Teil1:
Der Franzose am Kai von Fontenay sagte mit beim Ablegen, dass die
Schleusen erst um 9:00 Uhr aufmachen, auch heute am 2.8..
Ich weiß das auch, aber bisher hatte ich oft das Glück, dass ich schon
um 8:30 Uhr in der Schleuse war.
Und so war es auch heute – um 9:00 Uhr war ich schon in der zweiten
Schleuse und hatte alle hinter mir damit erst einmal abgehängt.
Es ist für mich am besten, alleine zu schleusen, deshalb diese Eile,
denn dann kann ich mir den Platz aussuchen und muss nicht fürchten, dass mir
einer „an de farv“ kommt.
Und es hat geklappt, ich war den ganzen Tag alleine in den Schleusen,
insgesamt 27 Stück. Auf der Hinfahrt hatte ich auf diesem Kanalstück 33
Schleusen geschafft und am Ende vor der 34. und vor dem Hafen, im Wald
übernachtet.
Mal sehen, ob ich heute die 34 schaffe und damit den Scheitel zum
Mittelmeer (besser vom Mittelmeer weg), danach geht es dann meistens bergab
Richtung Mosel, Rhein und Ostsee.
Aber es sollte anders kommen.
Statt einen neuen Schleusenrekord aufzustellen, habe ich wahrscheinlich
den Rekord im Telefonieren mit der VNF aufgestellt, 5 Mal musste ich dort
anrufen, weil entweder eine Schleuse defekt war oder (1x) weil eine Drehbrücke
nicht besetzt war.
Allegro in einer der typischen Schleusen, Hub etwa 3,00 Meter |
Der Brückenwärter war einfach nicht da – und ich konnte 45 Minuten
warten, bis ein Ersatzmann auf dem Moped angerast kam – immerhin.
Die Fahrt sonst war schön – und schön warm, denn die Hitze ist zurück,
30 Grad waren es unterwegs, mindestens.
Aber durch den Schatten der Bäume und ab und zu Wind, war es gut
auszuhalten.
Leiter und Bedienstangen leider gegenüber, also "rennen" |
Allegro wartet artig, dass ich wieder herunter geklettert komme, der weil startet die Schleuse |
Anstrengend war es trotzdem, denn die Schleusen waren nicht für meine
„Schnellschleuse-Methode“ geeignet, die blaue Stange war immer weit vorne in
der Schleuse angebracht – und da wollte ich nicht hin, weil dort das Wasser
gewaltig hereinstrudelt.
Also immer hinten an einer Leiter angelegt, festgemacht, die Leiter
hoch (immer 3 Meter), um die Schleuse herum zur blauen Stange, Stange bedient
und im Laufschritt zurück, Leiter hinunter auf’s Boot und die Leinen bedient.
Ein Zirkeltraining ist nichts dagegen.
Rot-Grün = en préparation |
Das Schleusen ging dann routinemäßig, da hier alle Schleusen gleich sind, passiert immer dasselbe – man kann sich gut darauf einstellen.
Zuerst kommt die Welle von vorne, also Achterspring festhalten, dann
wird diese Welle vom hinteren Tor zurückgeworfen – Aufgabe für die Bugspring –
und danach muss man eigentlich nur noch festhalten und die Leine umlegen, wenn
man nach oben gehoben wird.
Das Ganze heute also 27 Mal.
Zwischen durch einige Grundberührungen - ich erschrecke mich immer noch, jedenfalls, wenn sie während der freien Fahrt passieren – die Blödeste war die vor einer Schleuse, in die ich hinein wollte und ein Motorboot wollte hinaus.
Ich bin so weit wie möglich an den Rand gefahren, der Typ hat aber
überhaupt keinen Platz gemacht, mit seinen 6,50 Meter langen Stinker und mich in
den Schlamm gezwungen. Hat mich einige Mühe gekostet, da wieder heraus zu
kommen.
Eigentlich wäre mehr ´drin gewesen, aber an den letzten drei Schleusen
war ein Boot vor mir, dass alle drei Schleusen irgendwie außer Betrieb gesetzt
hat.
Ich konnte es von unten nicht so genau erkennen, aber bei der ersten
der drei Schleusen ist er von oben hineingefahren, dann standen plötzlich beide
Lampen auf rot – also „en panne“ und der
Typ für rückwärts wieder `raus.
Damit hat er das ganze System durcheinandergebracht, denn die Sensoren
waren wohl verwirrt, dass einer `rein aber nicht wieder `raus kam – jedenfalls
nicht auf der richtigen Seite.
Es gibt auch schöne und bewohnte ehemalige Schleusenwärterhäuschen, dies hier gehört zur anderen Kathegorie |
Jetzt liege ich also 6 Schleusen vor meinem eigentlichen Ziel im Wald, unterhalb von Schleuse 8, an einem Anleger ohne Strom und Wasser – aber tief genug – und ein paar Meter hinter mir der „Schleusenterrorist“, ein dem Aussehen nach uralter Holländer mit einem schmucklosen Motorboot – ich hoffe, er fährt morgen in die andere Richtung oder bricht später auf, den mit dem möchte ich nicht zusammen schleusen.
Hinter mir einer, den ich loswerden will ... |
In den nächsten 2 Tagen wird es mit Strom, Internetverbindung und Wasser nicht viel besser werden, denn die Vogensen – die ich gerade überquere, sind eine ziemliche, aber eine schöne Wildnis.
Zum Fahrradfahren auf den Treidelpfaden am Kanal super, zum Abschalten
vom Weltstress auch super, zum Kanalfahren super (wenn das Wasser da ist und
die Schleusen funktionieren) –aber großer Mist zum Surfen im Internet, zum
Telefonieren (geht gerade noch), whatsapp‘en und bloggen.
Naja, man kann nicht alles auf einmal haben- ich bin jedenfalls immer
noch froh, dass ich diesen Kanal fahren darf – und nicht den Riesenumweg oder
den LKW nehmen musste.
Und in 2 – 3 Tagen bin ich auf der Mosel, die ist tief, schiebt mich an
und soll landschaftlich auch sehr schön sein – freue mich ´drauf.
Und die Häfen sind wieder an die moderne Kommunikation angeschlossen …
Teil2:
Heute, am 3.8., lief der alte Holländer um 7:00 Uhr aufgeregt auf der
Wiese neben dem Anleger herum und fuchtelte immer wieder mit der Fernbedienung
für die Schleusen herum – ich glaube er versuchte, die Schleuse zu öffnen!
Ich habe versucht ihm zu sagen, dass die Schleusen erst ab 9:00 Uhr
aktiv sind – das dauerte eine Weile, denn er versteht außer holländisch gar
nichts und ist zudem schwerhörig, wie er mir in Zeichensprache klar machte.
Der Blick nach vorne gerichtet, den hinten ist noch "der" |
Aber nach einer Weile hat er es kapiert und wir haben es sogar hinbekommen, uns zu einigen, wer in unserem Zweierkonvoi (leider ja!) vorne fährt – ich.
Ich will in der Schleuse lieber vor ihm stehen, denn hinter ihm hätte
ich die Befürchtung, dass er von der Strömung auf mich getrieben wird – vorne ist
es zwar unangenehmer und anstrengender, aber ich habe nur mit der Schleuse zu
tun und nicht mit einen unberechenbaren, schwerhörigen, Motorboot fahrenden Holländer.
Die Schleusungen (insgesamt acht) klappten ganz gut, außer das einmal sein Boot alleine in der Schleuse schwamm und er oben auf der Mauer stand.
Ich dachte „jetzt bin ich ihn los“, aber vor der nächsten Schleuse war
er wieder da, bevor ich darin verschwinden konnte.
Jetzt ist er weg, nach meiner Shoppingpause in Girancourt |
.... ich kann wieder genießen und habe frische Luft, denn in den Schleusen stank es wie in einer Garage, der Motor desjenigen, dessen Namen man nicht ausspricht |
Den ganzen Tag halte ich das mit dem Typen nicht aus, war mein Gedanke,
als wir die Scheitelhalterung erreicht hatten (von nun an geht es also bergab,
bis zum Rhein, dann noch ein bisschen bergauf vom Rhein nach Osten und dann ist
die Ostsee erreicht – noch ziemlich weit, aber jeden Tag ein bisschen …) –also,
wie werde ich den Holländer los?
Im Ort Girancourt (Wasserscheide zum Mittelmeer) ist gleich neben der Schleuse ein sehr guter Supermarkt, das weiß ich von der Hintour.
Ich beschließe dort kurz anzuhalten, einzukaufen (Wein, Milch, Brot, Käse, Äpfel) und dann weiter zu fahren, dem Holländer also eine halbe Stunde, etwa eine Schleuse, Vorsprung zugeben.
Schleusenselfie mit Schleusenfriese |
An dieser Stelle ein kurzes Update zu meinem Alkoholkonsum: Ich bin auf
den Geschmack gekommen, der Rosé, den es hier überall zu kaufen gibt ist
wirklich lecker und wenn ich schon mal hier bin …
Also 3 Flaschen eingepackt, alle paar Tage gibt es Nachschub, immer aus
der Region, wenn möglich.
Aber da ich ein Wein-Nicht-Kenner bin, schmecken mir alle Rosés
irgendwie gleich – aber irgendwie auch alle gleich gut – also alles
durchprobieren kann nicht schaden.
Schleusenhäuschen der netten Art |
Eine von 14, nach gut 2 Stunden geschafft, die Treppe |
Vielleicht entdecke ich ja doch noch einen Unterschied, wenn ich die
Moselweine probiere – in ein paar Tagen.
Der Einkauf hat tatsächlich nur eine halbe Stunde gedauert, danach war
das Schleusen eine Wonne – alleine – und es geht ab jetzt bergab – das geht
leicht, kein Gerenne und kaum Kraftaufwand.
Nur aufpassen, dass das Boot parallel zur Mauer liegt.
Letzte Schleuse der Schleusentreppe von Golbey und damit Vogesen adé |
Eine Schleuse nach der anderen, zum Schluss die Schleusentreppe von Golbey, mit 15 Schleusen auf ungefähr 3 Kilometern, dauerte zweieinhalb Stunden.
Am Ende der Schleusentreppe (von oben gesehen) ist eine Zentrale der
VNF,und gerade hier ist es am Schlimmsten. Auch auf der Hinfahrt war das schon
so.
Die letzten beiden Schleusen „en panne“, Hilfe kam aber schnell, denn
der Pausenraum der Schleusenwärter ist kaum 100 Meter entfernt.
Danach das flachste Stück der ganzen bisherigen Reise, mindestens 5
Aufsetzer, wieder direkt nach der Zentrale der VNF.
Ich bin heilfroh, wenn ich hier durch bin – das ständige Starren auf
das Echolot geht mir „auf den Zeiger“.
Naja, morgen soll es regnen, vielleicht sorgt das für höheren Pegel.
Einer derschönsten Abende, noch dazu umsonst ... |
Ansonsten ist das Wetter wieder hochsommerlich, im Moment (18:45 Uhr)
noch 34 Grad.
Deshalb habe ich an meinem Liegeplatz für die Nacht (ein Kai ohne
Versorgung beim Ort Chavelot, vor Schleuse 19, Usine de Thaon) statt in meinem
Schweiß zu baden, ein erfrischendes Bad im Kanal genommen.
... allerding auch kein Strom, keinWasser, kein garnix |
... aber toll, man kann baden, wenn man Mut hat (wie ich) |
Stimmungsvoll |
Und hier ist wieder ein Netz zu erreichen, so dass ich wenigstens Texte in den Blog hochladen kann.
Ach ja, meine Holländer habe ich übrigens nach der Schleusentreppe wieder eingeholt –und oh Glück, er hat sich als Übernachtungsplatz einen Anleger für Kiestransporter, 2 Schleusen hinter mir ausgesucht – den werde ich also Morgen nicht mehr am Hals haben – vorausgesetzt, alle Schleusen vor mir sind nicht „en panne“.
Abends, ein Glas Rosé in der Hand ... |
Für die Statistiker, heute gut 20 Kilometer und 26 Schleusen - Fahrtzeit 8 Stunden, minus eine halbe Stunde für´s Einkaufen.
... die Sonne versinkt ... |
... traumhaft... gute Nacht |
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