treffpunkt für jede Menge Touristen, wieder viele Asiaten, die alles
fotografieren und Menschen aus aller Herren Länder. Vor der Kathedrale eine
Schlange, aha, hohe Nachfrage, das bedeutet geringer Preis.
Aber denk'ste, auch Eintritt, noch mehr – ich nehme lieber die
Atmosphäre auf und bummele weiter zum Universitätsviertel, durch
Geschäftsstraßen mit allen Läden, die man auch bei uns kennt und einigen mehr.
Barcelona, die Stadt von Desigual „Dääsiiigwuuuaal“, mindestens vier Läden –
alle voll, alle ziemlich dunkel und alle mit cooler Musik.
Däääsigwuuaaal |
joooo |
Für die Lauffaulen - auch Desigual |
Inzwischen ist es so spät, dass sich mein Magen meldet – und da gerade
das Hardrockcafe in Sicht kommt, kehre ich ein – gar nicht typisch, aber
irgendwie cool.
Davor und auf den breiten Geschäftsstraßen und besonders am Port Vell immer
wieder farbige Händler, die vor sich auf einer Art Bettlaken teure, garantiert
echte Handtaschen anbieten – all die Marken, die ich auch aus China kenne – am Bettlaken
ist an jeder Ecke eine Leine angebracht, die Enden der Leinen halten die Verkäufer
in der Hand.
Der Verkauf ist sicher illegal, wenn die Polizei kommt, wird mit Hilfe der Leinen aus der
Verkaufsfläche blitzschnell ein großer Sack, der über die Schulter geworfen
wird und ab geht’s zur nächsten Ecke.
Farbige (alle sehr schwarz) mit diesen riesigen Säcken sind in der
ganzen Stadt unterwegs.
Was ich nicht sehe – wie auch, tragen ja keine Berufsbezeichnung um den
Hals – sind die Taschendiebe, vor denen ich gewarnt wurde. Wie erkennt man die?
Sicherheitshalber hatte ich meine Kreditkarten im Boot versteckt – wenn
schon beklaut werden, dachte ich, dann wenigstens nur das wenige Bargeld, damit
die Reise weitergehen kann.
Naja, nix passiert, ich habe noch alles - und Hütchenspieler habe ich
auch nicht gesehen– vielleicht zu früh in der Saison?
Das Essen im Hardrockcafe war übrigens gut und teuer – und man darf nur
draußen sitzen, wenn man zu Essen und zu Trinken bestellt – Ergebnis, die
Plätze draußen, ganz schön gelegen, blieben zur Hälfte leer.Kein Wunder - die Konkurrenz ist groß.
und Neu |
Modern |
... und ein Papagei über der Strassenkreuzung |
Man merkt, Barcelona ist eine Großstadt, mit Motoradrennen auf den
Hauptstraßen, Anzugträgern, die ihrem Business nachgehen, genervten
Einheimischen wegen der vielen Touristen, Besichtigungsgruppen. All das ergibt
eine faszinierende Mischung, garniert mit schönem Wetter und eben leicht bekleideten
Mädchen.
Like.
Aber gegen Abend tun die Füße weh und ich freue mich auf meine
gemütlichen Sitze im Boot – der erste Tag war schon mal gut – eine Menge
gesehen und aufgenommen.
Am Tag zwei (17.6) steht dann doch eine Kirche auf dem Programm, die bekannte
Sagrada Familia, (frei übersetzt: Kirche der Heiligen Familie), Baumeister
Antoni Gaudi, bis heute unvollendet.
Der Baumeister ist schon 1926 umgekommen,
bei einem Straßenbahnunfall – und hat anscheinend viele seiner Bauideen und
Geheimnisse mit ins Grab genommen.
Aber egal, das ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Barcelonas –
muss also sein.
Als moderner Mensch gucke ich vorher ins Internet und finde den
Ratschlag, Eintrittskarten vorher online zu kaufen, um die langen Wartezeiten
zu vermeiden. Klar, mache ich.
Leider wird das der erste Fehlschlag des Tages, denn der Server ist
nicht zu erreichen – überlastet?
Muss also auch so gehen.
Von Olympiahafen etwa 45 Minuten zu Fuß, zwischen
durch komme ich in Versuchung, einen von den Sightseeing-Bussen zu nehmen –
lasse es dann aber doch - wie gesagt, ich gehe lieber zu Fuß durch fremde
Städte.
Den Weg verschönere ich mir aber doch mit einem leckeren Café con leche,
schade, dass es den bei uns zuhause nicht gibt – ein Genuss.
An der Sagrada angekommen sehe ich, das die Menschenströme, die sich
immer mehr auf meinen Weg konzentriert haben, alle dasselbe Ziel hatten wie ich
– die Sagrada.
Ich marschiere mutig zur Kasse und werde von einer Schlange gestoppt,
alle stehen an, Wartezeit 2 Stunden, wie auf Schildern zu lesen ist und mir
auch von den Aufsichten bestätigt wird.
Fehlschlag Nummer zwei.
Ich beschließe, es noch einmal online per Handy zu versuchen, denn der CQR-Code
am Eingang verheißt schnellen Zugang und keine Wartezeit, wenn man die Eintrittskarte online
kauft.
Was soll ich sagen – es wird Fehlschlag Nummer drei.
Jede Menge Touristen, die das merkwürdige Gebäude besichtigen wollen,
mich eingeschlossen, und die Sagrada Familie baut solche Hürden auf?
Ich gucke mir das Gebäude erst mal genau von außen an und bemerke – wie
bei "Finde den Fehler" – dass überall Baukräne um die Kirche stehen. Die waren auf den Fotos im
Internet alle wegretuschiert!
Außerdem finde ich die Architektur zwar irgendwie „strange“, aber
gefallen tut sie mir nicht.
Für mich irgendwie wie Disneyland, oder wie ein Architekt,
der den Verstand verloren hat und wilde Fantasiebauten errichtet –die Mischung aus
Neugothik, Modernisme und Moderne (habe ich nachgelesen…) gefällt mir nicht, Spritzbeton mit Gothik und Baukränen.
Aber jetzt kann man damit wahrscheinlich nicht mehr aufhören und jeder darf ein bisschen daran herum konstruieren. Ich zweifle, ob die Fertigstellung überhaupt ernsthaft angestrebt wird..
Nachdem ich das alles von außen auf mich habe einwirken lassen,
beschließe ich, meine Zeit sinnvoller zu nutzen – und in der Altstadt ein Bier
zu trinken.
Allerdings werde ich vielleicht auf dem Rückweg von Mallorca noch einmal
vorbeischauen und sehen, ob die Familie dann gnädiger ist und den segelnden Kulturbanausen
mit den kurzen Hosen und den ausgelatschten Segelschuhen doch noch empfängt.
Erstaunlich ist aber doch, dass ein Bauwerk, dass 1882 !!! begonnen
wurde und 2026 fertig sein soll (so der Plan !!!), eine derartige Anziehungskraft auf
den Tourismus hat.
Ich würde den Bauherren vom Berliner Großflughafen einmal empfehlen,
sich dieses Konzept genau anzusehen – man kann weit über 100 Jahre stetige Einnahmen
generieren, einen Publikumsmagneten schaffen und aus einem Monstrum eine
Attraktion machen.
An nicht funktionierender Software und fehlenden Bauplänen sollte es
doch in Berlin nicht scheitern – das ist doch alles schon vorhanden – also auf geht’s
– nur ein passender Name fehlt noch.
Die wahren Helden der Stadt |
Was machen eigentlich Messi und Neymar den ganzen Tag?
Sie laufen durch die Stadt – und zwar in rauen Mengen, ich sehe dauernd
die rot-blau gestreiften Trikots mit der Nummer 10 (Messi) und Nummer 11
(Neymar) – scheinen auch eine Attraktion zu sein.
Inzwischen meldet sich mein Flüssigkeitshaushalt mit der blinkenden
Warnlampe und so lasse ich mich vor der Santa Maria Kirche auf ein Bier in den
schattigen Stuhl sinken und gucke den Touristen, Einheimischen und
herumziehenden Akrobaten und Musikern zu.
Kultur darf nicht zu trocken sein |
Das ist unterhaltsam – und so wird aus einer eingeplanten halben Stunde
fast das Dreifache – Barcelona lebt und ich gucke zu.
Inzwischen kenne ich Barcelonas Wege ganz gut und finde – trotz zweitem
Bier – den Weg zum Hafen, vorbei an einigen wichtigen Punkten (Markthalle,
Picassomuseeum, Zoo, Triumphbogen …), direkt und schnell – noch im Supermarkt
für die lange Überfahrt nach Mallorca mit leckeren Sachen eingedeckt und dann
ausruhen und die Blase am Fuß untersuchen – zurück an Bord.
Vor der Markthalle, Schatten mit lila. |
Der Hafen – der Olympiahafen – ist übrigens gut, aber ein wenig
unpersönlich. Um mich herum liegen spanische Boote, die Besitzer sind meist
nicht an Bord.
Schöner war es in dieser Beziehung in Sète, wo es eine Gästebrücke gab, da hatte man
sich mehr zu erzählen (woher, wohin, warum, wieso, wie, wann …), weil man auf
viele Segler traf, die auch für längere Zeit unterwegs sind – von Langfahrtszene
zu sprechen, wäre aber auch wieder übertrieben – eher Langzeiturlauber.
Morgen geht es, trotz dreier Besichtigungsfehlschläge heute, weiter –
nach Mallorca.
Aber ich bin bestimmt nicht das letzte Mal in Barcelona gewesen – das nächste
Mal zu zweit, ich kenn' mich jetzt aus und kann den Touristguide geben. Ok Andrea?
Barcelona ist eine sehr schöne Stadt, i like this City. :-)
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