Nach einer ruhigen, etwas weinseeligen Nacht im Hafen von Toul
(immerhin gab es ja die Überwindung des Canal de Vosges zu feiern), geht es
erst um 9:00 Uhr los, denn vorher macht die erste der 3 kleinen Schleusen, die
hinunter zur Mosel führen, nicht auf.
Direkt im Hafenbecken stelle ich mich vor die Schleuse, ein Engländer
war schneller und wartet schon.
Aber hinter uns kommt noch ein unfreundlicher Franzose und drängelt ein
bisschen – muss leider die nächste Schleusung abwarten – denn mehr als 2 Boote passen
nicht hinein.
Alle drei Schleusen und zwischen ´drin eine kleine Drehbrücke liegen um
9:45 Uhr im Kielwasser, die Mosel fließt kaum, es geht mit gut 5 Knoten nach
Norden.
Warten vor der 1. Schleuse, noch im Hafenbecken, am "Morgen danach". |
In der ersten Moselschleuse (von heute insgesamt 8 Schleusen) müssen
der Engländer und ich warten – auf wen wohl?
Ja, der drängelnde Franzosen hat aufgeschlossen und dazu kommt noch ein
geklinkertes Holzmotorboot, wie ich später beim Schleusen-Smaltalk erfahre aus
Schlutup bei Lübeck.
Wir vier werden bis zum Zielhafen zusammen geschleust, das ist gut,
denn so muss man nicht warten, bei vier Booten wird sofort geschleust – wenn keine
Berufsschifffahrt dazwischenkommt.
Da ich das langsamste Boot fahre (gebe mir ja alle Mühe, aber mehr als
5,6 Knoten sind unökonomisch), müssen die anderen drei immer auf mich warten –
der Franzosen gibt ordentlich Gas und hat dann in der Schleuse ordentlich
Pause.
Die Mosel – soll ja so schön sein. Ist sie auch – besonders das Fahren
ist stressfrei, es fährt sich einfach gut, immer tief genug, schöne Landschaft,
gepflegte und vom Personal gut bediente Schleusen – also alles gut.
Aber irgendetwas fehlt mir – ich grüble, warum mich die Mosel nicht „packt“,
so wie mich die anderen Strecken fasziniert haben.
Der Canal de Rhone a Sète mit seinem tropischen Flair, die Rhone mit
ihrer gezähmten Macht, die liebliche Saône und der wunderschöne aber auf dem
Rückweg stressige Canal de Vosges.
Irgendetwas fehlt, die Angler, die Reiher, die wilde Natur, die
Anspannung, ob auch alles gut geht?
Ich weiß es nicht so recht, kurz vor dem Zielhafen, tauchen dann am
Ufer wieder die Angler auf – na also – etwas von der
Quer-durch-Europa-Kanalfahrer-Stimmung ist sofort wieder da.
Aber bisher ist die Mosel eher so eine zahme Strecke, die man mag, weil
sie einfach ist – aber die einen nicht „umhaut“.
Gut, dass ich die anderen Strecken auch in meinem
Erinnerungsschatzkasten habe.
Zwischendurch denke ich noch kurz an die Alternative „LKW-Transport“,
die sich ja zum Glück als nicht nötig erwiesen hat, einer der drei von mir
angeschriebenen Spezialspediteure hatte nämlich geantwortet, hier die Mails
(netter Kontakt, Spedition Keller ist zu empfehlen).
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Am 02.08.2015 um 11:02 schrieb Rainer Keller:
Sehr geehrter Herr
Pipke,
wir hätten ein
Fahrzeug welches von Spanien kommt und in Lyon ein Boot laden muss.
Nun könnten wir Sie
noch dazwischen schieben und ihr Boot in Port sur Saone laden, in Toul wieder
abladen, was mit An und Abfahrten ein Tag Arbeit wäre.
Mit den
Genehmigungen und den zusätzlichen gefahrenen Km müssten wir Ihnen 950 Euro
netto verrechnen wenn Sie damit leben können melden Sie sich.
Bedenken Sie es
kommt noch zweimal Kran hinzu.
mit
freundlichen Grüßen
Rainer Keller
Rainer Keller Transporte
Kreuzweg 2
97450 Büchold
Von: Gerhard Pipke [mailto:gerhard@pipke.net]
Gesendet: Donnerstag, 6. August 2015 07:46
An: Rainer Keller
Betreff: Re: Kontakt
Gesendet: Donnerstag, 6. August 2015 07:46
An: Rainer Keller
Betreff: Re: Kontakt
Sehr geehrter Herr Keller,
vielen Dank für das Angebot, aber ich habe es doch auf eigenem Kiel durch den Canal geschafft - und benötige Ihre Hilfe nicht mehr.
Ich hätte sonst ihr Angebot angenommen, vielen Dank dafür.
Meine späte Antwort bitte ich zu entschuldigen, unterwegs hatte ich kein Internet.
Mit freundlichen Grüßen
G. Pipke
vielen Dank für das Angebot, aber ich habe es doch auf eigenem Kiel durch den Canal geschafft - und benötige Ihre Hilfe nicht mehr.
Ich hätte sonst ihr Angebot angenommen, vielen Dank dafür.
Meine späte Antwort bitte ich zu entschuldigen, unterwegs hatte ich kein Internet.
Mit freundlichen Grüßen
G. Pipke
Am
6.8.2015 schrieb Alexander Keller:
Guten Morgen Herr Pipke,
danke für die Antwort, wenn auch nichts draus
geworden ist.
Wünsche Ihnen weiterhin eine Hand voll Wasser
unterm Kiel
Mit feundlichen Grüßen
Keller Alexander
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950.—gespart, das war der Stress wert, Krangebühren bestimmt auch noch
einmal 300.--, und das auch noch bei der bissigen Valerie im Hafen Port sur
Saone – ich habe richtig Glück gehabt.
Aber heute die stressfreie Mosel – trotzdem habe ich um 17:00 Uhr genug
davon, denn der nächste Hafen wäre noch mindestens 3 Stunden entfernt.
Also rechts abgebogen und in den schönen Hafen von Pont-à-Mousson
eingelaufen, 12 Euro alles inclusive – da kann man bleiben.
It 's hot out here for a bitch |
Im Hafen steht allerdings die Hitze, die Wartezeit in der Capitainerie
verbringe ich vor der mobilen Klimaanlage, danach zurück in das auf 38,2 Grad
aufgeheizte Boot.
Hitzewelle, auch in Deutschland (dem ich schon ziemlich nahe bin) wie
ich in den Nachrichten höre.
Ich schätze, ich muss noch einmal die Schlingpflanzen vom Ruder
entfernen – und ins kühle Nass tauchen – Badespaß mit Bootspflege.
Morgen geht es weiter Richtung Deutschland, wenn ich Glück mit den
Schleusen habe, werde ich es bis zum Teil der Mosel schaffen, der die Grenze
zwischen Luxemburg und Deutschland bildet – und an Schengen vorbeikommen.
Namensgeber für das Abkommen, dass Europäern und Anderen mit "Schengen-Visum" freien Grenzverkehr
zusichert – ich habe das weidlich ausgenutzt auf meiner Tour, quer durch die
europäische Union – auch Glück.
Wenn das Glück „wirklich mit die Doofen ist“, muss ich ganz schön blöd
sein.
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