Dienstag, 4. August 2015

Schleusenmarathon 3. Teil, aber nicht sommerlich, 112. Tag



Nach einem wunderschönen Abend am Anleger von Chavelot (wunderschön, weil schönes Wetter, schönes Licht, schöner Platz, schöner Wein …), geht es heute (4.8.) wie immer um kurz vor 9:00 Uhr los, um keine Zeit zu verschenken.
Pünktlich um 9:05 Uhr (französische Pünktlichkeit) reagiert die Schleuse auf mein Signal per Fernbedienung (alle Schleusen von Corre bis kurz vor Toul sind per Fernbedienung zu steuern).

Diese paar Minuten Wartezeit haben gereicht, um mich komplett zu durchnässen, denn es schüttet wie aus Eimern, aber der Regen ist warm.
Die Regenbekleidung hat auch schon bessere Tage gesehen (normalerweise gehe ich gar nicht `raus bei so einem Wetter) – aber da muss ich jetzt durch.
Sieht verlockend aus, oder?
Um 17:00 hat man nicht mehr die Wahl, also stop


Bis etwa 15:00 Uhr bleibt es so, danach kommt die Sonne wieder `raus und ich kann mich an der Landschaft und dem romantischen Kanal freuen – vorher ging das nicht so recht, weil ich dauernd Wasser im Kragen, an den Beinen, am Rücken und natürlich auf dem Haupthaar hatte.
100 Meter vor der Schleuse, beinahe tief genug,
aber wer will schon an Land?

Keiner hinter mir, um mich herum nur Natur



Das muss jetzt aussehen … und rasieren ist auch erst in Toul geplant.

Das Schleusen klappt  - bis auf die Dusche von oben – prima, keine Verfolger in Sicht (fliegender Holländer) – nur mit der Wassertiefe ist es noch nicht so, wie ich mir das wünschen würde.

Selfie mit Mosel im Hintergrund

Trockenzeit

Das Echolot ist mein Haupt-Augen-Kontakt, besonders, wenn ein Zufluss von der Seite kommt oder nach einer Schleuse, dann, heißt es aufpassen.
Ich fahre weite Strecken über eine angezeigte Tiefe von 1,70 Metern und ein Schleusenwärter unterwegs tut noch ein Übriges, um mich nervös zu machen, indem er sagt, eigentlich sei der Canal de Vosges nur für 1,40 zugelassen (ich habe 1,50) – aber fügt er hinzu, „restez au milleu,  et allez doucement“ – wie beruhigend.



Ein paar Aufsetzer kommen natürlich vor – aber nicht sehr fest, meistens Schlamm.

Nach dem Verlassen der "Region de Vosges" (man merkt das auch daran, dass die Schleusen anders aufgebaut sind) in der "Region de Moselle Irgendwas", ist plötzlich jede Menge Wasser unter dem Kiel.
Socken (naß) mit Mosel im Hintergund (nicht schiffbar)


An vielen Stellen fließt es sogar ab, in die nebenan verlaufende (noch als Bach zu bezeichnende) Mosel. Könnte man das nicht vielleicht irgendwie ausgleiben - Frankreich ist doch ein Zentralstaat - oder regiert hier statt wie bei uns der Föderalismus, der Regionalismus?  
Ich glaube fast.




Irgendwann gegen 17:00 Uhr finde ich, dass es Zeit wird, einen Platz für die Nacht zu suchen – gar nicht so einfach, denn einen Hafen gibt es erst in unerreichbaren 15 Kilometern, mit 6 Schleusen.


Aber, der Canal hat ein Einsehen mit dem eingeweichten Skipper und zeigt auf rechten Seite ein blaues Parkplatzschild, im Gras ein Festmacher und noch einer 100 Meter weiter.
Das ist die Stelle, später sehe ich, dass weiter unten noch ein besserer Platz gewesen wäre –wenn denn das Handbuch stimmt, was beileibe nicht immer der Fall ist.

Aber besser der Spatz in der … also besser am Waldparkplatz angelegt als den vermeintlich besseren Anleger nicht erreicht.

Dies ist der dritte aufeinander folgende Platz ohne Strom, Dusche und diese Dinge, die immer maßlos überschätzt werden.
Dafür bin ich recht weit gekommen und werde wohl morgen Toul erreichen, wo es all die Errungenschaften der Zivilisation im Übermaß gibt.

Zur Einstimmung darauf gibt es heute Abend schon mal ein Gläschen Rosé Côte de Toul – hoffentlich nicht voreilig.

Statistik: (Acht Stunden unterwegs,  ~ 26 Kilometer, 21 Schleusen, nasse Socken, nasse Hose, 2 nasse Jacken, gegen 20:00 Uhr noch (wieder) 25 Grad) - bin zufrieden.

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