Freitag, 7. August 2015

Die Mosel - Frankreich - Luxemburg - Schlaaaand, 115. Tag




Nach einer ruhigen, etwas weinseeligen Nacht im Hafen von Toul (immerhin gab es ja die Überwindung des Canal de Vosges zu feiern), geht es erst um 9:00 Uhr los, denn vorher macht die erste der 3 kleinen Schleusen, die hinunter zur Mosel führen, nicht auf.
 
Abends im Hafen,tropisch warm ...

Direkt im Hafenbecken stelle ich mich vor die Schleuse, ein Engländer war schneller und wartet schon.
Aber hinter uns kommt noch ein unfreundlicher Franzose und drängelt ein bisschen – muss leider die nächste Schleusung abwarten – denn mehr als 2 Boote passen nicht hinein.

Alle drei Schleusen und zwischen ´drin eine kleine Drehbrücke liegen um 9:45 Uhr im Kielwasser, die Mosel fließt kaum, es geht mit gut 5 Knoten nach Norden.
 

... aber der Rosé, aus der Provence (bisher der Beste),
ist gekühlt

Warten vor der 1. Schleuse, noch im Hafenbecken,
am "Morgen danach".


In der ersten Moselschleuse (von heute insgesamt 8 Schleusen) müssen der Engländer und ich warten – auf wen wohl? 

Ja, der drängelnde Franzosen hat aufgeschlossen und dazu kommt noch ein geklinkertes Holzmotorboot, wie ich später beim Schleusen-Smaltalk erfahre aus Schlutup bei Lübeck.






Wir vier werden bis zum Zielhafen zusammen geschleust, das ist gut, denn so muss man nicht warten, bei vier Booten wird sofort geschleust – wenn keine Berufsschifffahrt dazwischenkommt.

Da ich das langsamste Boot fahre (gebe mir ja alle Mühe, aber mehr als 5,6 Knoten sind unökonomisch), müssen die anderen drei immer auf mich warten – der Franzosen gibt ordentlich Gas und hat dann in der Schleuse ordentlich Pause.

Die Mosel – soll ja so schön sein. Ist sie auch – besonders das Fahren ist stressfrei, es fährt sich einfach gut, immer tief genug, schöne Landschaft, gepflegte und vom Personal gut bediente Schleusen – also alles gut.
 
Schöne Mosel - es fehlt ein bisschen der Nervenkitzel - aber eigentlich hatte ich genug davon.


Aber irgendetwas fehlt mir – ich grüble, warum mich die Mosel nicht „packt“, so wie mich die anderen Strecken fasziniert haben.
Der Canal de Rhone a Sète mit seinem tropischen Flair, die Rhone mit ihrer gezähmten Macht, die liebliche Saône und der wunderschöne aber auf dem Rückweg stressige Canal de Vosges.
Irgendetwas fehlt, die Angler, die Reiher, die wilde Natur, die Anspannung, ob auch alles gut geht?


Ich weiß es nicht so recht, kurz vor dem Zielhafen, tauchen dann am Ufer wieder die Angler auf – na also – etwas von der Quer-durch-Europa-Kanalfahrer-Stimmung ist sofort wieder da.
Aber bisher ist die Mosel eher so eine zahme Strecke, die man mag, weil sie einfach ist – aber die einen nicht „umhaut“.
Gut, dass ich die anderen Strecken auch in meinem Erinnerungsschatzkasten habe.

Zwischendurch denke ich noch kurz an die Alternative „LKW-Transport“, die sich ja zum Glück als nicht nötig erwiesen hat, einer der drei von mir angeschriebenen Spezialspediteure hatte nämlich geantwortet, hier die Mails (netter Kontakt, Spedition Keller ist zu empfehlen).

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Am 02.08.2015 um 11:02 schrieb Rainer Keller:
Sehr geehrter Herr Pipke,
wir hätten ein Fahrzeug welches von Spanien kommt und in Lyon ein Boot laden muss.
Nun könnten wir Sie noch dazwischen schieben und ihr Boot in Port sur Saone laden, in Toul wieder abladen, was mit An und Abfahrten ein Tag Arbeit wäre.

Mit den Genehmigungen und den zusätzlichen gefahrenen Km müssten wir Ihnen 950 Euro netto verrechnen wenn Sie damit leben können melden Sie sich.
Bedenken Sie es kommt noch zweimal Kran hinzu.
 mit freundlichen Grüßen
Rainer Keller
 Rainer Keller Transporte
Kreuzweg 2
97450 Büchold
Von: Gerhard Pipke [mailto:gerhard@pipke.net]
Gesendet: Donnerstag, 6. August 2015 07:46
An: Rainer Keller
Betreff: Re: Kontakt
Sehr geehrter Herr Keller,
vielen Dank für das Angebot, aber ich habe es doch auf eigenem Kiel durch den Canal geschafft - und benötige Ihre Hilfe nicht mehr.

Ich hätte sonst ihr Angebot angenommen, vielen Dank dafür.
Meine späte Antwort bitte ich zu entschuldigen, unterwegs hatte ich kein Internet.

Mit freundlichen Grüßen

G. Pipke
Am 6.8.2015 schrieb Alexander Keller:
Guten Morgen Herr Pipke,

danke für die Antwort, wenn auch nichts draus geworden ist.
Wünsche Ihnen weiterhin eine Hand voll Wasser unterm Kiel

Mit feundlichen Grüßen
Keller Alexander
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

950.—gespart, das war der Stress wert, Krangebühren bestimmt auch noch einmal 300.--, und das auch noch bei der bissigen Valerie im Hafen Port sur Saone – ich habe richtig Glück gehabt.

Aber heute die stressfreie Mosel – trotzdem habe ich um 17:00 Uhr genug davon, denn der nächste Hafen wäre noch mindestens 3 Stunden entfernt.
Also rechts abgebogen und in den schönen Hafen von Pont-à-Mousson eingelaufen, 12 Euro alles inclusive – da kann man bleiben.


It 's hot out here for a bitch


Im Hafen steht allerdings die Hitze, die Wartezeit in der Capitainerie verbringe ich vor der mobilen Klimaanlage, danach zurück in das auf 38,2 Grad aufgeheizte Boot.
 
Hitzewelle, auch in Deutschland (dem ich schon ziemlich nahe bin) wie ich in den Nachrichten höre.

 
Blick auf die Hafenausfahrt und die Mosel







Ich schätze, ich muss noch einmal die Schlingpflanzen vom Ruder entfernen – und ins kühle Nass tauchen – Badespaß mit Bootspflege.







Morgen geht es weiter Richtung Deutschland, wenn ich Glück mit den Schleusen habe, werde ich es bis zum Teil der Mosel schaffen, der die Grenze zwischen Luxemburg und Deutschland bildet – und an Schengen vorbeikommen.
Namensgeber für das Abkommen, dass Europäern und Anderen mit "Schengen-Visum" freien Grenzverkehr zusichert – ich habe das weidlich ausgenutzt auf meiner Tour, quer durch die europäische Union – auch Glück.

Wenn das Glück „wirklich mit die Doofen ist“, muss ich ganz schön blöd sein.

Mittwoch, 5. August 2015

Canal de Vosges, adé. Bonjour la Moselle und ein kleines Fazit, 113. und 114.Tag




Heute gilt es: 
Sieht so harmlos aus


Komme ich durch – oder hält mich irgend etwas auf – wie zum Beispiel „écluse en panne“ oder ein anderer, der mit mir schleust, oder das flache Wasser oder oder oder...

Ich habe am 5.8. etwa 40 Kilometer vor mir, dazu kommen 15 Schleusen.





 Die Abfahrt von meinem Waldparkplatz verläuft unspektakulär, allerdings weiß ich,dass ich so schnell nicht wieder an so einer Stelle übernachten werde. Irgendwie schade, denn es hat seinen Reiz – vorausgesetzt, die Vorräte sind aufgefüllt und die Batterien geladen.
 
Bei den Bäumen die Mosel, als Flüsschen


Also los, 9:05 Uhr in der Schleuse und es folgen die nächsten und letzten Schleusen des Canal de Vosges.
Zwischendurch kann ich die Fahrt genießen, denn die Landschaft verzaubert mich auch auf der Rücktour – allerdings gibt es zwischendurch auch Streckenabschnitte, wo der Genuss starkgetrübt ist – durch die Wassertiefe.




 Das Echolot zeigt gerade einmal noch 1,60 oder 1,70 Meter an, also gerade noch 10 -20 Zentimeter Wasser unter dem Kiel – Handbreit reicht ja,nicht? – da kann ich eine gewisse Nervosität nichtabschütteln.
In jeder Schleuse achte ich darauf, wie tief es hinunter geht und beim ‘Rausfahren gilt der erste Blick den Ufern, denn daran sieht man sofort, wie viel Wasser in diesem Abschnitt steht.
Merkwürdigerweise ist es auch hier ganz unterschiedlich zwischen den Schleusen, mal beängstigend flach, dann wieder läuft der Kanal fast über.

Eins weiß ich sicher, hier würde ich nie mit einem Schiffdurchfahren, dass mehr Tiefgang als 1,50 Meter hat – die offizielle Grenze der VNF ist zwar 1,80, aber das nur bei Normalwasserstand.
In diesem Jahr war es besonders trocken, es hat seit ich unterwegs bin fast überhaupt nicht geregnet.
Mag sein, dass es ein besonderes Jahr ist – aber irgendetwas ist in jedem Jahr besonders.
Die letzte Schleuse im Canal, Blick zurück ..


... und Blick voraus

Besonders schlimm (flach)war es vor der Brücke über die Mosel – ich bin dort nur 2 Knoten gefahren, um nicht so schlimm aufzusetzen, es blieb dann auch bei einigen Schlick- und Sandrutschern.
Blick zurück auf den Canal de Vosges, Abschied ..







Dann endlich, die letzte Schleuse des Kanals und freie Fahrt auf der Mosel.
Es ist, also ob man aus einem kleinen, romantischen Einzimmerappartement in eine komfortable Villa zieht – alles ist groß, es passt und es gibt keine Einschränkungen mehr.
Dazu die Abstimmung der 4 großen Moselschleusen auf die kleine Allegro, immer wenn ich um die letzte Flussbiegung fuhr, sprang die Schleusenampelauf grün – so soll es sein.





Erleichterung, in der Mosel zu sein, ist gar kein passender Ausdruck für meine Gefühlslage – mehrere Steine purzeln – in die Mosel, ist ja tief genug.
Dazu ist die Mosel noch schön, am Ufer gepflegtere Anlagen, als zum Teil im Kanal – eben die Villa und nicht die enge „Bude“.







Durch die erste Moselschleuse - schon durch


Doch, ganz so einfach sollte es dann doch nicht sein – eine Prüfung für Schiff und Skipper stand mir noch bevor, mit der ich nicht gerechnet hatte.
Kurz vor Toul werden die Wege von Berufsschifffahrt und Freizeitschifffahrt getrennt, die „plaisanciers“ müssen in einen Teil des Canals de la Meuse.





Alles wird wieder weit und groß


Na und? Dachte ich als ich das auf der Karte gesehen habe.
Und nu? Dachte ich, als ich vor dem Abzweig die angezeigte Tiefe sah: 1,60 Meter.








Schöne Mosel

Augen zu und durch ist die Devise.
Die Tiefe war dann auch ganz ok, keine Aufsetzer – aber das Problem war die Verkrautung.
Teilweise fuhren wir wie durch Spinatsuppe, aber Blattspinat und nicht die Suppe mit dem „blubb“ – kurz vor der Schleuse Toul hatte sich so viel Gemüse um das Ruder und/oder die Schraube gewickelt, dass ich kaum noch in die Schleusenkammer fahren konnte, bei über 2000 U/min kamen wir gerade auf 1 – 2 Knoten.

Wald bis an 's Ufer
Nach der Schleuse war es dann tiefer und freier, ich bin ein wenig rückwärts gefahren, bin Schlangenlinien gefahren – es wurde etwas besser.
Der Kanal-Poseidon hat mir also noch einmal gezeigt, dass man sich nicht zu früh freuen soll, aber auch, wie froh ich über mein Glück seine kann, dort relativ sauber durchgekommen zu sein.





Um nach Toul zu kommen, gibt es noch 3 Schleusen auf knapp 2 Kilometern, wieder bergauf, denn Toul liegt oberhalb der Mosel – es ist ein kurzes Stück des Canal de la Marne au Rhin.

Schleuse, Wasser ist auch noch `drin


Und wieder konnte ich mich freuen, denn dieser Kanal hätte zu meinem eventuell nötigen Umweg gehört (wenn ich in Corre hängen geblieben wäre) – und ich war heilfroh, dass mir das erspart geblieben ist. 




Die Schleusentore hängen voll mit "Salat"




Die drei Schleusen, ich würde sagen: baufällig, und total verkrautet- davon etwa 100 auf etwa 150 Kilometern – ist mir erspart geblieben – danke Kanal-Poseidon.

In Toul dann der bekannte Hafen, mit allen Versorgungseinrichtungen, Internet (gut) und einem netten Hafenmeister – hier bleibe ich einen Tag, um die Vorräte aufzufüllen, den Motor mal wieder zu checken, und den Blog zu aktualisieren –und um mich ein wenig von dem Kanalstress zu erholen.

 
Denn ab jetzt ist es immer tief genug – mal sehen, welche anderen Herausforderungen Mosel und Rhein für mich parat haben.

Die Kanäle sind absolviert, Zeit für eine kleine Zusammenfassung – ein Kanalfazit sozusagen:

1.  Canal du Rhone à Sète:
Fahrtzeit (Sète - St. Gilles) 1 Tag.
Häfen unterwegs einige, am günstigsten gelegen Guerican oder St. Gilles.
St. Gilles etwas gruselig, Canal überall mindestens 2 Meter tief.
Hafen von Sète (Tür zum Mittelmeer) ist sehr schön, die Stadt hat mich
begeistert.

2.  Die Rhône:
Fahrtzeit (St. Gilles – Lyon) 5 Tage.
Breit, tief und mächtig, ich hatte wohl Glück, weil mir der Mistral erspart geblieben ist. Die Strömung war für mich gut zu meistern, ebenfalls die großen Schleusen, alle mit Schwimmpollern. (Bis auf die Sache mit dem Bettenschiff vor mir).
Häfen: Alle super, in der Reihenfolge: Avignon, Valence, Roche-de-Condrieu, Lyon.
Zwischen Avignon und Valence war eine Übernachtung vor der Schleuse Châteauneuf nötig, Alternative wäre eventuell der Flussarm Ardoise, mit einem urigen, tiefen und guten Hafen am Ende.
Valence ist bei der Einfahrt sehr flach (Schlammbuckel), danach die ersten beiden Stege ok. Avignon ist toll, mein Favorit – muss man gesehen haben. Roche, sehr gut in jeder Beziehung und Lyon ist auch auf jeden Fall einen Aufenthalt wert.

3.  Die Saône:
Fahrtzeit (Lyon – Corre) 5 Tage.
Lieblich und wenig Strömung, tief genug in der Mitte, teilweise nervig wegen der vielen Ausflugsboote. Schleusen mit Selbstbedienung (Stange hängt über dem Fluss).
Alle Häfen haben mir sehr gefallen:
Macôn, Chalon sur Saône, St. Jean de Losne, St. Martin (vor Gray), Savoyeux, Fouchéchur und Corre.
Macôn, groß, modern und leer, abseits der Stadt, freuen sich über jeden Gast.
Chalon sur Saône, oft voll, aber super mit toller Stadt und Carrefour um die Ecke.
St. Jean de Losne, nur am Anfang bei der Blanchart Werft tief genug, aber gute Versorgung, einziger Bootszubehörladen an der Saône, sehr nett.
St. Martin (Anleger mit Strom , umsonst) und „Geheimtipp“ –vor Gray, Gray ist zu flach.
Savoyeux, sehr gut, alles vorhanden, nette Leute.
Port-de-Saône habe ich auf der Rückfahrt ausgelassen, Hafen ist ok, aber die Betreiberin (heißt glaube ich Valerie) hat mich durch ihre schlechte Laune abgeschreckt.
Fouchéchur, uriger, sehr kleiner Hafen mit aktivem Hafenmeister, teilweise flach, aber der „Capitain“ weist ein.
Corre, ein „Muß“, letzer Hafen der Saône, alles vorhanden, sehr nette Betreiber (Schweizer) und viele Dauerlieger aus der Schweiz. Hafen tief genug, trotz Schild am Eingang mit 1,60.

4.  Canal de Vosges:
Fahrtzeit (Corre – Toul) 5 Tage.
In diesem tollen (aber leider im späteren Sommer oft sehr flachen) Kanal gibt es wenige „richtige“ Häfen, es empfiehlt sich, vorher einzukaufen und Übernachtungen „im Wald“ einzuplanen. Es gibt viele Anleger, meist ohne jede Versorgung – aber es ist toll dort zu übernachten.
Häfen:
Fontanoy-le-Château, alles vorhanden, Bäcker und Laden im Ort.
Girancourt, Anleger ohne Versorgung, aber sehr gutem Supermarkt in 200 Metern Entfernung, Scheitelhalterung nah, Anleger zwischen Schleuse 1 und 2.
Charmes, alles vorhanden, etwas ungepflegt, eher für Wohnmobile ausgelegt.
Richardmenil, nur Strom und Wasser, nett.
Übernachtungsplätze ab 16:00 Uhr suchen (spätestens) oder Schleusenpersonal fragen, was zu erreichen ist. Sogar auf der Schleusentreppe von Golbey, zwischen 7 und 8 gibt es einen Platz, vor Schleuse 8 unterhalb Girancourt auch nett, es gibt viele Plätze, es ist auch möglich, einfach an einem Baum festzumachen, aber auf die Tiefe achten.

Am Ende (schon 25 Kilometer Mosel vorher) kommt mit Toul ein ganz nettes Städtchen und ein prima Hafen.
Ab hier dann in den Canal de l’Est (Richtung Norden, Belgien) oder weiter auf der Mosel zum Rhein.

Meine Fahrtzeiten sind auf den einsamen Kanalskipper ausgelegt, ich war oft lieber unterwegs, als alleine im Hafen zu sitzen – die Zeiten sind also ziemlich ambitioniert – auch begünstigt durch das gute Wetter, ohne Zwangspausen z.B. durch Mistral in der Rhône.

In Canal de Vosges habe ich von vier Übernachtungen drei an einem Anleger ohne Versorgung (also im „Wald“) verbracht – sollte man unbedingt machen.


Hafen von Toul, Stadt etwas heruntergekommen, Hafen prima
  
Heute (6.8.) steht Versorgung von Boot und Skipper auf dem Programm, die Wäsche ist gewaschen, Einkäufe erledigt, Dieselvorräte aufgefüllt, Motor (Öl, Filter usw.) überprüft – vielleicht tauche ich im Hafen (sieht von oben aus wie ein Aquarium) nochmal, um zu prüfen, ob Ruder und Propeller wieder vom Spinat befreit sind – mal sehen, ob ich mich überwinden kann.



Warm genug ist es, 36 Grad im Schatten.

Aquarium unter dem Boot
Große Wäsche - erledigt



Und ein bisschen Kultur war auch noch ...



Morgen geht’s dann pünktlich um 9:00 Uhr zur 1. Schleuse – und dann zur Mosel hinunter …




Dienstag, 4. August 2015

Schleusenmarathon 3. Teil, aber nicht sommerlich, 112. Tag



Nach einem wunderschönen Abend am Anleger von Chavelot (wunderschön, weil schönes Wetter, schönes Licht, schöner Platz, schöner Wein …), geht es heute (4.8.) wie immer um kurz vor 9:00 Uhr los, um keine Zeit zu verschenken.
Pünktlich um 9:05 Uhr (französische Pünktlichkeit) reagiert die Schleuse auf mein Signal per Fernbedienung (alle Schleusen von Corre bis kurz vor Toul sind per Fernbedienung zu steuern).

Diese paar Minuten Wartezeit haben gereicht, um mich komplett zu durchnässen, denn es schüttet wie aus Eimern, aber der Regen ist warm.
Die Regenbekleidung hat auch schon bessere Tage gesehen (normalerweise gehe ich gar nicht `raus bei so einem Wetter) – aber da muss ich jetzt durch.
Sieht verlockend aus, oder?
Um 17:00 hat man nicht mehr die Wahl, also stop


Bis etwa 15:00 Uhr bleibt es so, danach kommt die Sonne wieder `raus und ich kann mich an der Landschaft und dem romantischen Kanal freuen – vorher ging das nicht so recht, weil ich dauernd Wasser im Kragen, an den Beinen, am Rücken und natürlich auf dem Haupthaar hatte.
100 Meter vor der Schleuse, beinahe tief genug,
aber wer will schon an Land?

Keiner hinter mir, um mich herum nur Natur



Das muss jetzt aussehen … und rasieren ist auch erst in Toul geplant.

Das Schleusen klappt  - bis auf die Dusche von oben – prima, keine Verfolger in Sicht (fliegender Holländer) – nur mit der Wassertiefe ist es noch nicht so, wie ich mir das wünschen würde.

Selfie mit Mosel im Hintergrund

Trockenzeit

Das Echolot ist mein Haupt-Augen-Kontakt, besonders, wenn ein Zufluss von der Seite kommt oder nach einer Schleuse, dann, heißt es aufpassen.
Ich fahre weite Strecken über eine angezeigte Tiefe von 1,70 Metern und ein Schleusenwärter unterwegs tut noch ein Übriges, um mich nervös zu machen, indem er sagt, eigentlich sei der Canal de Vosges nur für 1,40 zugelassen (ich habe 1,50) – aber fügt er hinzu, „restez au milleu,  et allez doucement“ – wie beruhigend.



Ein paar Aufsetzer kommen natürlich vor – aber nicht sehr fest, meistens Schlamm.

Nach dem Verlassen der "Region de Vosges" (man merkt das auch daran, dass die Schleusen anders aufgebaut sind) in der "Region de Moselle Irgendwas", ist plötzlich jede Menge Wasser unter dem Kiel.
Socken (naß) mit Mosel im Hintergund (nicht schiffbar)


An vielen Stellen fließt es sogar ab, in die nebenan verlaufende (noch als Bach zu bezeichnende) Mosel. Könnte man das nicht vielleicht irgendwie ausgleiben - Frankreich ist doch ein Zentralstaat - oder regiert hier statt wie bei uns der Föderalismus, der Regionalismus?  
Ich glaube fast.




Irgendwann gegen 17:00 Uhr finde ich, dass es Zeit wird, einen Platz für die Nacht zu suchen – gar nicht so einfach, denn einen Hafen gibt es erst in unerreichbaren 15 Kilometern, mit 6 Schleusen.


Aber, der Canal hat ein Einsehen mit dem eingeweichten Skipper und zeigt auf rechten Seite ein blaues Parkplatzschild, im Gras ein Festmacher und noch einer 100 Meter weiter.
Das ist die Stelle, später sehe ich, dass weiter unten noch ein besserer Platz gewesen wäre –wenn denn das Handbuch stimmt, was beileibe nicht immer der Fall ist.

Aber besser der Spatz in der … also besser am Waldparkplatz angelegt als den vermeintlich besseren Anleger nicht erreicht.

Dies ist der dritte aufeinander folgende Platz ohne Strom, Dusche und diese Dinge, die immer maßlos überschätzt werden.
Dafür bin ich recht weit gekommen und werde wohl morgen Toul erreichen, wo es all die Errungenschaften der Zivilisation im Übermaß gibt.

Zur Einstimmung darauf gibt es heute Abend schon mal ein Gläschen Rosé Côte de Toul – hoffentlich nicht voreilig.

Statistik: (Acht Stunden unterwegs,  ~ 26 Kilometer, 21 Schleusen, nasse Socken, nasse Hose, 2 nasse Jacken, gegen 20:00 Uhr noch (wieder) 25 Grad) - bin zufrieden.