Heute (13.5.) ist
soviel passiert, eigentlich unerwartet. Man stellt sich doch eher vor, dass
Carsten und ich den ganzen Tag auf dem Boot ´rumsitzen, bisschen aufpassen, wo
der Kanal lang läuft – und ansonsten überlegen, was man als Nächstes isst oder
trinkt.
So ist es aber
nicht, so ist es vielleicht beim Segeln auf dem Meer, wo eine ganze Weile
Nichts passiert, wo keine Untiefen sind, keine Kurve, keine Schleusen, keine
Ortschaften, kein Treibholz und ich weiß nicht was noch „kein“ – denn ich
glaube nicht, dass ich alles schon mal erlebt habe, was so passieren kann.
Morgennebel in Revin |
Aber der Reihe
nach, nach dem Ablegen vom parkähnlich gepflegten Anleger von Revin, mit der
netten Hafenmeisterin mit dem französischen Wortschwall, galt es erst mal, den
fiesen Stein von gestern zu umschiffen – das ist uns gelungen, mit Herzklopfen
zwar, aber hat geklappt.
Wir dachten, das
reicht eigentlich als Aufregung für heute – weit gefehlt.
Zuerst die guten
Geschehnisse oder erst die Schlechten – na gut, fangen wir mit den Guten an.
Wetter
fantastisch, nach dem wunderschönen Morgennebel auf dem Fluss, beim Frühstück, brannte
die Sonne die restlichen Schwaden weg und wir führen bei angenehmen 20 – 25 Grad
weiter gen Süden.
Zur Steigerung der Spannung streue ich mal ein paar Bilder von unterwegs ein:
Zur Steigerung der Spannung streue ich mal ein paar Bilder von unterwegs ein:
Schönes Wetter - schöne Bäume - schöne Berge |
Im Märchenwald - per Boot |
Ein Pont, aber nich dÀvignon - der kommt noch. |
Verwunschene Landschaft. |
Da dudelt einer am Ufer auf seinem Sack. |
Gut war auch der
zweite Kaffee, die Kekse (also doch essen, trinken und faulenzen) – nööö, denn
die nächste Untiefe wartete schon auf uns, allerdings nur ein leichtes Abbremsen
und Geschlurfe über einen Matschbuckel – aber trotzdem, bei 1,50 Meter
Tiefgang! Mit mehr würde ich hier nie durchfahren.
Jetzt (abgesehen
davon, dass der ganze Tag eigentlich gut war) sind wir mit dem Guten schon
fertig. Denn n der 3 Schleuse (von 9 Schleusen heute) kam von hinten ein Urlauberboot
(Form: Ponton mit Wohnaufbau - hässlich aber ganz praktisch im Kanal) auf, mit
schäumender Bugwelle und zwängte sich hinter uns in die kleine Schleuse.
Schleusenkino!
Nur ein Festmacher,
nicht in der Bootsmitte, Ergebnis, diagonal in der Schleuse, machte den beiden
aber anscheinend nicht viel aus. Außer erfolglosem Leinengezerre und angestrengten
Gesichtern, war nicht viel zu bemerken.
Wir beschlossen,
den „Chaoten“ in der nächsten Schleuse den Vortritt zulassen und lieber alleine
zu schleusen –man weiß ja nie …
Klappte auch, aber
in der übernächsten waren wir wieder ´dran, an „le Cheval Bayard“, sie hatten auf
einen Talfahrer warten müssen. Diesmal lagen sie vor uns, eine Leine, diesmal
am Heck, dasselbe Theater, OmG.
Nächste Schleuse,
wir wieder alleine, weil wir sie in der Mittagspause überholt hatten. So dachten
wir.
Wir kommen zur
Schleuse, drücken die Fernbedienung, rot-grün geht an, alles gut. Dann,
rot-rot, gar nicht gut, denn das bedeutet „Schleuse außer Betrieb“.
Ratlosigkeit,
nochmal drücken, wieder dasselbe.
Also mit dem
Handy die VNF (Kanalverwaltung) anrufen und die Störung melden, damit es
weitergehen kann. In meiner Verwirrtheit, habe ich die falsche Schleuse
angegeben – man kommt ja auch kaum nach mit dem Schleusen-Zählen! Aber die Dame
von der VNF fragte nach dem Bootsnamen, verabschiedete sich – und 30 Minuten
später fuhr ein Lieferwagen mit der Aufschrift „Plongeur“ zur Schleuse, 2
Taucher stiegen aus und fingen an irgendetwas zu regeln.
Diese schnelle
Reaktion der VNF gehört natürlich unter die Rubrik des „Guten“, aber ich will
ja auch der Reihe nach erzählen.
Während der
Wartezeit drehten wir langsame Kreise vor der Schleuse – Anleger gab es nicht –
und siehe da, hatten 2 weitere Grundberührungen. Wegen des geringen Tempos halb
so wild, aber das gibt doch zu denken und schärft die Aufmerksamkeit (immer auf´s
Echolot gucken!) – und vertreibt auf einen Art eventuell aufkommende Selbstsicherheit,
auf die ich verzichten könnte.
Nach etwa einer ¾ Stunde Wartezeit ging das grüne Licht an, wir führen in die Schleuse und sahen bei einem Blick über die Schulter „le Cheval Bayard“ mit Schaum vor dem Bug auf die Schleuse zu jagen – wieder die!
Der negative Höhepunkt des Tages kam dann, als die Schleuse oben angekommen war und die Tore öffnete, wir lagen vorne, Cheval hinter uns (klar, diagonal) –wir hatten die Leinen gerade los, als die „Idiotas“, wie ich sie anschrie, mit Vollgas auf unser Heck zurasten – zum Glück nur eine leichte Berührung, wegen der Kundschaft, die diese Boote mietet, sind sie rundherum gut gepolstert.
Stinksauer haben
wir die Franzosen noch eine Weile beschimpf, noch lieber wäre ich mit dem
Boothaken auf sie losgegangen – bis sie uns dann mit Vollgas wieder überholten.
Sie winkten
(peinlich berührt?), wir winkten nicht und straften sie mit eiskalter
Nichtachtung.
Soweit der abwechslungsreiche 28. Tag meiner Reise – immer was Neues – auf Manches könnte ich verzichten.
Ein Liegeplatz, wo eigentlich keiner ist, lange Leinen! |
Wir haben heute Nacht
den verrücktesten Liegeplatz ever, direkt vor der Schleuse, an einem Festmacher
für die Großen, mit 2 Springs und 2 Landleinen, wild romantisch,ein Kuckuck ruf kuckkuck ... – zählt auch
wieder zum Guten.
Ein Tag – ja, ein Tag, wie er eigentlich sein soll – Hochs und Tiefs, am Ende alles gut.
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