Ich mag schon gar
nicht mehr schreiben, wie beeindruckend die Landschaft hier ist – deshalb lasse
ich es heute auch einmal - aber auch so wird es nicht langweilig, sogar aufregender als mir lieb sein kann.
Wir sind
tatsächlich fast um 9:00 Uhr losgekommen, trotz Croissant und Baguette, frisch vom
Bäcker.
Dabei kam noch das Glück dazu, dass es an Mardi (also heute Dienstag, 12.5.) 2 Baguettes für den Preis von einem gab.
Gleich kam die
erste Schleuse in Sicht, routiniert die Fernbedienung gezückt und los kann’s gehen.
Unterwegs kamen uns heute zwei (so viele!) Frachter entgegen, bei denen wir rätselten, wie die wohl in die kleinen Schleusen passten. Aber irgendwie muss es wohl doch gehen. Ob die die Bordwände mit Vaseline einschmieren,
konnten wir nicht feststellen – ich würde es
machen, denn es ist kaum zu glauben,
Ein "Schleus-chen" |
Blaue hoch, geht los - Rote runter, STOPP, au secures! |
Meistens wird auch noch gebimmelt, wenn's los geht. |
Sind ´drin, blaue Stange hoch, Tor geht zu. |
In einer Schleuse
(ich weiß nicht mehr welche von den heutigen fünf), wurden wir hinter einer der
berühmt berüchtigten Peniche’s geschleust, es war eng aber es ging.
Vor der nächsten
Schleuse ließ uns der Penichen-Kaptän ziehen, ihm war es wohl auch etwas zu
eng.
Als unser heutiges Ziel kristallisierte sich dann immer mehr Revin heraus, nach nur 17 Meilen. Aber mehr war nicht zu schaffen, wegen Gegenstrom von um die 2 Knoten und immerhin 5 Schleusen.
Wir rechneten mit
einer Ankunftszeit von etwa 15:00 Uhr, auch mal schön, relativ früh im Hafen zu
sein.
Vorher lag noch
der zweite Tunnel der bisherigen Reise auf dem Weg, direkt vor Revin – wieder etwas
unheimlich, aber kein Problem.
I
In den Yachthafen von Revin kommt man dann, indem man nach dem Tunnel wieder stromabwärts fährt, zurück in die Flussschleife, die der Tunnel umgangen hatte, nur etwa einen Kilometer – schön, endlich mal stromab, wenn auch nur kurz.
In den Yachthafen von Revin kommt man dann, indem man nach dem Tunnel wieder stromabwärts fährt, zurück in die Flussschleife, die der Tunnel umgangen hatte, nur etwa einen Kilometer – schön, endlich mal stromab, wenn auch nur kurz.
Amazonas oder Frankreich? |
Da wohnt - glaube ich - die Adams Family. |
Solche Brocken passen in die Schleusen, kohm zu globen. |
2. Tunnel in Frankreich |
Also plötzlich über 6 Knoten auf dem Log, Wassertiefe 2 Meter und mehr, Mitte der Fahrrinne, Hafen schon fast in Sicht – und es passierte trotzdem.
Ein Rumms durch das ganze Schiff, wir hatten einen Stein getroffen!
Einen Stein, der
hier natürlich nicht liegen dürfte, bei garantierten 1,80 Metern und
angezeigten 2 Metern und mehr, plus des 80 cm Sicherheitsreserve der
Tiefenmessereinstellung.
Es war wirklich ein gewaltiger Rumms, der Schreck saß nicht nur in allen Gliedern, sondern im ganzen Körper und darüber hinaus.
Im Hafen
angelangt sprachen wir mit einem netten Holländer über den Schreck, der sagte,
dass hier in den Flüssen alles liegen könnte – sogar die eigene Schwiegermutter.
Na, da bin ich sicher,
dass wir sie nicht getroffen haben, denn Marianne ist wohlbehalten in Flensburg
und kocht am Wochenende für die Familie Spargel, oder?
Im Hafen dann
Schadensanalyse – und hier kommt Schiffsingenieur Carsten ins Spiel. Neben seiner Erfahrung als
Schiffsingenieur ist er so etwas wie ein Prüfer für technische Anlagen auf Schiffen,
die Einhaltung von Bauvorschriften auf Werften und auch für
Schadensfeststellung, Arbeitgeber DNV GL.
Also der richtige
Mann am richtigen Ort.
Und –toll – er hatte
auch keine Hemmungen, mit meinem Neoprenanzug und Taucherbrille ins 16 Grad „warme“
und trübe Flusswasser zu steigen und Kiel und Ruder zu begutachten.
Ein Ingenieur als
Held, ich bin dankbar.
Seine Ergebnisse:
Kein Schaden zu erkennen, am Ruder fehlt eventuell etwas Spachtelmasse (die ich
zwecks Regattaoptimierung an der Abrisskante verarbeitet hatte).
Im Inneren, alle
Kielbolzen trocken, kein Schaden feststellbar. Später beim Vorbereiten des
Abendbrotes musste ich feststellen, dass ein Ei in der Packung in der Kühlbox leck
geschlagen war – davon?
Oder vielleicht
auch von unvorsichtigen Einpacken - wer
weiß.
Ja, was soll man
da sagen – ausgerechnet, wenn wir mal Speed ´draufhaben, liegt ein Stein im Weg.
Ich dachte und
hoffe auch, dass aus der Rubrik „shit happens“ nun nichts mehr zu berichten ist
– aber zu vermeiden war das nicht- es war einfach Pech, zum Glück ohne
wirkliche Folgen.
Vor der Reise war
mir schon klar, dass so ein Abenteuer eventuell nicht ohne irgendwelche unvorhergesehenen
Geschehnisse durchlebt werden würde – aber so ein Rumms, Mist.
Naja, inzwischen
habe ich mich beruhigt und sehe dem weiteren Verlauf optimistisch entgegen –
immerhin ist mein persönlicher Schiffsingenieur noch ein paar Tage an Bord.
Später soll die
Strecke dann etwas tiefer (Wassertiefe gemeint) werden, also ein Risiko
weniger.
Noch ein Wort zu
Revin und seinem Hafen – romantisch, sehr gepflegt, alles was man braucht, Liegegebühr
inclusive Strom 7,80 Euro (gestern in Vireux stolze 8,00 Euro).
Abendstimmung im Hafen von Revin, wieder beruhigt. |
Festmachen im Park |
Der Grill sieht neu aus, wie alles hier - schön. |
In unmittelbarer
Hafennähe ein Lidl und andere Geschäfte, Münzwaschmaschinen mit Trockner und
eine Dieseltankstelle, per Kanister wurde nachgetankt.
Also sehr zu
empfehlen, nur dass ich das schöne Ambiente zu Beginn nicht recht genießen
konnte.
Die
Dieseltankstelle funktioniert mit Kreditkarte, was ich zuerst nicht so richtig
kapiert habe, wegen der automatischen Ansagen in schnellem Französisch.
Neben mit hielten
dann 4 Halbwüchsige im Golf GTI (oder so) , die fragten ob sie mit meiner
Kreditkarte tanken könnten, gegen Bargeld, weil sie ihre Karte vergessen hatten
– ich antwortete, „la carte ´ne marche pas“, was so viel heißt, wie „die
Kreditkarte marschiert nicht aus meinen Händen in eure!“
Und siehe da,
einer der Vier hatte doch eine Kreditkarte, ich konnte beobachten wie es geht
(comme ca marche) – und dann selbst meine 3 Kanister mit 25 Litern Gasoline
(das ist Diesel) füllen.
Der Weiterreise
steht also nichts mehr im Wege – nur der Stein, da müssen wir wieder vorbei –
aber gaaaaanz langsam, höchstens ein Viertel Knoten – und vielleicht ist er ja
weg, dieser Schwiegermutter-Phantomstein.
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