Heute, am
29.4.15, war Wecken um 5:00 Uhr, ja, morgens!
Ausgelaufen
bin ich dann leise wie ein Eichhörnchen aus dem netten Yachthafen Hannover mit
dem netten Hafenmeister und seinem netten Stellvertreter und natürlich mit „Schimanski“.
Statt
Eichhörnchen hätte ich vielleicht lieber „Schneeleopard“ sagen sollen, denn ich
hatte tatsächlich Eis auf Deck, als wir losfuhren. Das Tief im Nordosten und
das Hoch im Südwesten haben eisige Polarluft über mein Boot und mich geleitet,
das blieb den ganzen Tag so, jetzt im Yachthafen Lübbecke ist es richtig
kuschelig und die Leute hier sind nett und freundlich.
„Kanalfahren
ist doch langweilig“, ich höre noch die Kommentare vor der Abfahrt.
Wie durch einen Park zu gleiten.... |
Sonne im Rücken |
Nein, ist es
nicht, es ist sogar richtig abwechslungsreich.
Nun gut,
vielleicht bin ich mit einem anspruchslosen Gemüt gesegnet, dass auch mit wenig
Reizen zufrieden ist – aber alle, auch Segler, die ich bisher getroffen habe,
sahen es ähnlich – und waren teilweise selbst überrascht.
"Kunst" am Bau |
Abwechselung |
Besonders
der Mittellandkanal ist erstaunlicherweise sehr vielfältig.
Industrie
wechselt sich ab mit Rapsfeldern (Ist denn schon Sommer? Muss eine frostharte Sorte sein!),
unberührter Natur, Kulturlandschaft (prosaisch ausgedrückt: Äcker und Wiesen),
Wäldern, hochgelegenen Strecken, von denen man aus der 1. Etage in die
Landschaft guckt, der kunstinteressierte newwave Betrachter sieht an den
unzähligen Brücken immer wieder andere Graffitis, man überquert auf dem Kanal
Straßen und andere Flüsse (Leine und Weser) – und passiert immer wieder neue
und andere Uferformationen.
Naj, wer soll das sein? |
Kilo Watt Calorien? |
Dann doch lieber wieder Natur. |
Augenweide |
Etwas weiter entfernt der Deister, ein bewaldeter „Berg“ in Hannovers Nähe, dort habe ich fast jedes Schuljahr eine Woche verbracht – „Lernen am anderen Ort“, heute würde man es „Projektwoche“ nennen – in unserem Schullandheim in Eldagsen.
Und wieder Natur |
Auch das gehört dazu |
Pupertäre
Erinnerungen – dann ist aber auch Schluss mit den Erinnerungen, denn ab heute
wird (immer weiter westlich) Neuland betreten – Erinnerungen an die Küchen- und
Putzhilfe im Schullandheim, wir fanden, sie sah aus wie Kleopatra, genannt
haben wir sie dann – wenig gentlemanlike – Klo-Petra. Was mag wohl aus
Klo…ähh, Kleopatra geworden sein?
Wie komme
ich eigentlich auf so etwas, muss ich mich selbst fragen, ja.
Stammtisch-Mitsegler
würden wahrscheinlich ein ähnliches Thema anschneiden und fragen „… und Frauen,
unterwegs?“ – wahrscheinlich komme ich deshalb darauf …
Ja Frauen,
gibt’s die unterwegs?
Ja, es gibt
sie, zum Beispiel die Joggerin entlang des Kanals, neben der ich mindestens 20
Minuten hergefahren bin (gleiches Tempo), bis sie sich mit ihrer ganzen
Frauenpower dann der überlegenen Dieselpower des 18 PS Yanmar geschlagen geben musste und zurückfiel.
Oder Olga
aus Berlin, der ich gezeigt habe, wo der Ha…, locker abgehängt – hat aber
gedauert.
Und eben die Erinnerungen an das Schullandheim und seine Küchenhilfe.
Misteln - der schöne Brauch, selten gepflegt |
Aber sonst
ist in dieser Beziehung nichts los, in den Hafen, nur Männer, unterwegs,
allenfalls Vermummte, wegen der Kälte.
Hübsch fand
ich unterwegs auch die vielen Bäume mit Misteln darin, wer darunter durchkommt
muss geküsst werden (alter Brauch) – und wer küsst mich?
Neben all
diesen doch ganz natürlichen Gedanken (oder?) kommt im MLKl auch die Natur
nicht zu kurz, ich habe Gänse gesehen, die ich nie vorher gesehen habe, nicht grau,
sondern „modern Art“, ich nenne sie Designergänse – und ich habe die ersten
Störche getsehen, gleich 6 Stück – ein gutes Zeichen, der Sommer ist also im
Anmarsch. Leider waren beide, Disigner-Gänse und Störche kamerascheu.
Nochmal:
Langweilig – nicht die Spur.
Vorbei an
der Porta Westfalica in der Ferne ist mein heutiges Ziel Lübbecke,
immerhin sind das über 80 km von
Hannover, die zeitlich sehr leicht vorauszuplanen sind, denn die
Durchschnittsgeschwindigkeit ist ziemlich genau 10 km/h, mit den
Kilometerangaben am Kanal, weiß man genau, wann man am Ziel sein wird.
Die Porta Westfalica
hängt zusammen mit dem Schauplatz einer heftigen Schlacht zwischen Römern und
Germanen vor ungefähr 2000 Jahren, die Varus-Schlacht war das, der Cheruskerfürsten
Arminius soll gewonnen haben und die Römer mit seinem Sieg im Teuteburger Wald
aus der Gegend vertrieben haben.
So eine Art
Asterix also – aber heute ist es hier ganz friedlich und ich tuckere weiter dem
Ziel entgegen.
Zu Schluss
noch ein Wort zu den Motorbootfahrern, die hier naturgemäß klar in der Überzahl
sind. Mir fällt auf, dass Einige (ich habe ein paar getroffen), nicht wissen,
wie tief es unter ihnen ist.
Ich komme
vorsichtig, mit Blick auf’s Echolot in den Hafen, frage den Bootsfahrer auf
seiner Motoryacht, wie tief es hier denn wohl sei und wo ich mit 1,50 Meter
Tiefgang hin könnte – und ernte nur Schulterzucken. Keine Ahnung, ist wohl
nicht so wichtig hier.
Der
Funkspruch des Tages:
„Hallo,
hallo, ich bin Rentner und komme nicht in die Schleuse ´rein, meine Frau steht
schon an Land.“
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